Sieben Fragen an Britta und Christian Habekost

(c) Britta und Christian Habekost

Christian Chako Habekost (*27. März 1962) ist seit 2012 mit Britta verheiratet. Nach seinem Studium der Anglistik, Germanistik und politische Wissenschaften, promovierte der gebürtige Mannheimer 1991 über karibische Performance- und Musik-Dichtung. Schon in seiner Studienzeit war er als Bühnenperformer tätig.
Seit 1996 ist Christian Habekost als Chako unterwegs und setzt sich hier vor allem mit der (Kur-) Pfälzischen Mundart auseinander. 2014 erschien der erste Roman der Elwenfels-Saga, die am 01.09.2016 mit dem zweiten und am 01.10.2018 mit dem dritten Band fortgesetzt wird.

Britta Habekost (*1982, geborene Hasler) wuchs in Ludwigsburg auf. Ihr Studium in Germanistik und Kunstgeschichte finanzierte sie sich als professionelle Domina. Unter dem Pseudonym Nora Schwarz hat sie ihre Erfahrungen aus jener Zeit in Büchern verarbeitet. Unter ihrem Mädchennamen erscheinen Krimis und historische Thriller. Seit 2012 ist sie mit Christian Habekost verheiratet. Durch ihn entdeckte Britta ihre Liebe zur Pfalz. Aktuell lebt das Paar in Bad Dürkheim.

Kriminetz: Der neue Elwenfelsroman erscheint am 01.10.2018 und ist damit bereits der dritte Band der Elwenfels-Saga. Der Hamburger Privatdetektiv Carlos Herb spielt auch hier wieder die Hauptrolle. Mögt Ihr kurz in eigenen Worten erzählen, worum es in dem Buch geht?

Britta Habekost: Die Rahmenhandlung ist diesmal erneut ein sehr spezieller Culture Clash, aber nicht so brachial wie in Band 2. Diesmal kommt eine Gruppe spiritueller Leute, die lange in Indien gelebt haben, nach Elwenfels. Dort wollen sie die Erleuchtung erfahren. Einer von ihnen hat sogar Wurzeln in Elwenfels, hat aber als junger Mann seine Heimat verleugnet.

Christian Habekost: Die Komik und die Konflikte sind natürlich vorprogrammiert, denn die Besucher leben rein vegan, machen jeden Tag Yoga im Wald und stehen mehr auf Räucherstäbchen als auf Rieslingschorle. Sie glauben, dass Alkohol der Seele schadet, was die Elwenfelser völlig vor den Kopf stößt. Dann passiert ein schlimmes Unglück und Carlos muss mal wieder ran, um rauszufinden, ob die Erleuchtungssuchenden wirklich so friedlich sind, wie sie tun.

Kriminetz: Der Ort Elwenfels aus den Büchern ist ein fiktiver Ort irgendwo im Pfälzischen Wald. Wie kamt Ihr auf die Idee, diesen knapp 300 Seelen großen Ort zu erschaffen?

Britta Habekost: Wir sind beide große Fans der Idee, die hinter den Asterix-Büchern steckt. Dieses kleine, unbeugsame Dorf mitten in einer großen „feindlich“ gesinnten Welt mit unsinnigen Gesetzen und Gewalt, Mainstream und staatlicher Übergriffigkeit. Die Gallier bei Asterix machen ihr eigenes Ding und können so gegen die Außenwelt bestehen. Und ähnlich ist es auch mit Elwenfels. Hier gibt es auch eine Art Zaubertrank. Wir hatten eine Zeit lang die vage Idee von einem idealtypischen Pfälzer Dorf, das noch nicht von Tourismus verdorben ist und wo die Menschen teilweise so leben, wie vor hundert Jahren. Daraus ist dann Elwenfels entstanden, wo es lauter Dinge gibt, die in der aktuellen Gesellschaft so in einem kleinen Dorf gar nicht überleben könnten.

Christian Habekost: Außerdem wollten wir einen Ort schaffen, der sozusagen als Symbol für die Sehnsüchte aller Pfälzer steht … eigentlich aller Menschen. Eine starke Gemeinschaft, die nicht lebt um zu arbeiten, sondern umgekehrt. Die keine Konkurrenz und keinen Wettbewerb kennt und die sich nicht verstellt. Die stolz ist auf ihre Besonderheit und sie nicht zugunsten der großen weiten Welt aufgibt. Die Konflikte mit Humor löst und gerne feiert, sich nicht gerne kontrollieren lässt und stolz ist auf ihre innere Freiheit. Die nicht wirtschaftlich denkt, sondern liebevoll. Das ist für uns eine Art Paradies, in dem sich jeder Mensch wiederfinden kann.

Kriminetz: Die Bücher sind teilweise in Pfälzisch geschrieben. War es schwer, die Sprache in Schritt zu fassen?

Britta Habekost: Also für mich ist es eine gute Übung, noch besser pfälzisch zu lernen :-). Ich habe ja viel gelernt von Christian, wenn er auf der Bühne pfälzisch redet und hatte auch nie Verständnisprobleme, obwohl ich ursprünglich aus dem Schwabenland komme. Jede Figur in Elwenfels hat ja ihre ganz eigene Mundart. Der Pfarrer und der Arzt reden zum Beispiel ein nicht ganz so ausgeprägtes Pfälzisch, wie der Sägewerksbesitzer und der Automechaniker. Und auch die Frauen haben eine ganz individuelle Wortmelodie.

Christian Habekost: Es war eher schwer für unsere Lektorin, die aber zum Glück pfälzische Wurzeln hat. Man muss sich halt auf eine einheitliche Verschriftlichung einigen, die jeder Pfälzer verstehen kann, auch wenn es bei einzelnen Wörtern immer noch regionale Unterschiede gibt. Für die besonders drastischen Fälle und auch für unsere nicht-pfälzischen Leser haben wir Fußnoten eingerichtet.

