Sieben Fragen an Carola Christiansen

Carola Christiansen wurde bei der Criminale in Schwetzingen zur neuen 1. Vorsitzenden des Syndikats gewählt. © Jürgen Schmid, Kriminetz

Carola Christiansen ist in Hamburg geboren und größtenteils aufgewachsen. Bevor ihre Leidenschaft für das Schreiben zum Beruf wurde, arbeitete sie für eine Fluggesellschaft. Sie ist viel gereist, hat in Hongkong, Luxemburg, Dänemark und Venedig gelebt, doch es zog sie immer zurück an die Elbe. Mittlerweile schreibt sie hauptberuflich und hauptsächlich Krimis – ihre Recherche führt sie weiter in der Welt herum. Sie war drei Jahre lang Präsidentin des Netzwerks »Mörderische Schwestern e. V.«. Bei der Criminale in Schwetzingen wurde sie zur 1. Vorsitzenden des Syndikats, dem Verein für deutschsprachige Kriminalliteratur, gewählt.

Für Kriminetz beantwortete Carola Christiansen sieben Fragen.

Kriminetz: Auch an dieser Stelle nochmals herzlichen Glückwunsch zur Wahl der ersten Vorsitzenden des Syndikats! Konntest du dich bereits in deine neuen Aufgaben einfinden?

Carola Christiansen: Vielen Dank für die Glückwünsche!

Zu den Aufgaben - Ja. Das ist natürlich nur durch die Unterstützung der »alten Hasen« im Vorstand möglich. Auch den ehemaligen Vorsitzenden darf ich jederzeit fragen, wenn mir etwas unklar sein sollte. Ich schätze mich glücklich, einem Vorstand anzugehören, der aus engagierten und hilfsbereiten (und reizenden!) Kollegen besteht, an die ich mich wenden kann.

Kriminetz: Was war für dich das Highlight der Criminale in Schwetzingen – abgesehen von deiner Wahl?

Carola Christiansen: Das ist schwierig. Es gibt so viele wunderbare Momente. Das Treffen mit Freunden und Kollegen z.B. Mit Menschen, die ich tatsächlich oft nur einmal im Jahr persönlich sehe. Auf der Criminale.

Der Austausch, die Workshops … Die Criminale Bar, an der Treffen und Austausch kumulieren. Selbstverständlich die Glauser-Verleihungen. Das Ereignis, um das sich schließlich alles dreht – also Förderung von Schriftstellern, die Anerkennung ihrer Werke – und natürlich eine gehörige Portion Glamour.

Sicherlich hätte das fulminante Spiel des FC Criminale auch Potential, ein Highlight zu sein. In Schwetzingen habe ich während der Zeit, in der das Spiel stattfand, bei den Krimi Quickies gelesen. Das war auch superschön, doch in Salzburg werde ich garantiert beim »Spiel der Giganten« zuschauen!

Kriminetz: Dein Krimi »Mord auf den Färöern – Der Kommissar und die Robbenfrau« spielt im hohen Norden. Was war der Anlass für dich, diesen Handlungsort zu wählen?

Carola Christiansen: Ende Oktober 2021 durfte ich auf der zweiten Nordatlantik Crime-Cruise lesen. Die findet auf dem Fährschiff MS Norröna statt, die Fahrt geht von Hirtshals (DK) über Tórshavn (FO) nach Seyðisfjörður (IS). Beim Durchqueren der Passage zwischen den Färöer-Inseln spürte ich es bereits. Beim Betreten der Insel Streymoy manifestierte es sich – diese wunderschönen, kargen, entlegenen Inseln sind ein perfekter Ort für einen Kriminalroman. Die Landschaft, die Menschen – wer wie ich den Norden liebt, kann sich der Faszination kaum entziehen. Dann hatte ich das Glück, ein Recherche-Stipendium der VG-Wort zu erhalten. Das hat mir ermöglicht, zwei intensive Wochen auf den Färöern zu verbringen. So kam eins zum anderen …

Kriminetz: Neben Romanen veröffentlichst du auch Kurzgeschichten. Was ist für dich das Besondere an der kurzen Form?

Carola Christiansen: Die Kurzgeschichte ist in mancherlei Hinsicht reizvoll. So kann sie eine willkommene Abwechslung zu einem Roman sein, bei dem viele Seiten gefüllt werden wollen. Bei der Kurzgeschichte ist es wichtig, direkt ins Geschehen zu springen, eine Idee auf ihre Quintessenz zusammenzudampfen. Das ist mitnichten immer einfach, muss man doch auf ausführliche Erklärungen verzichten. Auch die Entwicklung von Handlung und Figuren muss extrem gestrafft werden und trotzdem nachvollziehbar bleiben.

