Sieben Fragen an Christiane Antons

Das Foto zeigt die Schriftstellerin Christiane Antons. Foto: © Anna-Lisa Konrad

Christiane Antons, geboren 1979 in Bielefeld, studierte allgemeine und vergleichende Literaturwissenschaft, Anglistik und Geschichte an der Universität Bielefeld. Sie absolvierte in Herford ein Hörfunkvolontariat und arbeitete mehrere Jahre als freie Mitarbeiterin für verschiedene Lokalsender. Seit 2008 ist sie beim Westfälischen Literaturbüro in Unna e.V. tätig. Als freie Moderatorin führt sie gerne durch Lesungen und Veranstaltungen. Nach Stationen im Ruhrgebiet und Rheinland lebt sie heute wieder in Ostwestfalen. Sie ist Mitglied im Syndikat - Autorengruppe deutschsprachige Kriminalliteratur, bei den Mörderischen Schwestern und in der Literarischen Gesellschaft OWL.

2018 erschien ihr Krimidebüt Yasemins Kiosk - Zwei Kaffee und eine Leiche im Grafit Verlag, im Mai 2020 folgte mit Yasemins Kiosk - Eine bunte Tüte voller Lügen der zweite Band.

Für Kriminetz hat Christiane Antons sieben Fragen beantwortet.

Kriminetz: Beim Betrachten des Covers von „Yasemins Kiosk - Eine bunte Tüte voller Lügen“ muss ich an meine Kindheit denken, als man für ein paar Zehnerle eine bunte Tüte Bonbons hätte erwerben können. Isst du selbst auch gerne Süßes?

Christiane Antons: Und wie! Auf Chips und Co. könnte ich verzichten. Aber bei Weingummi, Schokolade oder Kuchen werde ich immer schwach. Und mit immer meine ich: IMMER.

Kriminetz: Ist Yasemins Kiosk in deinen Krimis eine Hommage an die Trinkhalle, wie solche Einrichtungen im Ruhrgebiet so schön heißen? Yasemin könnte ja auch etwa ein Tattoo-Studio haben?

Christiane Antons: Ja, ich liebe die Kioskkultur. Ich habe viele Jahre im Ruhrgebiet und ein Jahr im Rheinland gelebt – Regionen, in denen Trinkhallen oder Büdchen an jeder Ecke zu finden sind und, so empfand ich es, zur Lebenskultur gehören.

Hier in Ostwestfalen – wo ich wech komme, wie wir so schön sagen, und wo meine Krimis angesiedelt sind – ist die Kioskkultur zwar nicht so ausgeprägt, aber das hat mich nicht davon abgehalten, trotzdem einen Kiosk als zentrales Motiv zu wählen.

Yasemins kleiner Laden ist ein Ort mit Herz. Da geht man nicht nur hin, weil man Kippen, Weingummi oder einen Kaffee braucht. Sie gibt auf ihre Kunden Acht und kümmert sich. Und einigen schneidet sie im Hinterzimmer gegen Bares auf die Hand auch die Haare. Hier treffen unterschiedliche Menschen aufeinander und das hat natürlich Potential für unzählige Geschichten.

Ich habe auch Rückmeldungen von Leser*innen bekommen, die ebenfalls diese Kioskkultur lieben und sich gerne dran erinnern, wie sie sich ihre Tüte Weingummi zusammengestellt oder sich das Matschbrötchen nach der Schule geholt haben (kennen das alle? Ein Schokokuss zermatscht zwischen zwei Brötchenhälften). Einige sagen, dass es traurig sei, dass die Kioskkultur langsam aussterbe. Das war mir gar nicht so bewusst und ich hoffe inständig, dass das nicht passiert.

Übrigens: Die Idee mit dem Tattoo-Studio finde ich auch charmant – vielleicht mal für ein neues Buch?! :-)

Kriminetz: Yasemin spricht im Buch auch immer wieder etwas türkisch. Hast du dafür jemand zur Hand oder sprichst du selbst die Sprache?

