Sieben Fragen an Angelika Schulz-Parthu

Das Foto zeigt Verlegerin Angelika Schulz-Parthu. Fotot: © Andrea Enderlein

Angelika Schulz-Parthu ist Verlegerin. Ihr Leinpfad Verlag, den sie mittlerweile mit zwei Mitarbeiterinnen führt, ist in Ingelheim in der Nähe von Mainz zuhause. Gegründet hat sie den Verlag vor siebzehn Jahren. Die studierte Germanistin hat mit ihrem Indie-Verlag einen eigenen Stand auf der Frankfurter Buchmesse.
Im Jahr 2010 wurde der Leinpfad Verlag Unternehmen des Jahres im Landkreis Mainz-Bingen in der Kategorie Kultur. 2013 war Angelika Schulz-Parthu für den Virenschleuder-Preis in der Kategorie Persönlichkeit nominiert und schaffte es auf die Short-List.

Für Kriminetz hat Angelika Schulz-Parthu sieben Fragen beantwortet.

Kriminetz: Was um alles in der Welt hat dich dazu bewogen, einen Verlag zu gründen? Ist es nicht wahnsinnig schwer, neben den Branchengroßen auf dem Markt zu bestehen?

Angelika Schulz-Parthu: Ja und nein. Die Großen lassen mich in meiner regionalen Nische in Ruhe: Weder Dumont noch Kompass interessieren sich für einen Reiseführer über Rheinhessen – noch nicht einmal über Lothringen! Ähnlich ist es mit regionalen Kochbüchern. Bei regionalen Krimis jedoch fischen wir im selben Teich – da gibt es eine echte Konkurrenz zu Branchengroßen wie auch zu Branchenmittleren. Und es ist natürlich ein Riesenunterschied, ob man mit einer Startauflage von 20.000 oder 2.000 beginnt! Andererseits bedeutet das Verlegen regionaler Bücher – konkret: Rhein-Main-Neckar-Gebiet, Mosel, Hunsrück, Pfalz – auch jede Menge Vorteile, die richtig viel Spaß machen: Ich kenne die meisten AutorInnen, alle BuchhändlerInnen und viele unserer LeserInnen persönlich. Wir müssen weder skypen noch brauchen wir Videokonferenzen.

Kriminetz: Wieviele Seiten eines eingesandten Manuskriptes musst du lesen, bis du mit vibrierender Stimme sagst „Das will ich verlegen“?

Angelika Schulz-Parthu: Hm – wenn auch das Exposé gut und stimmig ist, dann reichen mir 40 Seiten.

Kriminetz: Welche Reihen hat der Leinpfad-Verlag im Programm?

Angelika Schulz-Parthu: Kochbücher, Wander- und Ausflugsführer, hier gibt es sogar eine weitere Untergruppe, den „Weinkompass“: das sind Führer zu Straußwirtschaften und Gutschänken einzelner Weinanbaugebiete, dann Krimis, Kulturanthropologisches, Biografien und Autobiografien, Mundart. Die Kinderbücher mussten wir zu meinem großen Bedauern leider aufgeben– zu kleine Auflagen, die sich häufig erst nach Jahren verkauft haben. Eine Ausnahme gibt's auch hier: Das Jugendsachbuch „Kalle im Wingert“ ist im letzten Jahr in dritter Auflage erschienen und gehört sozusagen zum Tafelsilber.

Kriminetz: Kürzlich erschien in deinem Verlag das Buch „Pfälzer Tapas“ von Gina Greifenstein. Übrigens habe ich schon was nachgekocht, und es hat vorzüglich geschmeckt! Aber zurück zur Frage. Tapas verbindet man eigentlich nicht mit der Pfalz. Ist es auch der ein wenig ungewöhnliche, neue Blick, den du auf die Region richtest, der dir zum Erfolg verhilft?

Angelika Schulz-Parthu: Ja, mit Sicherheit! Bei den Pfälzer Tapas haben wir – wie vorher schon bei den rheinhessischen – das Prinzip der mediterranen Tapas, nämlich südliche Kleinigkeiten, die gut zum Wein passen, mit typischen Pfälzer Spezialitäten verbunden, zum Beispiel als Saumagen-Carpaccio oder als gebratener Saumagen mit scharfer Tomatensalsa. Mit solchen Rezepten, die außerdem noch schnell gemacht sind und in kleinen Weckgläschen toll aussehen, erreichen wir besonders jüngere Leute, bei denen es die klassische Regionalküche eher schwer hat: Wir sind damit sozusagen im Bereich von Lounge und Fingerfood unterwegs.
So trauen wir uns zum Beispiel auch, Top Ten-Wertungen in unsere Wander- und Ausflugsführer aufzunehmen: Manchmal ist man ja wirklich nur für zwei Tage in einer Region und bei uns erfährt man die 10 wichtigsten Ziele, um trotzdem einen guten und richtigen Eindruck von der Region zu bekommen – ein zusätzlicher Service. Genau wie die Schlechtwetteralternativen in unserem Lothringen-Führer.
Kurz: Wir versuchen, das etwas zopfige Image eines Regionalverlages mit guten, sinnvollen Konzepten – auch optisch! – zu umgehen.

Kriminetz: Wer macht denn die Cover des Leinpfad-Verlags?

Angelika Schulz-Parthu: Von Anfang an Ursula S. Kosa, die auch schon unser Logo entworfen hat.

Kriminetz: Den Slogan „buy local“ könnte man doch erweitern um „read local“. Hält der Trend zum Regionalkrimi immer noch an?

Angelika Schulz-Parthu: Ja, nach meinen Beobachtungen schon. Anfang September haben wir den siebten Weinkrimi von Andreas Wagner mit einer Lesung von ca. 300 Leuten vorgestellt. Bekannte AutorInnen haben es besonders leicht, während ich mehr rackern muss um unbekanntere zu etablieren.
Wir arbeiten übrigens eifrig an „listen local": Wir haben drei Lesereihen, die jeweils sechs Lesungen unserer AutorInnen an besonderen Orten umfassen, immer mit einem Glas Wein ... Fast alle gibt's seit drei Jahren, die wichtigste hat im Schnitt 85 ZuhörerInnen. Mehr dazu hier.

Kriminetz: Im vorigen Jahr warst du für den Virenschleuder-Preis in der Kategorie Persönlichkeit nominiert und warst sogar auf der Short-List. Hat dich das auch ein klein wenig mit Stolz erfüllt?

Angelika Schulz-Parthu: Oja! Ich fands klasse, gerade in diesem jungen Netzwerk zu punkten. Und bei der Preisverleihung habe ich den Altersdurchschnitt gehörig angehoben …

Vielen Dank, Angelika Schulz-Parthu, für die Beantwortung der sieben Fragen.

Link zur Website des Leinpfad Verlags