Sieben Fragen an Carsten Sebastian Henn

Das Foto zeigt Carsten Sebastian Henn

Carsten Sebastian Henn scheint sich mit Haut und Haaren dem Thema Genuss verschrieben zu haben. Und dies mit großem Erfolg. Seine beliebten Ermittler sind gleich in mehreren Genuss-Bereichen unterwegs: Julius Eichendorff, ein Spitzenkoch, klärt Mordfälle im Ahrtal auf. Prof. Adalbert Bietigheim ermittelt im Käse-Milieu des Burgunds und demnächst in Cambridge. Jetzt im Oktober erscheint zur Frankfurter Buchmesse ein Tee-Krimi. Zusätzlich hat Carsten Sebastian Henn viele Kurzgeschichten geschrieben.
Gemeinsam mit seinen „kriminellen“ Kollegen Ralf Kramp und Monica Mirelli verfasst der Autor Krimi-Satiren. Und auch zwei Hunde-Krimis gibt es aus seiner Feder. Henn ist aber nicht nur Krimi-Autor, sondern profilierter Weinkenner, der sein Wissen in Weinführern vermittelt, auch in dem humoristischen Sachbuch „Weinwissen für Angeber“.
Einige seiner Bücher wurden bereits ins Niederländische, Italienische, Spanische, Tschechische, Amerikanische und Englische übersetzt.
Carsten Sebastian Henn gewann im Jahre 1998 als Erster den „Jack-Gonski-Preis“ für Slam Poetry. 2005 erhielt er den Kulturpreis der Stadt Hürth.

Für Kriminetz beantwortete Carsten Sebastian Henn sieben Fragen.

Kriminetz: Du bewirtschaftest einen eigenen Weinberg. Wie war die Ernte in diesem Jahr? Gibt es einen guten Jahrgang?

Carsten Sebastian Henn: Ganz ehrlich? Das Jahr war verheerend. Mehltau hat die Ernte eines ganzen Weinberges zerstört und an einem zweiten haben Vögel und Wildschweine gerade ihre Freude. Dieses Jahr gibt es sehr wenig Obst – und da stürzen sie sich halt auf die reifen Trauben. Mengenmäßig also der reine Horror, qualitativ kann es aber noch richtig gut werden. Daumen drücken!

Kriminetz: Was macht für dich das Faszinierende am Wein aus? Ist es eher das Hegen der Trauben oder mehr das fertige Produkt im Glas?

Carsten Sebastian Henn: Beides. Die Arbeit im Weinberg ist ein Ausgleich zur Arbeit am Schreibtisch. Um die Ecke liegt mit dem Bremmer Calmont der steilste Weinberg Europas – und mein Weinberg ist nur unwesentlich weniger steil. Am Abend ist man unfassbar erschöpft und weiß, was man getan hat. Aber ich genieße es sehr. Auch körperlich erschöpft zu sein. Zudem leert einen die Arbeit im Weinberg Demut. Man kann so gut arbeiten, wie man will, im Endeffekt ist es die Natur, die entscheidet, ob ein guter Jahrgang auf die Flasche kommt oder nicht.
Wenn das Ergebnis im Glas einen später nicht begeistern würde, wäre allerdings keine Motivation im Weinberg da. Es ist ein ganz besonderes Gefühl, den eigenen Wein zu trinken. Ich bewirtschafte die Weinberge übrigens zusammen mit Freunden, wir nennen uns „Gut Mannwerk“, weil eine Parzelle in unserer Lage, dem St. Aldegunder Himmelreich, den schönen Namen Mannwerk trägt.

Kriminetz: Deine Genusskrimis sind ein großer Publikumserfolg. Debütiert hast du mit einem Erotikroman mit dem Titel „Julia, angeklickt“. Weshalb der Wandel?

Carsten Sebastian Henn: Nach „Julia, angeklickt“ stand ich vor der Frage, was ich als nächstes schreibe. Und es war klar: noch ein Erotik-Titel und ich bin auf das Genre festgelegt. Und so schön Erotik ist, einen Leben lang darüber schreiben wollte ich nicht ;-) Meine Frau wünschte sich dann einen klassischen Detektivroman englischer Schule, weil sie diese so liebt. Und da ich immer mache, was meine Frau mir sagt, habe ich das dann getan ;-)

Kriminetz: Julius Eichendorff ist ein etwas ungewöhnlicher Ermittler. Seine kulinarischen Vorlieben sind ihm anzusehen, er sieht nicht grade so aus, als würde er seine Zeit im Fitnessstudio verbringen. Warum kommt er trotzdem so gut an?

Carsten Sebastian Henn: Das weiß ich bei Figuren nie so genau. Manchmal entwirft man einen Darsteller von dem man glaubt, dass ihn alle richtig unsympathisch finden – und plötzlich ist er beliebt. Ob jemand eher dick oder dünn ist spielt dabei aber überhaupt keine Rolle. Julius ist jemand, den jeder gerne als Freund hätte, das ist glaube ich sein Geheimnis. Er ist - im ganz positiven Sinne - richtig nett. Und das ist bei heutigen Ermittlern ja fast schon etwas außergewöhnliches.

Kriminetz: Hast du selbst schon mal eine Diät gemacht?

Carsten Sebastian Henn: Das Schreiben eines kulinarischen Romans führt bei mir jedesmal dazu, dass ich 3-4 Kilo zunehme. Aber wie soll es auch anders gehen? All die leckeren Sachen, die ich beschreibe, muss ich ja leider, leider probieren ;-) Und wenn ich sie dann beschreibe, bekomme ich wahnsinnig Appetit auf sie. Mir ist es wichtig, dass der Leser meine Leidenschaft für die Genüsse spürt, deshalb wäre eine Diät beim Schreiben undenkbar – danach aber schon. Nach jedem Buch, um wieder auf mein Kampfgewicht zukommen. Beim nächsten Krimi wird es um Schokolade und Pralinen gehen, da wird die anschließende Diät dann wohl etwas länger dauern…

Kriminetz: Wenn du ein Glas Wein trinkst, gehst du dann gleich in die geschmackliche Analyse? Oder kommt es vor, dass du auch mal ganz einfach nur so ein Glas trinkst und genießt?

Carsten Sebastian Henn: Ich kann Wein auch einfach nur genießen. Sehr gut sogar! Aber nach einer langen Weinprobe kann es vorkommen, dass ich sogar unbewusst mein Wasserglas schwenke, um die Aromen freizusetzen. Da arbeitet das Handgelenk völlig autonom…

Kriminetz: Du hast sehr viele Lesungen. Hast du da auch Zeit, dich etwas in den Orten umzuschauen, in denen du liest?

Carsten Sebastian Henn: Leider kaum. Meist geht es hin und wieder zurück. Zum einen wartet die Familie, zum anderen Bücher, die geschrieben werden wollen. Und die können ganz schön laut rufen ;-)

Vielen Dank, Carsten Sebastian Henn, für die Beantwortung der Fragen.

Zur Website von Carsten Sebastian Henn hier

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