Sieben Fragen an Christian Redl und Alina Stiegler

Christian Redl ist »das Gesicht« der beliebten Spreewaldkrimireihe. Das Foto entstand beim Festival es deutschen Films in Ludwigshafen, wo die Kriminetz-Redaktion ihn schon oft bei Filmgesprächen erleben durfte. Foto: © Jürgen Schmid, Kriminetz

Christian Redl ist »das Gesicht« der beliebten Spreewaldkrimireihe. Der Schauspieler, geboren 1948 in Schleswig, absolvierte seine Ausbildung an der Schauspielschule Bochum. Die Liste der Filme, bei denen er mitgewirkt hat, ist ziemlich lang. Auch einige Folgen der Reihe TATORT befinden sich darunter und Polizeiruf 110. Neben anderen Preisen wurde er 1991 (gemeinsam mit Bernd Schadewald und Ulrike Kriener) mit dem Adolf-Grimme-Preis mit Silber für seine Darstellung des Erich Rohloff in »Der Hammermörder« ausgezeichnet.

Der Schauspieler ist auch als Musiker aktiv. Mit seiner Band hat er Texte von François Villon vertont, zudem veröffentlicht er eigene Lieder. Außerdem – wie könnte es bei dieser Stimme auch anders sein - wirkt er bei Hörspielproduktionen mit. Mit dem Musiker Vlatko Kucan ist Christian Reld mit »Die Blumen des Bösen«, ein musikalischer Charles-Baudelaire-Abend, seit 2012 auf Tour.

Alina Stiegler tritt als Kommissarin Bohn in »Tote trauern nicht« die Nachfolge von Krüger an, der nun in Pension ist. Die Schauspielerin, 1993 im bayerischen Eresing geboren, hat ihre Kunst an der Otto-Falckenberg-Schule in München erlernt. Sie steht nicht nur vor der Film-Kamera sondern auch auf der Theater-Bühne und hat mit Regisseuren wie Michael Thalheimer, Falk Richter, Herbert Fritsch und Thomas Ostermeier zusammen gearbeitet.

Am 28. März 2022 wird im ZDF der 14. Spreewaldkrimi »Tote trauern nicht« ausgestrahlt, ab dem 19. März ist er in der Mediathek abrufbar. Der Film lief bereits beim Festival des deutschen Films in Ludwigshafen am Rhein.

Für Kriminetz haben Christian Redl und Alina Stiegler sieben Fragen beantwortet.

Kriminetz: Christian Redl, unwillkürlich stellt sich beim Betrachten der Spreewaldkrimis die Frage, ob die Reihe extra für Sie konzipiert wurde? War das tatsächlich so oder stand da zunächst die Idee und Sie wurden dann dafür angefragt?

Christian Redl: »Tote trauern nicht« Der Spreewaldkrimi war nie als Reihe geplant. Erst nachdem wir mit »Die Tote im Spreewald« bei Publikum und Presse Erfolg hatten, dachte man darüber nach, mich als Kommissar in weiteren Folgen zu etablieren - wobei es allerdings immer mehr um die Geschichten, als um meine Figur des Thorsten Krüger ging.

Kriminetz: In »Tote trauern nicht« geht es, wie so oft in der Reihe, um eine sorbische Sage. Das macht diesen ganz besonderen Reiz aus, wenn Mystik einfließt und auch visuell genial umgesetzt wird. Den wendischen Sagen nach weisen die Bludniks einem den Weg. Betrügt man sie um ihren Lohn, bestrafen sie einen. Es könnten aber auch, so sagen welche, die Seelen der ungetauft verstorbenen Kinder sein. Waren Ihnen die sorbischen Sagen bereits bekannt oder sind sie mit Dreharbeiten damit in Berührung gekommen?

Christian Redl: Die sorbischen Sagen waren mir nicht bekannt und ich bin erst durch die Dreharbeiten mit ihnen in Berührung gekommen. Ich fand immer, dass sie einen wunderbar mystischen, geheimnisvollen Hintergrund bildeten für unser sehr eigenwilliges Format.

Kriminetz: Thorsten Krüger hat sich nach Marlenes Tod aus dem aktiven Dienst und in den Spreewald zurückgezogen. Bleibt er uns dort hoffentlich für die weiteren Folgen erhalten?

Christian Redl Krüger hat sich pensionieren lassen und sich dadurch eine gewisse Eigenständigkeit zurückerobert. Er ist nicht mehr eingebunden in den Beamtenstatus und kann nun im Grunde selbst entscheiden, inwieweit er sich mit einem Fall beschäftigen möchte, oder ob er die Aufklärung lieber den aktiven Kollegen überlässt.

