Sieben Fragen an Anne Hassel und Ursula Schmid-Spreer

Das Foto zeigt Anne Hassel und Ursula Schmid-Spreer. Foto: © Jürgen Schmid, Kriminetz

Die Schriftstellerinnen Anne Hassel und Ursula Schmid-Spreer sind neben ihrer eigenen schriftstellerischen Tätigkeit ein bestens eingespieltes Team als Herausgeberinnen erfolgreicher Krimi-Anthologien.
Anne Hassel, die in Miltenberg lebt, schreibt neben Krimis auch Kinderbücher. Die Wahl-Nürnbergerin Ursula Schmid-Spreer bleibt dem Genre Krimi treu. Sie organisiert zudem seit etlichen Jahren jeweils am Himmelfahrtstag das beliebte Nürnberger Autorentreffen, für das sie auch immer namhafte Dozenten zu gewinnen versteht.
Die beiden sind Mitglied im SYNDIKAT und bei den Mörderischen Schwestern.

Für Kriminetz beantworteten sie sieben Fragen.

Kriminetz: Wie hat das begonnen mit eurer gemeinsamen Tätigkeit als Herausgeberinnen? Wie habt ihr euch kennengelernt?

Anne Hassel: Ich habe Ursula bei dem von ihr ins Leben gerufene Autorentreffen in Nürnberg kennen gelernt. Nach einiger Zeit stellten wir fest, dass wir die gleichen kriminellen Energien besitzen und so fing alles an.

Kriminetz: Seid ihr euch bei der Auswahl der Krimis für die Anthologien, die ihr herausgebt, immer einig oder gibt es auch manchmal Diskussionen und falls ja, wie legt ihr die bei?

Anne Hassel: Sind wir uns einig? Neee, nicht immer! Etliche blaue Flecken bei Ursula und mir zeugen davon.

Ursula Schmid-Spreer: Aber Anne ist immer so lieb, dass sie dann die Schmerzsalbe gleich dazu gibt. Natürlich gibt es auch Diskussionen, aber meist sind wir uns einig. Mittlerweile sind wir ein gut eingespieltes Team.

Kriminetz: Anne, Du veröffentlichst neben Krimis auch Kinderbücher wie beispielsweise „Paula pupst“ bei Esslinger. Das ist ein gänzlich anderes Genre. Wie stimmst du dich darauf ein, für Kinder zu schreiben?

Anne Hassel: Wie ich mich einstimme? Ich habe eine Idee und versuche, mich beim Schreiben in ein Kind hineinzuversetzen. Ich möchte die Fantasie der Kinder anregen, sie sollen die Figur gut finden und Spaß an den Geschichten haben.

Kriminetz: Das Nürnberger Autorentreffen, von dem mir Teilnehmer begeistert erzählten, wird von dir, Ursula, bereits seit über zehn Jahren organisiert. Wie wichtig ist für dich selbst der Austausch mit KollegInnen?

Ursula Schmid-Spreer: Sehr wichtig! Ich lerne auch immer wieder etwas dazu. Und es freut mich sehr, dass ich dazu beitragen durfte, dass viele Veröffentlichungen über das Autorentreffen initiiert wurden. Schreibgruppen entstanden, Jobs wurden vermittelt, Freundschaften entstanden. Der Austausch der Autoren steht im Mittelpunkt. Ich finde es besonders wichtig, dass man „netzwerkt“, und dadurch Anregungen bekommt. Das beste Beispiel sind Anne und ich. Wir arbeiten gerne und auch sehr gut zusammen. Ohne das Autorentreffen hätten wir uns wahrscheinlich nicht kennengelernt.

Kriminetz: Anne, woher nimmst du deine kriminellen Einfälle? Was inspiriert dich zum Schreiben?

Anne Hassel: Ich beobachte gerne Menschen, dabei kommen die Ideen für Geschichten. Ich überlege, was jemand tun könnte, was daraus entsteht und versuche, mich in die Gefühlswelt meiner Protagonisten zu vertiefen. Mich interessiert vor allem, warum etwas geschieht, so dass auch oft eine Geschichte, die ganz harmlos anfängt, ein unerwartetes, kriminelles Ende nimmt.

Kriminetz: Und Ursula? Was regt dich zum Morden an?

Ursula Schmid-Spreer: Ein Zeitungsartikel, ein Erlebnis, eine Beobachtung in der Straßenbahn. Ich gehe einfach mit offenen Augen durch die Welt. Oder es sagt jemand was, das ich beim Bäcker aufschnappe und schon ist eine Idee geboren. Anne und ich tauschen uns auch regelmäßig aus – brainstormen – und dann creme ich meine blauen Flecken, wenn sie meint: „So geht das aber nicht!“

Kriminetz: Wird man mit Schreiben reich?

Anne Hassel: Ja, mit dem Schreiben wird man sehr reich. Ich besitze inzwischen eine Villa und einige Eigentumswohnungen in Deutschland und ein Ferienhaus in der Schweiz. Wenn ich einkaufen gehe, nehme ich immer den Wagen, der zu meiner Gardarobe passt. Aber sonst lebe ich sehr genügsam.

Ursula Schmid-Spreer: Aber sicher doch! Wenn Anne gut aufgelegt ist, schenkt sie mir ihre Autos, wenn sie die Garderobe wechselt. Und wenn der Papierkorb in einer ihrer Wohnungen voll ist, darf ich sogar dort wohnen. Selbstverständlich könnte ich mir natürlich eigene Wohnungen leisten. Aber: Warum sollte ich?
Erst kürzlich habe ich für einen Anthologiebeitrag 21 Euro überwiesen bekommen. Für eine Mahlzeit hat es gereicht!
Außerdem wird man reich an Erfahrungen, reich an Menschenkenntnis und reich an neuen Freunden, die gleichgesinnt sind.

Vielen Dank, Anne Hassel und Ursula Schmid-Spreer, für die Beantwortung der sieben Fragen.

Anne Hassels Autorenseite bei Esslinger

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