Sieben Fragen an Connie Walther

Die mehrfach ausgezeichnete Regisseurin Connie Walther stellte beim 15. Festival des deutschen Films in Ludwigshafen ihren TATORT "Leonessa" vor. Foto: © Jürgen Schmid, Kriminetz

Connie Walther wurde in Darmstadt geboren und studierte nach dem Abitur in Marburg Soziologie und Spanisch. Sie absolvierte eine Ausbildung als Werbefotografin in Düsseldorf. An der Deutschen Film- und Fernsehakademie Berlin studierte sie Regie, wo sie 1996 auch ihren Abschlussfilm drehte. „Das erste Mal“ mit Lavinia Wilson in der Hauptrolle wurde als beste Examensarbeit einer deutschen Filmakademie ausgezeichnet.

Die mehrfach ausgezeichnete Regisseurin erhielt neben anderem bereits zwei Mal den Adolf-Grimme-Preis.

Connie Walther unterrichtet seit 2002 bis heute an diversen Filmhochschulen. Sie hatte eine Drittelprofessur an der KHM, und hat mehrfach an der HMS und an der Filmuniversität Babelsberg unterrichtet. In Ludwigsburg ist sie seit über 10 Jahren Teil des Schauspielworkshops. Sie ist Mitglied der Deutschen Filmakademie und war Vorstandsmitglied von 2010- 2015.

Connie Walther arbeitet seither in unterschiedlichen Genres und Formaten; sie drehte Werbe- sowie Spielfilme und auch eine Dokumentation. Die Regisseurin liebt Grenzüberschreitungen in der Kunst. Jüngstes Beispiel dafür ist ihr Kinofilm DIE RÜDEN – in einem vollkommen fiktionalen Setting arbeiten ehemalige Gewaltstraftäter mit Hunden, die ein massives Aggressionsproblem haben. In den TATORT Leonessa sind die Erfahrungen, die sie bei diesem außergewöhnlichen Projekt gesammelt hat, direkt eingeflossen.

Die Regisseurin lebt in Berlin.

Für Kriminetz beantwortete Connie Walther sieben Fragen.

Kriminetz: Im Rahmen des 15. Festivals des deutschen Films in Ludwigshafen wird der SWR-Tatort „Leonessa“ nach einem Drehbuch von Wolfgang Stauch gezeigt, bei dem Sie Regie führten. Was hat Sie daran gereizt, diese Regie-Arbeit zu übernehmen?

Connie Walther: Bei diesem Fall gelingt es nicht, die „Schuldigen“ und die „Unschuldigen“ zu dividieren. Die klassischen Muster der Verdächtigungen greifen hier nicht so ganz. Es gibt TäterInnen, es gibt Opfer und alle sind, in letzter Konsequenz, beides. Es geht weniger darum, Urteile zu fällen, sondern vielmehr darum, zu begreifen. Das hat mich gereizt.

Kriminetz: Mit „Offene Rechnung“ haben Sie bereits einen Ludwigshafener Tatort inszeniert. Zwischen beiden Folgen liegen zwanzig Jahre. Lena Odenthal ermittelt insgesamt schon seit fünfundzwanzig Jahren. Wie sehen Sie die Figur in ihrer Entwicklung?

Connie Walther: Ich weiß nicht, ob die „Figur“ eine Entwicklung gemacht hat, das klingt so dramaturgisch geplant. Ulrike Folkerts spielt Lena Odenthal seit so vielen Jahren, das Leben hat sie beide verändert. Meine Wahrnehmung ist: unbedingt zum Vorteil!;-))

Kriminetz: Sie waren bereits 2008 mit „12 heißt: Ich liebe dich“ (2007) im Programm des Festivals des deutschen Films vertreten sowie ein Jahr darauf mit „Frau Böhm sagt Nein“ (2009). Haben Sie das Festival schon persönlich besucht?

Connie Walther: Ja, das ist jetzt mein drittes Mal! Ich habe mir das sehr gewünscht, mit dem Tatort hier zu sein, denn ich liebe dieses Festival. Es ist ein wundervoller Ort, ein kluges Programm und eine großartige Atmosphäre mit begeisterten ZuschauerInnen. Noch dazu im Sommer. Einfach toll.

Kriminetz: Da ich selbst in der Region wohne, interessiert es mich besonders, wie Sie es fanden, in Ludwigshafen einen Krimi zu drehen? Sind die örtlichen Begebenheiten dort Ihrer Ansicht nach besonders dafür geeignet?

Connie Walther: Also ich denke, einen Krimi kann man überall drehen (sieht man ja an der Fülle der Krimispielorte im deutschen TV). Für mich ist Ludwigshafen ein bisschen ein Heimspiel, weil ich die Gegend aus meiner Jugend kenne. Oggersheim kannte ich nicht, darum hab ich dort auch eine Ferienwohnung gemietet, ich wollte ein Gefühl für den Ort bekommen. Und darum spielen echte OggersheimerInnen mit bzw. EinwohnerInnen der Pfingstweide (wo wir die Kneipe gedreht haben).

Kriminetz: Worauf achten Sie, wenn Sie in einer Gegend auf Motivsuche für Ihren nächsten Dreh unterwegs sind?

Connie Walther: Auf größtmögliche Authentizität: stimmt der Ort zu dem erdachten Ereignis? Oder wie verändert der Ort das Geschehen? Das finde ich hochspannend.

Kriminetz: Vor Ihrem Regie-Studium haben Sie praktische Erfahrungen am Set gesammelt. Inwieweit ist dies für Ihre heutige Arbeit hilfreich?

Connie Walther: Ach Gott, das ist lange her .. ;-) Ich kenne fast jeden Arbeitsbereich von innen, das heißt: ich weiß, was es bedeutet, eine Straße im Berufsverkehr für einen Dreh abzusperren. Ich weiß, wie sich der Absperrer fühlt, wenn er wütende AnwohnerInnen besänftigen muss. Ich weiß, was es bedeutet, wenn ich bei der Motivabnahme darum bitte, dass eine Wand nochmal umgestrichen wird, bevor wir morgen dort drehen können. Ich kann die Konsequenz meiner Entscheidungen und Wünsche sehr gut abschätzen und habe, glaube ich, ein ganz gutes Augenmaß.

Kriminetz: Wenn Sie einen Film realisieren könnten, bei dem das Budget keine Rolle spielt, was würden Sie dann gerne umsetzen?

Connie Walther: Ich würde so was wie die „Geschichte der Menschheit“ durch die Zeiten hinweg, aus der Vergangenheit bis in die Zukunft hinein erzählen wollen, am Beispiel von ein paar genau ausgewählten Charakteren und sinnbildenden Ereignissen.

Kriminetz: Vielen Dank, Connie Walther, für die Beantwortung der sieben Fragen.