Kriminetz: Ich habe Sie schon mehrfach auf der Ludwigshafener Parkinsel nach der Vorstellung des aktuellen Spreewald-Krimis bei Publikumsgesprächen erlebt. Wie ist es für Sie als Schauspieler, den Film auf der großen Kinoleinwand und dann auch noch mit begeistertem Publikum zu sehen?

Christian Redl: Das ist immer wieder auf’s Neue eine sehr spannende Situation, da auch ich - genau wie die Zuschauer - den Film auf dem Festival zum allerersten Mal zu sehen bekomme. Und natürlich freue ich mich darüber, wenn ich die Begeisterung des Publikums während der Vorführung und vor allem auch danach hautnah zu spüren bekomme.

Kriminetz: Alina Stiegler, Ihre Figur der Luise Bohn wurde bereits in »Zeit der Wölfe« als Polizeianwärterin eingeführt. Nun ist Krüger pensioniert und sie kommt in »Tote trauern nicht« als Kommissarin wieder. Was ist das Besondere bei Dreharbeiten im Spreewald?

Alina Stiegler: Besonders ist an erster Stelle natürlich der Spreewald selbst. Hier ankommen ist auch immer ein Stück Ein- und Abtauchen in die Stille und Atmosphäre zwischen Funkloch, Märchenwald und Plattenbau. Ich liebe das sehr. Zum anderen sind es die tollen Kolleg*innen, die teilweise schon über viele Jahre an dieser Reihe arbeiten und alle Neudazustossenden mit offenen Armen empfangen.

Und zu guter Letzt diese besondere Art, Geschichten zu zeigen. Die mit bekannten Narrativen bricht, bei der manche Dinge ungesagt bleiben und die Bilder selbst erzählen dürfen. Von Wesen, Zwischenwelten, Ostdeutschland und der anmutigen Elegie von Kahnfahrten.

Kriminetz: In »Zeit der Wölfe« waren Sie in Ihrer Rolle in einen Konflikt mit Ihrem Vater verwickelt, wie er sonst in Filmen häufig zwischen Vätern und ihren Söhnen thematisiert wird. Hat es Sie besonders gereizt, gegen ein Klischee zu spielen?

Alina Stiegler: Das fand ich unheimlich spannend, ja. Häufig werden im deutschen Fernsehen ja Übertragungen und Konflikte in der Familie über die Konstellation Mutter-Tochter, vor allem aber über Vater-Sohn erzählt. Wer sind wir, woher kommen wir, warum sind wir so geworden, wie wir sind – und mit wem wollen wir in unsere selbstbestimmte Zukunft gehen. Dass Luise diesen Konflikt mit ihrem Vater auszutragen hat, hat mich sehr gereizt. Schließlich gehören immer mindestens zwei Menschen zur Erziehung und im besten Falle können wir uns an beiden abarbeiten. Ich würde mich freuen, wenn es uns irgendwann gelänge, Klischees hinter uns zu lassen und uns mutig für die spannendste Variante der Geschichte zu entscheiden, nicht für die, die wir schon kennen.

Kriminetz: Luise Bohn hat es mit ihren Kollegen nicht leicht. Immerhin hat sie ihren Vater ins Gefängnis gebracht. Dafür wird sie offen angefeindet. Es verlangt ihr ein hohes Maß an Stärke ab, für ihre Ideale einzustehen. Wird sie den Konflikt mit den Kollegen weiterhin aushalten oder sogar Kraft daraus beziehen?

Alina Stiegler: Ich hoffe, dass sie es aushält. Ausgegrenzt oder sogar angefeindet zu werden ist ja immer furchtbar. Aber umso mehr gilt es, Allianzen zu bilden, Verbündete zu finden und sich gegen das zu stellen, was einen kaputt macht. Leid tut sie mir nicht, sie ist ja keine Freundin von mir. Aber ich würde ihr manchmal ein bisschen Selbstmitleid gönnen, welches sie sich selbst bislang nicht zugestehen kann. Und dann: weitermachen, es besser machen!

Kriminetz: Vielen Dank, Christian Redl und Alina Stiegler, für die Beantwortung der sieben Fragen.

Alina Stiegler tritt als Kommissarin Bohn in »Tote trauern nicht« die Nachfolge von Krüger an, der nun in Pension ist. Text zum Foto: Kommissarin Bohn (Alina Stiegler, M.) muss sich den Hohn ihrer Arbeitskollegen Lutz (Lorris Andre Blazejewski, r.) und Jung (Patrick Kalupa, l.) anhören. Foto: © ZDF und JAN FEHSE.