Der Schauspieler Bernhard Conrad ermittelt als Fallanalytiker Jan Kawig im neuen Donnerstagskrimi der ARD, Tod am Rennsteig: Auge um Auge. Die Folge wird am 9. März 2023, um 20.15 Uhr gesendet und ist nach der Ausstrahlung ein Jahr lang in der ARD Mediathek verfügbar. Das Drehbuch stammt von Jens Köster, Regie führte Maris Pfeiffer.
Bernhard Conrad studierte Schauspiel an der Hochschule für Musik und Theater „Felix Mendelssohn Bartholdy“ in Leipzig und schloss mit dem Diplom ab. Er spielte u. a. an Theatern in Chemnitz, Stuttgart, Berlin und Hannover. Fernsehkrimiliebenden ist er aus Rollen in den Reihen Polizeiruf 110, Stralsund, Heiter bis tödlich: Monaco 110, Nord bei Nordwest, TATORT, Der Kriminalist, Der Usedom-Krimi und verschiedenen SOKOs bekannt.
Im Jahr 2020 wurde Bernhard Conrad mit dem Deutschen Schauspielpreis in der Kategorie „Schauspieler in einer Hauptrolle“ für „Kahlschlag“ ausgezeichnet.
Für Kriminetz beantwortete Bernhard Conrad sieben Fragen.
Kriminetz: Mussten Sie nach dem Lesen des Drehbuchs lange überlegen, die Rolle des Fallanalytikers Jan Kawig in „Tod am Rennsteig“, anzunehmen oder waren Sie sofort begeistert?
Bernhard Conrad: Ja, ich war sofort begeistert.
Kriminetz: Was ist denn der Unterschied zwischen einem Kommissar, der oftmals in Fernsehkrimis ermittelt, und einem Fallanalytiker?
Bernhard Conrad: Beamte der Operativen Fallanalyse werden bei komplexen und ungewöhnlichen Fällen eingesetzt. Wenn die Tat unklar ist, oder zum Beispiel, wenn der Täter bekannt ist, bereits gestanden hat, aber falsche Aussagen vorliegen, weil ein mildes Urteil erhofft wurde. In solchen Fällen müssen neue Untersuchungen durchgeführt werden. Oft wird zudem ein Täterprofil erarbeitet – sprich, welche Aussagen können über den Täter, die Täterin getroffen werden. Und die Rekonstruktion des Tatablaufs ist von hoher Bedeutung. Fallanalytiker.innen betrachten die Tat also mit einem möglichst ganzheitlichen Blick.
Kriminetz: Die neue Reihe spielt in der Nähe zur Wartburg, die natürlich mit der Übersetzung des Neuen Testaments durch Martin Luther in Verbindung gebracht wird, zu der er, wie leider kaum bekannt ist, durch Philipp Melanchthon angeregt wurde. Jan Kawigs Vater ist Religionslehrer. Fließt dieser Umstand, der eine Kindheit sicherlich prägt, ausdrücklich in die Rolle ein?
Bernhard Conrad: Kompliment für Ihre Kombinationsgabe und Ihr Allgemeinwissen. Die Kirche als Ort der inneren Einkehr ist für Kawig sehr wichtig. Eine dezidierte Religionsausübung weniger.
Kriminetz: An die Seite von Jan Kawig wird Kriminalpsychologin Annett Schuster, gespielt von Kristin Suckow, gestellt. Kommt es denn zwischen den beiden im Verlauf der Handlung auch zum Knistern?
Bernhard Conrad: Ich möchte hier nichts vorwegnehmen. Mit „Auge um Auge“ soll eine Krimi-Reihe etabliert werden, da knistert es natürlich auch. Interessanterweise da, wo es vordergründig nicht vermutet wird.
Kriminetz: Jan Kawig wird im Film mehr und mehr mit sich selbst konfrontiert. Was macht das mit der Figur?
Bernhard Conrad: Ja, es wird sehr schwierig für ihn. Gedanken an unbeschwerte Jugendzeiten bekommen plötzlich einen Riss. Er muss sich selbst hinterfragen. Das ist ein emotionaler Kraftakt für Kawig.
Kriminetz: Was hat es für Sie bedeutet, in der Nähe Ihrer „alten Heimat“ zu drehen?
Bernhard Conrad: Aufgewachsen bin ich in Leipzig, in Weimar habe ich nur meine ersten anderthalb Lebensjahre verbracht. Aber es war eine rundherum schöne Zeit und vieles fühlte sich sehr vertraut an.
Kriminetz: Sie spielen weiterhin auf der Theaterbühne und im Film. Muss man für den Film beim Spielen die Gestik etwas zurücknehmen?
Bernhard Conrad: Sie beschreiben einen äußerlichen Vorgang. Darum sollte es vordergründig nicht gehen. Auch für die Bühne kann man zu groß agieren. Ich versuche einen Gedanken scharf zu denken, emotional zu füllen und ihn dann auszusprechen. Um nichts anderes sollte es gehen. Und seine Mittel muss man im Griff haben und sie der Entfernung des Gegenübers anpassen – das sind entweder die letzten Reihen im dritten Rang, oder die anderthalb Meter zur Kamera.
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