Sieben Fragen an Christiane Dieckerhoff

Das Bild zeigt die Schriftstellerin Christiane Dieckerhoff. Foto: © Ilona Voss

Christiane Dieckerhoff hat zwei, mittlerweile erwachsene, Kinder. Sie leitete in ihrem früheren Leben als Kinderkrankenschwester eine Frühgeborenenstation. Nach über dreißig Berufsjahren und ersten erfolgreichen Veröffentlichungen wagte sie 2016 den Sprung in die Freiberuflichkeit und lebt seitdem als Autorin am nördlichen Rand des Ruhrgebiets.

Als Christiane Dieckerhoff schreibt sie vorwiegend Spreewaldkrimis und als Anne Breckenridge historische Romane. Unter weiteren Pseudonymen wie Nelly Fehrenbach veröffentlicht sie Liebesromane.

Für Kriminetz beantwortete Christiane Dieckerhoff sieben Fragen.

Kriminetz: Der Spreewald, in dem deine Kommissarin Klaudia Wagner ermittelt, liegt bei dir nicht grade um die Ecke. Hast du dich während eines Urlaubs in den Spreewald verknallt?

Christiane Dieckerhoff: Zunächst war es eine Fernbeziehung. Tatsächlich kannte ich den Spreewald nur aus der Literatur. Als die Anfrage kam, eine Krimireihe in der Region zu schreiben, habe ich gedacht: Warum nicht? Wasser und Wald haben wir hier auch. Das war ziemlich mutig, hat aber funktioniert. Immerhin erscheint mit »Vergebens« demnächst der 8. Band der Reihe um Klaudia Wagner und das Team der Kripo Lübben. Schreibt man Regionalkrimis, gibt es zwei Möglichkeiten. Man schreibt sie entweder als Insiderin, die jeden Busch und jedes Fließ kennt, oder schickt einen Outsider in die Region und entdeckt sie zusammen mit den Leserinnen. Ich habe mich damals für die zweite Variante entschieden. Gemeinsam mit Klaudia und mir sind meine Leser im Spreewald heimisch geworden und mittlerweile fehlt mir etwas, wenn ich nicht wenigstens ein paar Wochen dort verbringe.

Kriminetz: Das »Verkehrswegenetz« im Spreewald ist ein ganz besonderes. Fährst du gerne mit dem Kahn über die Fließe?

Christiane Dieckerhoff: Oh ja, sehr gerne. Es gibt für mich nichts entspannenderes als in einem Kahn über die Fließe zu gleiten. Deutlich weniger entspannend ist es allerdings, so einen Kahn zu staken. Denn auch das habe ich mittlerweile gelernt und ich muss sagen, das Staken ist bei Weitem nicht so einfach, wie es aussieht.

Kriminetz: Es gibt für uns SchriftstellerInnen unterschiedliche Methoden zu arbeiten sowie sehr unterschiedliche Arbeitsplätze. Wie sieht denn deiner aus?

Christiane Dieckerhoff: Mein Arbeitsplatz ist ein Laufbandschreibtisch. Das bedeutet, ich schreibe im Gehen und im Gegensatz zum Staken ist das nun sehr viel einfacher, als es aussieht. Außerdem hat es den Vorteil, dass ich, wenn ich mein Tagwerk vollbracht habe, ohne schlechtes Gewissen auf der Couch versacken kann. Pro Buch lege ich circa 750 Kilometer zurück.

Kriminetz: Wie näherst du dich deinen historischen Stoffen, die du als Anne Breckenridge veröffentlichst?

Christiane Dieckerhoff: Über Geschichten aus der Zeit. Ich glaube, für jeden historischen Roman habe ich mindestens zwanzig Bücher gewälzt, darunter Biographien und auch Zeitungen aus der Zeit. Gerade das viktorianische England ist sehr gut belegt, was das tägliche Leben angeht. Und das britische Zeitungsarchiv ist großartig.

Kriminetz: In deinem früheren Beruf warst du als Kinderkrankenschwester tätig. Auf Anhieb kann man keine Gemeinsamkeiten zu deinem heute ausgeübten Beruf erkennen. Oder gibt es die vielleicht im Verborgenen doch?

Christiane Dieckerhoff: Meine Arbeit als Kinderkrankenschwester auf einer Intensivstation und auch später als Stationsleitung hat mich mit den unterschiedlichsten Menschen zusammengebracht, die alle in einer Ausnahmesituation ihres Lebens waren. Ich konnte sie begleiten, aber auch beobachten. Dieses Beobachten von Menschen mit all seinen Sinnen ist etwas, das man als Kinderkrankenschwester täglich trainiert und das mir auch als Autorin hilft.

Kriminetz: Sind in deinem kürzlich erschienenen Roman »Fremde Mutter« eigene Lebens-Erfahrungen eingeflossen?

Christiane Dieckerhoff: »Meine fremde Mutter« ist sicherlich das persönlichste Buch, das ich je geschrieben habe, obwohl in jedem meiner Bücher etwas von »mir« ist. Wenn man einen Menschen über ein Jahr hinweg beim langsamen Sterben begleitet, sind die Erinnerungen an diese schreckliche Zeit auch nach dessen Tod übermächtig. Das Nachdenken über die Zeit und die Gespräche mit Freunden haben mir geholfen, wieder andere Erinnerungen in den Vordergrund zu rücken. Das hat mit sehr geholfen, die Trauer nach dem Tod meines Mannes zu überwinden.

Kriminetz: Du bist Mitglied im SYNDIKAT, dem Verein für deutschsprachige Kriminalliteratur. Welches Argument hast du für Neulinge, dort einzutreten?

Christiane Dieckerhoff: Ich bin nicht nur Mitglied im SYNDIKAT, sondern auch bei den MÖRDERISCHEN SCHWESTERN. Beide Vereinigungen ermöglichen den Austausch mit Kollegen und Kolleginnen. Das Schreiben ist manchmal recht einsam und da ist es hilfreich, wenn man KollegInnen kennenlernt, die ähnliche Probleme haben. Doch das ist nur die eine Seite der Medaille. Beide Organisationen vertreten unsere Interessen als AutorInnen auch auf politischer Ebene

Kriminetz: Vielen Dank, Christiane Dieckerhoff, für die Beantwortung der sieben Fragen.

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