Kriminetz: Im November gehst du mit mehreren KollegInnen an Bord der Crime Cruise. Wohin seid ihr unterwegs und was ist dein Part?

Carola Christiansen: Es geht wieder auf die MS Norröna, wer einmal an Bord war, dem bleibt dieses Schiff wohl immer im Herzen. Sie ist ein Transportschiff zwischen Dänemark, den Färöern und Island. Felix Schmidt mietet auf der MS Norröna ein Kontingent für Krimiliebhaber. Während der Fahrt sorgen Autoren, Profiler, Musiker usw. für die Unterhaltung dieser Gruppe. Da spiele ich im November mit. Ich werde aus meinem Buch lesen, das ja aufgrund einer Crime-Cruise entstanden ist. Mord auf den Färöern – Der Kommissar und die Robbenfrau. Der zweite Teil ist beinahe fertig. Sicherlich werde ich auch etwas über Autorenvereine, insbesondere das Syndikat, erzählen.

Kriminetz: Du hast viele Länder bereist. Wo könntest du dir vorstellen, länger zu wohnen, wenn es nicht Hamburg wäre?

Carola Christiansen: Hach. Da gibt es zwei Sehnsuchtsorte. Einmal Venedig, das durfte ich ja bereits ausprobieren. Aber unbedingt auch Schottland. Am liebsten auf einer der Inseln. Hauptsache, es gibt einen Pub … ;-)

Mir ist die Nähe zum Wasser sehr wichtig. Ein Häuschen mit Blick aufs Meer, oder eine Wohnung mit Blick auf einen Kanal, das ist ein Traum.

Kriminetz: Wie überzeugst du potentielle KollegInnen davon, zu uns ins Syndikat zu kommen?

Carola Christiansen: Zuerst auf jeden Fall mit der Vernetzung zwischen Kollegen. Auf der Criminale z.B. geht es ja auch an der Bar nicht primär um den Alkohol. Im Grunde wird diese unglaubliche Stimmung durch das Gefühl der Zusammengehörigkeit erzeugt. Wie eine Kollegin sagte: Es ist wie ein Klassentreffen, bei dem man unzählige liebe Menschen wiedertrifft. Und im Unterschied zu einer Zusammenkunft zwischen, sagen wir mal Handelsvertretern, haben viele Autoren manchmal über Jahre etwas völlig anderes gemacht – oder machen es neben dem Schreiben immer noch. Es ist also eine fantastische Mischung vieler interessanter Menschen, mit denen man eine Sache gemeinsam hat: Die Liebe zum Schreiben und zur Kriminalliteratur. Dadurch entstehen wunderbare Möglichkeiten. Gemeinsame Lesungen u.v.m. Außerdem ist das Schreiben oft eine einsame Angelegenheit. Da ist die Criminale oder auch generell die Mitgliedschaft im Syndikat, eine Möglichkeit, sich auszutauschen und mit anderen Autoren zu treffen.

Ferner mit der Gestaltung. Wer Mitglied ist, hat die Gelegenheit im Verein etwas zu bewegen. Sei es als Jurymitglied für einen der Glauserpreise oder bei der Organisation von Buchmessen o.ä. Das betrifft auch Bereiche außerhalb des Syndikats. Beim Krimitag z.B., lesen Autoren für einen guten Zweck. In Hamburg sind auch Kollegen und Kolleginnen der Hamburger Autorenvereinigung und der Mörderischen Schwestern dabei.

Ebenso ist es möglich politisch aktiv zu sein – das Syndikat ist Mitglied im Netzwerk Autorenrechte und im European Writers Council.

Vor allem für Kollegen am Anfang ihrer Karriere, sind die Workshops auf der Criminale interessant. Da gibt es eine Menge zu lernen, von sachlichen Themen, wie dem Erstellen von Klappentexten, Pitches etc., bis hin zur Bühnenpräsenz bei Lesungen oder Vorträgen.

Auch auf Buchmessen ist das Syndikat präsent.

Last not least – der sportliche Faktor! Dieses Jahr wurde er gewissermaßen reanimiert, äh reaktiviert: der FC Criminale …

Kriminetz: Vielen Dank, Carola Christiansen, für die Beantwortung der sieben Fragen.

Link zur Website: Christiansen-krimi.com