Christian Kuhn, 1981 geboren, studierte Wirtschaftsinformatik an der Universität zu Köln. Mit »Nordseedämmerung« wurde 2020 der erste Kriminalroman um BKA-Hauptkommissar Tobias Velten im Wilhelm Heyne Verlag veröffentlicht. Der zweite Fall »Nordseedunkel« folgte im Jahr darauf.
Unter dem Pseudonym Fynn Jacob erscheint eine zweite Romanreihe, die an unterschiedlichen Orten der deutsch-niederländischen Nordseeküste spielt. Aktuell ist mit »Brennendes Watt« ein aktueller Krimi in dieser Reihe erschienen.
Christian Kuhn ist Mitglied im Syndikat, dem Verein für deutschsprachige Kriminalliteratur.
Für Kriminetz beantwortete Christian Kuhn sieben Fragen.
Kriminetz: Du veröffentlichst sowohl unter deinem Klarnamen als auch unter einem offenen Pseudonym. Weshalb hast du dich für deine zweite Reihe für ein Pseudonym entschieden?
Christian Kuhn: Die Romane der ersten Reihe spielen recht klassisch nur auf je einer der ostfriesischen Inseln – Nordseedämmerung auf Juist, Nordseedunkel auf Norderney – mit Tobias Velten als einzigem Protagonisten. Das offene Pseudonym Fynn Jacob ist eine Art Markenname, um die zweite Reihe von der ersten abzugrenzen, weil sie einen anderen Ansatz hat: Hier geht es um länderübergreifende Ermittlungen an verschiedenen Schauplätzen der niederländisch-deutschen Nordseeküste. Jeder Fall behandelt dabei ein Thema, das auch in beiden Ländern relevant ist. In ersten Band, »Die Toten von Friesland«, geht es um die gemeinsame friesische Geschichte, in »Das Blut der Nordsee« um den Schutz vor Sturmfluten, und jetzt in »Brennendes Watt« um die Erdgasversorgung.
Kriminetz: »Brennendes Watt« handelt an der Nordsee. Ist das deine Lieblingsurlaubsregion?
Christian Kuhn: Ja, ganz eindeutig. Schon als Kind bin ich mit meiner Familie immer wieder dort gewesen. Wir hatten ein kleines Segelschiff, mit dem wir von Köln den Rhein hinunter bis zur Küste und den dort vorgelagerten Inseln reisen konnten. Jeden Tag ein anderer Hafen, das war für uns Kinder schon ein kleines Abenteuer.
Kriminetz: Was fasziniert dich am Genre Krimi? Andersrum gefragt: Warum schreibst du ausgerechnet Krimis?
Christian Kuhn: Ich mag es, wenn Geschichten zum Mitdenken und -rätseln einladen: Nordseedämmerung und Nordseedunkel sind ganz klassische Whodunit-Krimis. In der zweiten Reihe verbergen sich hinter vermeintlich kleinen Begebenheiten größere Rätsel, die die Leserinnen und Leser zusammen mit den Ermittlern entdecken können.
Kriminetz: Worum geht es in »Brennendes Watt«?
Christian Kuhn: Am Strand von Borkum wird die Leiche eines Mitarbeiters des LNG-Terminals Eemshaven angespült. Eine Spur führt zu radikalen Umweltschützern, die Missstände bei der Erdgasverarbeitung aufdecken wollen, eine andere in das undurchsichtige private Umfeld des Opfers. Als jedoch im Hamburger Hafen der Kapitän eines Containerschiffes verschwindet, erreicht der Fall dann ungeahnte Dimensionen.
Kriminetz: Wenn die Meerespiegel weiter ansteigen, besteht die Möglichkeit, dass Köln, in dessen Nähe du wohnst, womöglich irgendwann an der Küste liegt. Sparst du schon auf ein großes Schiff?
Christian Kuhn: (muss lachen) Konkret geplant ist es nicht, aber das Leben an Bord eines Schiffes hat mir früher immer sehr viel Spaß gemacht. Auf jeden Fall sollte es dann auch Mast und Segel haben, für den Fall, das bis dahin auch das Erdöl knapp wird …
Kriminetz: Im sogenannten »Brotberuf« bist du Wirtschafsinformatiker. Gibt es »zwischen 0 und 1« soviel Spielraum, der dich zum Schriftsteller macht?
Christian Kuhn: Das Schreiben ist für mich sowohl ein schöner Ausgleich als auch Ergänzung zum normalen Job. Wenn man so will, haben das Schreiben und die (Wirtschafts-)Informatik durchaus Schnittmengen. Zum Beispiel plane ich eine neue Geschichte immer sehr lange und ausgiebig, bis ich mir sicher bin, dass sie in sich stimmig, quasi logisch ist, erst dann fange ich mit dem Schreiben an.
Kriminetz: Womit machst du »Neuen« das Syndikat schmackhaft? Weshalb sollten sie dort Mitglied werden?
Christian Kuhn: Ganz eindeutig wegen der anderen Mitglieder. Im »SYNDIKAT e.V. Verein für deutschsprachige Kriminalliteratur« sind über 800 deutschsprachige Kriminalautoren organisiert. Natürlich dient das Syndikat in erster Linie dem professionellem Austausch untereinander und der Bewerbung des deutschsprachigen Krimis, so vergeben wir jedes Jahr die Friedrich-Glauser-Preise in verschiedenen Kategorien. Dieses Jahr hatte zum Beispiel ich die Ehre, in der Jury für den besten Kurzkrimi mitarbeiten zu dürfen. Es ist aber auch einfach schön, auf unserer alljährlichen CRIMINALE auf Leute zu treffen, die ähnlich ticken wie man selbst – und ein langes Wochenende gemeinsam mit ihnen zu feiern.
Kriminetz: Vielen Dank, Christian Kuhn, für die Beantwortung der sieben Fragen.
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