Sieben Fragen an Christof Gasser

Das Foto zeigt den Schriftsteller Christof Gasser. Foto: © Urs Heinz Aerni

Der Schriftsteller Christof Gasser wurde 1960 in Zuchwil bei Solothurn geboren. Auf eine Ausbildung als Exportfachmann und Betriebsökonom folgte eine langjährige Tätigkeit in der Uhrenindustrie in verschiedenen Kaderfunktionen sowie mehrere Jahre als Leiter eines Produktionsbetriebes in Asien (Thailand, Malaysia). Heute arbeitet er als selbständiger Autor und schreibt neben seinen Romanen auch Kurzgeschichten und verfasst Kolumnen. Er lebt mit seiner Frau in der Nähe von Solothurn. Seine Romane mit dem Solothurner Ermittlerduo Dominik Dornach und Angela Casagrande sowie die Serie mit der Journalistin Cora Johannis belegen regelmäßig Spitzenplätze auf den Schweizer Bestsellerlisten.

Für Kriminetz beantwortete Christof Gasser sieben Fragen.

Kriminetz: Einige Schweizer Kolleginnen und Kollegen haben gemeinsam »Krimi Schweiz« gegründet, einen Verein für schweizerische Kriminalliteratur, und dich zum Präsidenten gewählt. Ist die Schweiz so kriminell, dass ihr einen eigenen Verein gegründet habt?

Christof Gasser: Keineswegs. Es ist eben so, dass sich der Schweizer Kriminalroman in den letzten Jahren steigender Beliebtheit erfreut. Mittlerweile vergeht keine Woche, in der nicht ein oder sogar mehrere Schweizer Krimis auf der Bestsellerliste erscheinen. Ziel des Vereins ist es, das Schweizer Krimischaffen und seine Exponenten bekannter zu machen und das Erbe des Schweizer Kriminalromans von seinen Anfängen über Glauser und Dürrenmatt bis heute zu erhalten. Zu diesem Zweck führt der Verein in diesem Jahr zum ersten Mal das erste Schweizer Krimifestival durch, das sich mit Werken und Autoren aus allen Sprach- und Landesregionen befasst.

Kriminetz: Im September führt ihr euer erstes Krimifestival in Grenchen durch. Werden schon Höhepunkte des Programms verraten?

Christof Gasser: Neben der Prominentenlesung am Eröffnungsabend, gibt es verschiedene Workshops und Podiumsgespräche zum Wesen des Schweizer Krimis. Die Solothurner Kantonspolizei wird eine praktische Demonstration ihrer Kriminalarbeit geben. Ein weiterer Höhepunkt wird die Verleihung des ersten Schweizer Krimipreises am Samstagabend an die drei besten Werke aus 65 Einreichungen sein.

Kriminetz: Ihr habt auch ein Schweizer Krimiarchiv eingerichtet. Magst du was dazu erzählen?

Christof Gasser: Bei einem Treffen im Herbst 2018 sagte mir Paul Ott (alias Paul Lascaux), dass er unbedingt ein Lokal für seine Sammlung historischer und aktueller Kriminalromane sowie Sekundärliteratur suche, die er bisher in seiner Wohnung gelagert hatte. Ich versprach ihm, mich umzuhören. Schließlich wurde ich 2020 anlässlich einer Buchrecherche in Grenchen fündig. Die Grenchner Stadtbehörden waren sofort Feuer und Flamme und stellten uns einen Raum in der neu errichteten Stadtbibliothek zur Verfügung. Das Archiv wird gegenwärtig eingerichtet und kann anlässlich des Krimifestivals besichtigt werden.

Kriminetz: Deine Krimi-Reihe um Dominik Dornach und sein Team ist in Solothurn angesiedelt, in der Nähe deines Wohnortes. Dein nächster Krimi, ein Swiss Noir, trägt den Titel »Wenn die Schatten sterben« und erscheint im August diesen Jahres. Der Beschreibung nach handelt es sich um einen historischen Kriminalroman?

Christof Gasser: Die Handlung bleibt in Solothurn. Sagen wir es so, es wird ein Kriminalroman mit Noir-Elementen und historischen Bezügen auf zwei Zeitebenen, Gegenwart und 1940. Auf der Ebene 1940 befasst er sich mit der vom Nationalsozialismus und Faschismus umgebenen Schweiz. Ich beleuchte darin die Rolle, welche das Land damals in Europa gespielt hat. Vor allem geht es um die damals in NS-Besitz stehende Waffenfabrik in Solothurn und den damit verbundenen Spannungen zwischen Nazis und einheimischer Bevölkerung.

Kriminetz: In der Anthologie »Schaurige Orte in der Schweiz« bist du mit einem Text vertreten. Welchen Ort stellst du vor?

Christof Gasser Es handelt sich um ein Waldstück auf dem Gebiet der Gemeinde Rüttenen im Norden der Stadt Solothurn. Man nennt es den »Franzoseneinschlag«. Darum rankt sich eine Sage über versteckte Gräber französischer Soldaten, die während des Franzoseneinfalls von 1798 dort umgekommen sein sollen, sowie um einen verschwundenen englischen Touristen im 19. Jahrhundert. Ich habe die nur wenige Sätze umfassende Legende weitergesponnen und ausgeschmückt. Die Geschichte reicht jetzt zurück in die Zeit der Kreuzritter, die auf dem Weg vom und zum Heiligen Land in Solothurn Station gemacht haben sollen.

Kriminetz: Für den Schweizer Schriftstellerweg hast du eine Kurzgeschichte geschrieben. Was hat es mit diesem Weg auf sich?

Christof Gasser: Der Schweizer Schriftstellerweg wurde von der Tourismusorganisation der Stadt Olten ins Leben gerufen. Über die ganze Stadt verteilt existieren verschiedene Touren mit über 70 Hörstationen mit Texten bekannter Literaturgrößen wie Alex Capus, Peter Bichsel, Pedro Lenz und Franz Hohler. Zum 5. Jubiläum in diesem Jahr wurde ich eingeladen, eine Tour mit 5 Stationen in der Oltner Altstadt zu schreiben und zweisprachig (D/F) zu vertonen. Ich habe dazu eigens einen Kurzkrimi über ein Oltner Original verfasst, das man als »König von Olten« kennt. Mehr will ich hier nicht verraten.

Kriminetz: Du hast eine Weile in Thailand und in Malaysia gearbeitet. Was von der dortigen Kultur hast du mit zurück in dein Schweizer Leben genommen?

Christof Gasser: Die Herzenswärme und Lebensfreude der Menschen, die sie sich trotz oft großer Entbehrungen nicht nehmen ließen. Aber auch die Gelassenheit und der tief verankerte buddhistische Glaube gerade in Thailand haben mich tief beeindruckt und geprägt. Gleichzeitig wurde mir bewusst, welche großen Errungenschaften wir hier mit unserer demokratischen und freiheitlichen Gesellschaftsform haben. Ich habe in Asien Orte besucht, wo Menschen bereit sind, für diese Freiheiten in den Tod zu gehen. Darum werde ich nachdenklich, wenn ich sehe, wie fahrlässig hierzulande damit umgegangen wird.

Kriminetz: Vielen Dank, Christof Gasser, für die Beantwortung der sieben Fragen.

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