Rolf Uliczka im Interview zu »Wattführermord in Harlesiel«

Ostfrieslandkrimi-Autor Rolf Uliczka im Interview zu seinem neuen Buch »Wattführermord in Harlesiel«

Ihr neues Buch »Wattführermord in Harlesiel« ist erschienen. Würden Sie uns in eigenen Worten beschreiben, worum es in Ihrem neuen Krimi geht?

Rolf Uliczka: Eine Wattführung bei Kaiserwetter von Harlesiel nach Spiekeroog endet für den gut trainierten und erfahrenen Wattführer Habbo Schulte tödlich. Da die Umstände einen natürlichen Tod als eher unwahrscheinlich erscheinen lassen, wird das Wittmunder Kommissariat alarmiert und eine Befragung der Wandergruppe nach der Rückkehr organisiert.

Von zwanzig Teilnehmern entziehen sich vier Männer und zwei Frauen der Befragung und geben dem Ermittlerteam mit den Kommissaren Bert Linnig und Nina Jürgens Rätsel auf. Das Obduktionsergebnis bestätigt den Mordverdacht, macht es den Kommissaren aber damit nicht leichter.

Zudem findet Nina heraus, dass Habbo Schulte schon mal als Jugendlicher ins kriminelle Milieu geraten war. Hatte ihn die Vergangenheit eingeholt oder war alles ganz anders? Vieles deutet darauf hin, dass es tatsächlich Zusammenhänge gibt, die das bestätigen könnten, was schließlich sogar zu einem Polizeieinsatz mit dramatischen Folgen führt. Aber dennoch bleiben Zweifel …

Das klingt spannend! Auf welche Schauplätze können sich die Leserinnen und Leser Ihres neuen Krimis denn freuen?

Rolf Uliczka: Natürlich liegt das Zentrum des Geschehens in Harlesiel, Carolinensiel, Wittmund und umzu. Dabei streifen wir auch das Ziel der Wattwanderung, die grüne Ostfriesische Insel Spiekeroog. Und in Altfunnixsiel finden wir einen Campingplatz an der Harle, der zum Angeln und zum Entschleunigen einlädt.

Da ich dieses Buch den Flutopfern des Rheinlandes (natürlich auch mit einer Spende aus dem Verkaufserlös) gewidmet habe, machen wir als Besonderheit einen kleinen Exkurs mit einer romantischen Cabrio-Fahrt durch das Ahrtal, das von der Jahrhundertflut besonders schwer getroffen wurde. Es war für meine liebe Frau und mich fünfundzwanzig Jahre zur Heimat geworden. Wir durften viele liebe Menschen dort kennenlernen. Menschen, die jetzt von dieser schrecklichen Katastrophe schwer getroffen wurden. In Gedanken sind wir bei euch!

Unser früheres Häuschen in Swisttal-Odendorf steht etwa dreißig Meter vom Orbach entfernt. Dieser Bach kommt von der etwa zehn Kilometer entfernten Steinbachtalsperre, deren Damm zu brechen drohte (die Medien berichteten täglich darüber). Bei unseren damaligen Nachbarn sind in der kleinen Siedlung oberhalb des Orbaches »nur« die Keller vollgelaufen. Ein geringer Geländeanstieg hat die Siedlung vor Schlimmerem bewahrt. Vielen historischen Häuschen am Bach wurden die Fassaden weggerissen, sodass nur die Grundsanierung bleibt.

Meine lieben Leserinnen und Leser mögen es mir nachsehen, dass ich in dem kleinen Exkurs dieses Buches beispielhaft an das mittelalterliche Städtchen Bad Münstereifel und mit der Cabrio-Fahrt durch das romantische Ahrtal daran erinnern möchte, was wohl für immer in dieser Form verloren ist. Mancher Sonntagsausflug führte meine liebe Frau und mich genau dorthin. Wir denken mit Wehmut und Mitgefühl für die Betroffenen daran zurück!

Wie würden Sie das Mordopfer Habbo Schulte in einem Satz beschreiben?

Rolf Uliczka: In einem Satz schwierig, wenn man beschreiben will, was ihn als Mensch so sympathisch machte. Habbo Schulte war ein sportlicher, recht muskulöser, mittelgroßer Enddreißiger, mit viel Watterfahrung. Mit seinem wettergebräunten Teint, seinen braunen mittellangen, windzerzausten Haaren und strahlend blauen Augen ein Hingucker für manche Frau, die noch auf der Suche war. Hinzu kam sein natürlicher unaufdringlicher Charme.

Aber er hatte noch ganz andere Qualitäten, die nicht unerwähnt bleiben sollten. Er konnte nämlich super Gitarre spielen und hatte eine Stimme fast wie einer der Gibbs-Brüder von den Bee Gees, mit der er Mädchenherzen zum Schmelzen bringen konnte. Aber das wussten nur noch Eingeweihte, und das hatte einen Grund …

Wie der Klappentext andeutet, hatte Habbo offenbar eine wilde Jugendzeit …

Rolf Uliczka: Stimmt. Er war zwar der Jüngste, aber dennoch das Zentralgestirn in einer Jugendband, die sich ›The Young B.G.‹ nannte und die Songs der echten Bee Gees coverte. In der Feriensaison an der friesischen und ostfriesischen Nordseeküste waren sie auf Beach-Partys eine der gefragtesten Bands. Das ruft nicht nur schmachtende Teenies auf den Plan …

Die Wattwanderung, bei der das Unglück geschieht, ist sehr authentisch beschrieben. Sind Sie selbst auch manchmal im Nordseewatt unterwegs?

Rolf Uliczka: Natürlich, sowas muss man live erlebt, im Schlick gesteckt haben und durch den Priel gewatet sein. Aber seit wir hier bei den Saterfriesen wohnen, war das für mich leider nicht mehr möglich. Von einem Bandscheibenvorfall habe ich in einem Fuß eine Hebeschwäche zurückbehalten. Der Leiter des Wattwanderzentrums Ostfriesland und zertifizierte Wattführer, Joke Pouliart – der übrigens auch live im Buch eine Rolle übernommen hat –, riet mir jedenfalls dringend davon ab.

Das Interview wurde geführt auf www.ostfrieslandkrimi.de.