Christiane Antons: Nein, ich spreche die Sprache leider nicht, deshalb habe ich einen Kollegen um Hilfe gebeten: Su Turhan war so nett und hat mir die Passagen für beide Bände übersetzt. Su, falls du das hier liest: Noch einmal ganz herzlichen Dank! Su Turhan werden viele durch seine Kommissar-Pascha-Reihe kennen – falls noch nicht: Dringende Leseempfehlung!

Kriminetz: Die drei Frauen in deinen Krimis gehören drei unterschiedlichen Generationen an und bilden irgendwie eine Familie. Eine, die durch die Hausgemeinschaft zusammen gewürfelt wurde und nicht durch Verwandtschaft. Steht das so ein wenig für die jetzige Zeit, in der man sich seine Familie selbst zusammen stellt?

Christiane Antons: Das ist eine interessante Frage und natürlich kann man das so sehen. Ich hatte diesen Aspekt aber nicht bewusst im Kopf, als ich diese Konstellation erschrieb, sondern eher einen zeitlosen: Das Motiv der Freundschaft. Gute Freund*innen um sich zu wissen, ist ein riesiges Geschenk. Und natürlich können sich Freundschaften dann auch zu Wahlfamilien entwickeln. Indirekt spielten für mich auch ein wenig die Aspekte „Heimat“ und des sich Geborgenfühlens mit hinein – also die Frage: Wo und wie fühle ich mich wohl? Die drei Frauen sind sehr unterschiedlich und stecken in verschiedenen Lebensphasen. Aber sie unterstützen sich im Alltag gegenseitig, weil alle drei ihre unterschiedlichen Stärken haben, die sie dann ausspielen können. Sie können sich – in guten wie in schlechten Zeiten – aufeinander verlassen.

Kriminetz: Yasemin und Nina haben einen schwierigen Beziehungsstatus. Dürfen deine Leserinnen und Leser darauf hoffen, dass die Geschichte weiter erzählt wird?

Christiane Antons: Ich sage mal so: Ich würde das Trio, das mir beim Schreiben wirklich ans Herz gewachsen ist, gerne noch weiter begleiten. Die Chancen stehen recht gut, dass das klappt. Also: Hoffen dürfen die Leserinnen und Leser – ich tu’s auch.

Kriminetz: Du bist Schriftstellerin und stellvertretende Leiterin des Westfälischen Literaturbüros in Unna e.V. Literatur ist DIE Dominante in deinem Leben. Wobei entspannst du dich in deiner Freizeit?

Christiane Antons: In der Tat konnte ich schon seit meiner Kindheit hervorragend beim Lesen entspannen. Ich öffne ein Buch, tauche ein und bin weg aus dieser Welt. Kein Witz: Wenn ich eine Buchhandlung oder Bibliothek betrete, spüre ich körperlich, wie ich mich sofort entspanne. Ich fühle mich umgeben von Büchern einfach wohl – obgleich ich mich im Moment darüber ärgere, dass ich viel zu wenig lese. Aber diese Phasen gibt’s immer wieder mal. Wie das im Alltag häufig so ist: Das was einem gut tut, macht man zu selten.

Absolut unverzichtbar für Entspannung ist für mich auch der Sport. Im Moment beschränkt sich das aufs Joggen und ich freue mich schon sehr darauf, irgendwann mit der Mannschaft wieder Badminton zu spielen.

Kriminetz: Worauf freust du dich für die „Nach-Corona-Zeit“ am meisten?

Christiane Antons: Himmel, da fallen mir gerade soooo viele Dinge ein. Aber vielleicht das Wichtigste: Alle zu umarmen. Meine Familie, meine Freund*innen. Gemeinsam an einem riesigen Tisch zu sitzen, stundenlang zu essen, zu trinken, zu lachen, während die Kinder von allen irgendwo rumtoben. Ich sehne mich danach, dass wir uns einfach wieder entspannt begegnen können, in welchem Kontext auch immer. Denn das ist es doch, was unser Leben ausmacht: Begegnungen.

Kriminetz: Vielen Dank, Christiane Antons, für die Beantwortung der sieben Fragen.

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