Kriminetz: Ihr habt die Bücher zusammengeschrieben. Wie darf ich mir Eure Zusammenarbeit dabei vorstellen?

Britta Habekost: Die Grundidee und den Entwurf der Story erarbeiten wir gemeinsam und schreiben zusammen die erste, grobe Inhaltsangabe. Dann setze ich mich an den Text. Ich bin es ja gewohnt, in den Wortsteinbruch zu gehen und lange Texte zu erschaffen, während Christian ein Meister der kurzen Form ist. Ich sehe meine Stärke in der Stimmung eines Textes, in der Figurenbeschreibung und der Dramaturgie. Ich schreibe dann erst mal drauf los und nach den ersten 100 Seiten schicke ich ihm die Datei für einen ersten Eindruck.

Christian Habekost: Ich lese dann und bin dann mal wieder schwer beeindruckt von meiner eigenen Frau. Nein, im Ernst, bin ja auch ein absoluter Wortmensch und finde dann die Stellen, wo ich eine Kürzung oder Umstellung vorschlage. Ich peppe dann die Dialoge pfälzisch auf, hole die satirischen Spitzen raus und baue das Komikpotenzial aus. Dann schicke ich Britta den Text zurück, sie nimmt meine Korrekturen entweder an, oder wir diskutieren darüber. Dann schreibt sie weiter und so machen wir es bis zum Ende. Am Schluss gehen wir beide gemeinsam nochmal mit der Lupe über den Text und bauen die Feinheiten ein, die uns bis dahin noch eingefallen sind.

Kriminetz: Wie seid Ihr zu dem Genre Kriminalroman gekommen?

Britta Habekost: Wir sind der Meinung, dass unsere schöne Pfalz im Bezug auf gute Krimis leider sehr stark unterrepräsentiert ist. Bei vielen Regionalkrimis muss das Lokalkolorit bloß als Kulisse herhalten, während es bei uns die Triebfeder der ganzen Story ist.

Christian Habekost: Außerdem ist es ein dankbares, klassisches Genre, bei dem wir alles reinpacken können, was uns selbst fasziniert. Komik, Kultur-Clash, ein bisschen Erotik, Historie, Romantik und nicht zu vergessen, die Mystik. Denn Elwenfels ist ja kein reiner Genre-Krimi, sondern geht ein bisschen in Richtung Twin Peaks, mit einem Schuss Mystery.

Kriminetz: Britta, Du veröffentlichst noch andere Krimis unter Deinem Mädchennamen. Wie kam es dazu? Werden weitere Krimis folgen?

Britta Habekost: Ich schreibe schon seit 2011 unter den Pseudonymen Britta Hasler und Nora Schwarz historische Thriller und erotische Novellen. In das Schreiben der Elwenfels-Krimis bin ich spielerisch hinein gewachsen und darauf konzentriere ich mich gerade hauptsächlich. Ob es einen dritten Teil der Wien-Krimis geben wird, weiß ich momentan noch nicht, da meine Leidenschaft gerade hauptsächlich auf Elwenfels und einigen (noch) geheimen Nebenprojekten liegt, die in der kreativen Pipeline stecken. Ich habe einige ganz besondere Ideen, die sich in den nächsten Jahren als neue Romane und Krimis zeigen werden.

Kriminetz: Christian, Du bist noch unter dem Namen Chako als Kabarettist sehr aktiv. Was macht Dir mehr Spaß? Das Schreiben oder die Auftritte? Worin siehst Du Deine Passion?

Christian Habekost: Meine Passion ist es, Menschen zum Lachen zu bringen. Das habe ich schon als kleiner Junge gemacht. Wenn ich merke, dass die Leute durch mich eine schöne Zeit haben, macht mich das sehr glücklich. Ob nun auf der Bühne oder bei einer Lesung oder beim Erschaffen eines Romans, bei dem ich weiß – das wird die Leser später Tränen lachen lassen. Aber die geballte Energie des Publikums am Rand einer Bühne abzukriegen, das ist schon ebbes arg Schäänes. Diese Direktheit der Energie bekommt man beim Bücherschreiben natürlich nicht.

Kriminetz: Hand aufs Herz: Wie viel Rieslingschorle (natürlich im Dubbeglas) ist in das neue Buch geflossen?

Britta Habekost: Kein einziger Tropfen. Wir machen es ja nicht wie Charles Bukowski Nein, im Ernst, wir trinken beim Schreiben nicht. Denn wenn es nur flutscht, weil dabei die Rieslingschorle fließt … oh weh, dann wäre man als Schriftsteller ganz schön gefährdet. Ich persönlich belohne mich eher mit der Rieslingschorle nach einem guten Schreib-Tag.

Christian Habekost: Allerdings spielt Wein trotzdem eine große Rolle bei der Inspiration. Wenn wir eine neue Geschichte erschaffen, dann geschieht das meistens im Urlaub. Dann sitzen wir abends bei einem schönen Essen zusammen und genießen eine Flasche Wein. Oder zwei … und mal ehrlich: Wer schon einmal einen richtig guten Rotwein getrunken hat, der weiß, dass das eine Kreativdroge ist. Wir haben die Erfahrung gemacht, dass die Ideen dann schneller kommen und die eigene Schöpferkraft viel befreiter ist.

Kriminetz: Vielen Dank Ihr beiden für die Beantwortung der Fragen.

Webseiten der Autoren:

Christian Habekost
Britta Habekost

Das Interview führte Carmen Vicari von Carmens Bücherkabinett

(c) Carmen Vicari, Carmens Bücherkabinett
(c) Carmen Vicari, Carmens Bücherkabinett