Roman mit Todesfolge - Leberechts erster Mord

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Das 7-Fragen-Interview für Kriminetz führte der Stuttgarter Kriminalschriftsteller Rudolf Georg.

Rudolf Georg: Wer oder was hat dich zum Schreiben veranlasst?

Michael Kothe: Nie hatte ich vorgehabt zu schreiben, bis du mir im Juni 2018 von deinem Verlagsvertrag erzähltest. Dein Manuskript kannte ich ja als einer deiner Testleser. Nach unserem Gespräch griff ich spontan zur Tastatur und schrieb 500 Seiten epische Fantasy: »Siebenreich – Die letzten Scherben«. Mitte 2019 begann ich mit Kurzgeschichten, um die Wartezeit zu überbrücken, bis Verlage auf mein Manuskript antworteten. Der Erfolg bei Schreibwettbewerben machte mir so viel Spaß, dass ich als Selfpublisher eigene Anthologien verfasste. Das Gefühl, alles selbst zu machen, ist unbeschreiblich. Doch wollte ich auch unter die Fittiche eines Verlags, daran faszinieren mich die Professionalität und die Zusammenarbeit. Das habe ich mit »Roman mit Todesfolge« nun geschafft.

Rudolf Georg: Siehst du Parallelen zwischen dem Protagonisten deines neuesten Romans und dir selbst?

Michael Kothe: Im Gegensatz zu »Siebenreich« gilt hier ein klares Nein. Während ich meinen Fantasyhelden charakterlich so sehe, wie ich mich fühle, und körperlich so, wie ich gern wäre, ist Gotthilf Leberecht eine Kunstfigur. Während eines Strandspaziergangs kam mir 2019 die Idee für einen ungewöhnlichen Detektiv, einen Halbvampir. Das ist Leberecht nicht, aber auch er muss das Geheimnis um seine Vergangenheit und Identität wahren. Ihn habe ich modelliert mit Ecken und Kanten, doch auch mit liebevollen Marotten. Im wirklichen Leben verheimliche ich nichts, verfüge nicht über seine kriminelle Energie und habe einen schrägeren Humor als er. Den darf ich ihm nicht mitgeben, denn im Roman überwiegen die Plausibiltiät und der Ernst um ein Verbrechen.

Rudolf Georg: Hast du literarische Vorbilder? Wenn ja, welche?

Michael Kothe: Ich lese gern und rezensiere. Das analytische Lesen bereichert meinen Stil. Dabei lerne ich tolle Bücher berühmter und unbekannter Autoren kennen. Ihre schriftstellerische Begabung bewundere ich, aber weder würde ich ihre Ideen noch ihren Stil kopieren. Ich will meinen Weg gehen und meinen eigenen Schreibstil festigen. Die Kritiken sagen mir, dass ich damit recht habe. Doch hat mich der lockere Stil von Karsten Dusse und Tatjana Kruse ermutigt, Leberecht bei Verlagen vorzustellen. So weit sind sie Vorbilder. Auch Tolkiens Genie bewundere ich, würde aber nicht abschreiben, obwohl der »Herr der Ringe« mein »Siebenreich« inhaltlich beeinflusst hat.

Rudolf Georg: Fantasy und Krimi liegen nicht unbedingt dicht beieinander. Was reizt dich an diesen Genres? Könntest du dir vorstellen, auch noch in einem weiteren Genre zu schreiben?

Michael Kothe: »Siebenreich« war in Gedanken schon da, als ich zu schreiben begann. Die Krimis habe ich erarbeitet – von fünf Buchseiten hin zu 250. Meine Fantasie lebt in beiden Genres. Bei Fantasy tobt sie sich aus. Beim Krimi suche ich ein plausibles Verbrechen und genieße die Aufgabe, trotz der Handlungsdauer von nur drei Wochen den Figuren Tiefe und Charakter zu geben – als Ersatz für die innere Heldenreise bei epischer Fantasy. Während in Siebenreich meine Helden reichlich Zeit haben, an ihrer Mission zu wachsen, jongliere ich bei Leberecht mit ihren Beziehungen zueinander. In anderen Genres bin ich längst mit Kurzgeschichten unterwegs, bei rund 100 bleibt das nicht aus. Da gibt es Romanzen, Abenteuer, Horror und humorvolle oder gar erotische Gedichte. Nichts davon würde ich aus heutiger Sicht jedoch in einen Roman kleiden wollen.

Rudolf Georg: Sollte »Roman mit Todesfolge« verfilmt werden, wer sollte deiner Meinung nach die Hauptrollen spielen?

Michael Kothe: Auf jeden Fall verfilmen! George Lucas als Produzent, Roland Emmerich als Regisseur, Bruce Willis als Leberecht und Jennifer Lopez als Yvonne! Spaß beiseite – »Roman mit Todesfolge« ergäbe eher einen Vorabendkrimi wie »Mord mit Aussicht« oder »Nord bei Nordwest«. Da stehen sich die Figuren auch selbst im Weg. Wenn das Casting prominent sein darf: Udo Kier als Leberecht, das Kriminelle liegt ihm ja, Heike Makatsch als Yvonne und Anke Engelke als resolute Uschi Haberkorn, nur mit Gags müsste sie sich zurückhalten.

Rudolf Georg: Du schreibst nicht nur Krimis. Worauf dürfen sich deine Leserinnen und Leser demnächst freuen?

Michael Kothe: Dem Legionarion-Verlag schulde ich eine Sammlung düsterer Erzählungen – Cosy Horror. Nur liegt mir »cosy« mehr als Horror, und so gedeiht das Projekt langsam. Daneben treffen sich zum Jahresende in »Schmunzelmord 2« neue Kurzkrimis mit ein paar Siegergeschichten aus meinen Anthologien »Quer Beet aufs Treppchen«. Die Leser sind jeweils andere, nun sollen auch Krimifans diese Geschichten kennenlernen. Doch den Schwerpunkt lege ich auf Gotthilf Leberecht: Für seinen zweiten Mord gibts schon Plot, Prolog und Epilog.

Rudolf Georg: »Roman mit Todesfolge« bleibt demnach nicht der einzige Auftritt Gotthilf Leberechts. Welche Fälle löst er als Nächstes?

Michael Kothe: Sein nächster Fall führt das Trio an die spanische Atlantikküste, meine zweite Heimat. Es geht um Schweigegeld, Erpressung und Tod. Und in Band drei soll er zwei reale Betrugsfälle neu aufrollen. Wie immer ist dabei sein Gebrauch von Fremdwörtern Glückssache – und seine Methoden eine Überraschung für die Leser.

Rudolf Georg: Vielen Dank, Michael Kothe, für deine Antworten. Für deinen Krimi wünsche ich dir viel Erfolg.