Die Schriftstellerin Brigitte Glaser wurde 1955 in Offenburg geboren, 1974 legte sie das Abitur in Achern ab. 1975-1980 studierte sie Diplom-Sozialpädagogik in Freiburg. 1980 folgte der Wechsel nach Köln. Sie arbeitete in der offenen Jugendarbeit, im Medienbereich und in der Erwachsenbildung.
1996 erschien ihr erster Krimi Kölsch für eine Leiche, 2001-2008 Tatort Veedel – Orlando & List ermitteln, eine Kurzkrimi-Serie im Kölner Stadtanzeiger, 2003 Leichenschmaus, der erste Katharina-Schweitzer-Krimi, 2010 Schreckschüsse, das erste Jugendbuch. 2016 veröffentlichte sie im Ullstein Verlag Bühlerhöhe, der Roman stand nach seinem Erscheinen wochenlang auf der Spiegel-Bestsellerliste.
Für Kriminetz beantwortete Brigitte Glaser sieben Fragen.
Kriminetz: In deinen im Emons Verlag veröffentlichten Krimis ermittelt die Gourmet-Köchin Katharina Schweitzer. Was kommt bei dir auf den Tisch, wenn du Gäste einlädst?
Brigitte Glaser: Ein Menü mit immer saisonalen, nach Möglichkeit regionalen Produkten. Beim letzten Essen in diesem Sommer: Selbst gebeizter Lachs mit Kräutersalat, Daube provencale mit grünen Bohnen und Polentatalern, Kaffee-Tartuffo mit Brombeerfüllung und Amaretti-Kruste.
Kriminetz: Im zuletzt erschienenen Krimi „Saus und Braus“ fährt Katharina Schweitzer zum Fasten. Was hat dich dazu angeregt, die Köchin tagelang außer Brühe nichts zu sich nehmen zu lassen?
Brigitte Glaser: Ich fand, dass das eine schöne Übung für eine leidenschaftliche Köchin ist, und wollte herauszufinden, wie Katharina unter diesen extremen Bedingungen einen Mord aufgeklärt. Und ich hatte dabei den großen Pepe Carvalho in „Manche gehen baden“ vor Augen.
Kriminetz: Einige Krimis aus deiner Reihe um Katharina Schweitzer sind in der Übersetzung auch auf dem italienischen Markt erschienen. Reist du selbst gerne nach Italien?
Brigitte Glaser: Mein Sehnsuchtsland ist Frankreich. Dahin reise ich am liebsten und am häufigsten. Aber Italien folgt direkt danach. Längere Reisen dahin liegen schon ein paar Jahre zurück, aber ich liebe die italienische Küche, die der französischen in Nichts nachsteht. Die letzten vier Jahre war ich jeweils im Frühjahr in Neapel, Rom oder Turin, um eine neu übersetzte Katharina vorzustellen, dieses Jahr auch in Salerno. Salerno hat ein großartiges, zehn Tage dauerndes Literaturfestival, mit Veranstaltungen überall in der Stadt verteilt, viele im Freien, alle kostenlos. Ganz Salerno ist auf den Beinen, alle Veranstaltungen sind gut besucht, es scheint, die ganze Stadt ist literaturbegeistert. Eine wundervolle Atmosphäre.
Eine meiner Lieblingsfragen zu meinen Büchern betrifft die Kartoffel. In „Delitto al pepe rosa“ geht es um einen Koch, der die Kartoffel zur Götterspeise macht. Und die Italienerinnen wollen dann immer wissen: „Gibt es wirklich so viele Kartoffelsorten, wie du schreibst? Haben die wirklich diese schillernden Namen? Und habt ihr wirklich so viele Rezepte mit Kartoffeln?“ Und ich antworte gerne: „Ihr habt die Nudeln, wir die Kartoffeln.“
Kriminetz: Dein Roman „Bühlerhöhe“ spielt in der noch jungen Bundesrepublik Deutschland. Wie war das für dich bei der Recherche – wärst du damals gerne selbst bei den Ereignissen dabei gewesen?
Brigitte Glaser: Die Recherchen zu „Bühlerhöhe“ waren sehr viel aufwändiger als zu den Katharina-Romanen. Zum einen, weil ich mich das erste Mal an einen historischen Stoff wagte, zum anderen, weil es dabei um den schwierigen Anfang der deutsch-israelische Beziehungen ging. Die Frage, ob ich bei den Ereignissen gerne dabei gewesen wäre, stellt sich für mich nicht, denn ich bin dabei, wenn ich mich in die Zeit einlese, wenn ich mir ausdenke, wie meine Figuren gelebt haben könnten.
Kriminetz: Das Schlosshotel Bühlerhöhe hat selbst eine spannende Geschichte vorzuweisen. Mittlerweile wurde es auch als Drehort, u. a. für die TATORT-Folge „Roomservice“, genutzt. War es dir möglich, die Räume des Hotels zu besichtigen?
Brigitte Glaser: Ja, die Geschichte der Bühlerhöhe ist sehr spannend. Es war einer der großen Glücksmomente bei der Recherche auf die Geschichte von Herta Isenbart zu stoßen, der Gründerin des Hauses. Ich war einmal, bevor ich mit „Bühlerhöhe“ anfing, auf und in der Bühlerhöhe. Während der Recherche war das Haus wieder einmal geschlossen – nur deshalb konnte auch „Roomservice“ dort gedreht werden - und ich konnte es nur von außen besichtigen. Das war aber nicht schlimm, denn ich hatte viele Schwarzweißfotos des Hauses aus den Fünfzigerjahren, die mir sicher mehr geholfen haben als eine Besichtigung. Als das Buch fertig war, hat der SWR dazu einen kleinen Film gedreht und dafür eine Dreherlaubnis von den aktuellen Besitzern bekommen. Für mich war es dann doch etwas sehr besonders, in der Rundhalle zu stehen, in der so viele Szenen von „Bühlerhöhe“ spielen. Ich habe mich gewundert, dass sie so klein ist. Ich hatte sie mir größer vorgestellt.
Kriminetz: Du bist stellvertretende Vorsitzende im SYNDIKAT, dem Verein zur Förderung deutschsprachiger Kriminalliteratur. Syndikats-weit werden alljährlich am 8. Dezember Benefiz-Veranstaltungen durchgeführt. Nimmst du auch an einer teil?
Brigitte Glaser: Da in Köln, wo ich seit vielen Jahren lebe, kein Krimitag mehr stattfindet, habe ich mich als Gast beim Düsseldorfer Krimitag angemeldet. Ich werde also bei einer Veranstaltung dabei sein.
Kriminetz: Möchtest du deinen Leserinnen und Lesern verraten, woran du zurzeit arbeitest?
Brigitte Glaser: Nichts lieber als das. „Rheinblick“ wird mein neues Buch heißen, wieder ein historischer Stoff. November 1972. Nach einem innenpolitisch aufreibenden Jahr wird die Bundestagswahl vorgezogen. Willy Brandt gewinnt sie mit einem sensationellen Ergebnis für die SPD. Die Wahl und die Zeit davor haben ihn aber so erschöpft, dass er seine Stimme verliert und zwei Wochen nicht sprechen kann. Was in den zwei Wochen passiert, interessiert mich. Der Roman erscheint im Februar.
Kriminetz: Vielen Dank, Brigitte Glaser, für die Beantwortung der sieben Fragen.
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