Romanverfilumg: Allmen und die Libellen auf der Insel

Martin Rauhaus schrieb das Drehbuch nach der Romanvorlage von Martin Suter zu "Allmen und die Libellen." Foto: © Jürgen Schmid, Kriminetz

Glänzend besetzt ist diese Gaunerkomödie und unterhält mit eleganten Bildern an einem lauen Sommerabend im voll besetzten Filmzelt auf der Ludwigshafener Parkinsel beim Festival des Deutschen Films in Ludwigshafen: Neben anderen spielen Heino Ferch, Samuel Finzi, Andrea Osvárt, Hanns Zischler, Ben Becker und Gustav Peter Wöhler mit. Die Romanvorlage stammt von keinem Geringeren als dem Schweizer Bestseller-Autor Martin Suter. Martin Rauhaus hat den Stoff für die Leinwand adaptiert.

Allmen ist ein durch und durch liebenswerter Lebemann, der ohne die famosen Fähigkeiten seines Dieners Carlos am Alltäglichen scheitern würde. Die beiden sind ein Paar wie Sherlock Holmes und Dr. Watson, wobei Carlos den Wortwitz seines Meisters oft übertrifft. Es geht einem wie mit Mr. Ripley aus der Feder von Patricia Highsmith, ein ebenso sympathisch wirkender Verbrecher, der die Etikette der Upperclass mit traumwandlerischer Sicherheit beherrscht. Beide agieren in Romanen, die im Schweizer Verlag Diogenes erschienen sind, was vermutlich kein Zufall ist.

Johann Friedrich von Allmen pflegt sich trefflich auszudrücken, diese Fähigkeit verlässt ihn auch in brenzligen Situationen nicht, als sein ererbtes Vermögen derart geschrumpft ist, das er schon bald aus der ehemals väterlichen Villa mit Seeblick ausziehen wird müssen. Getreu seinem Motto Den Kühnen lächeln die Götter an, setzt er beim Glücksspiel alles auf eine Karte, auch wenn sein Diener kontert, diese Redewendung sei keine Garantie für einen Gewinn. Der Film hätte so gar kein Spannungsmoment, wenn Allmen gewinnen würde. Und so muss er natürlich alles verlieren und hat fortan einen Bösewicht an der Backe. Um den bedienen zu können, begeht der Kettenraucher einen Raub. Es trifft jedoch keinen Armen, sondern den zweitreichsten Mann der Schweiz, der, wie es der Zufall will, eine schöne sich langweilende Tochter hat, die prompt Allmen in ihr seidenes Bett bittet.

Heino Ferch, der sich in manchen seiner Rollen raumfüllend mit der Kamera im Nacken durch das Bild bewegt, agiert brillant in schmaler Eleganz. Gemeinsam mit Samuel Finzi ist das Duo genial besetzt. Der Chauffeur Arnold ist entgegen der Ankündigung im Programm-Heft nicht mit Romanautor Martin Suter besetzt, auch wenn das lange applaudierende Publikum ihn zu erkennen glaubt.

Zum im Anschluss an die Vorführung stattfindenden Publikumsgespräch gesellen sich zum Moderatorenteam Julia Teichmann und Günter Minas Drehbuchautor Martin Rauhaus, Redakteurin Birgit Titze (ARD Degeto) und Producerin Kristina Henning-Egger.

Martin Rauhaus erhielt 2013 den Ludwigshafener Drehbuchpreis für Adieu Paris. Als er Platz nimmt auf der kleinen Bühne zum Publikumsgespräch, schaut noch geschwind Regisseur Hans Steinbichler vorbei, der gleich noch nach München zurück fahren wird. Steinbichler stellte an diesem Abend im Parallelzelt seinen Film Eine unerhörte Frau vor. Die beiden verfassten gemeinsam das Drehbuch zum Film Winterreise, der mehrfach für den Deutschen Filmpreis 2007 nominiert war und den Josef Bierbichler für seine geniale Darstellung des bayerischen Eisenwarenhändlers, der, nachdem er auf einen Betrug hereingefallen ist, kurz entschlossen nach Afrika reist, in der Kategorie Bester Schauspieler gewann. Auch das macht den Reiz des Festivals in Ludwigshafens aus, das zu Recht als Publikumsfestival gilt: Diese Begegnungen am Rande.

Martin Rauhaus, der mit Serien wie Graf Yoster gibt sich die Ehre und Ein Fall für zwei aufgewachsen ist und auch die Drehbücher für die ARD-Reihe "Hotel Heidelberg" mit Hannelore Hoger schrieb, hatte den Roman Martin Suters schon im Vorfeld gelesen.

Dem Romanautor gefiele der Film, er habe vorab die Drehbücher bekommen und dann „den Daumen gehoben“. Vor allem zur Upperclass habe er Anmerkungen gehabt, die miteingeflossen seien. Bei Martin Suters Romanen schlössen sich tiefe Menschlichkeit und der Besitz von viel Geld nicht aus.

Redakteurin Birgit Titze ist begeistert von den witzigen Dialogen des Drehbuchautors und fügt hinzu, Allmen könne auch als Gefangener seiner Welt gesehen werden, der könne ja jetzt nicht plötzlich als Busfahrer arbeiten. Da würde er nicht überleben, genauso brauche er Carlos zum Überleben. Für sie hat der Film etwas Antiquiertes mit einem Augenzwinkern. Dann plaudert sie noch aus dem Nähkästchen, dass die beiden Hauptdarsteller beim Dreh sehr viel Spaß hatten.

Teil 2, Allmen und der rosa Diamant, ist bereits abgedreht und wird derzeit geschnitten. Beide Teile sollen voraussichtlich im Frühjahr 2017 im Samstagabendprogramm in der ARD zu sehen sein.

Zur Vorführung von "Allmen und die Libellen" waren mit Martin Rauhaus Producerin Kristina Henning-Egger (links) und Redakteurin Birgit Titze angereist. Foto: © Jürgen Schmid, Kriminetz
Links beginnend: Julia Teichmann (Moderation) mit Birgit Titze, Martin Rauhaus, Kristina Henning-Egger und Günter Minas (Moderation). Foto: © Jürgen Schmid, Kriminetz