Sieben Fragen an Cornelia Härtl

Das Foto zeigt die Schriftstellerin Cornelia Härtl. Foto: © Monika Bokel

Cornelia Härtl schreibt seit rund fünfzehn Jahren unter verschiedenen Namen Romane über Liebe, Abenteuer, Mystery und Erotik und veröffentlicht Kurzromane und Storys in Magazinen und Anthologien. Unter ihrem Klarnamen veröffentlicht sie Sozialkrimis, als Carla Wolf heitere Romane. Frei nach dem Motto: »Das Leben ist bunt – warum also nur in einer Farbe schreiben.« Sie ist Mitglied bei den Mörderischen Schwestern.

Für Kriminetz beantwortete Cornelia Härtl sieben Fragen.

Kriminetz: Die Vielfalt deines Schreibens beinhaltet sowohl Krimis als auch Liebesromane. Was schätzt du beim Schreiben jeweils an den beiden Genres, das das andere nicht hat?

Cornelia Härtl: Beim Krimi tauche ich tief ein in menschliche Abgründe. Dazu muss ich sagen, dass ich über viele Jahre lang in sozialen Bereichen gearbeitet habe. Da kommt man Dingen nahe, die hinter verschlossenen Türen geschehen, die man nicht so leicht vergessen kann. In meinen Büchern stelle ich den Opfern daher eine mutige Sozialarbeiterin zur Seite, die stellvertretend agiert, für sie kämpft. Dennoch sind die Themen auch für mich als Autorin manchmal schwer auszuhalten. Dazu kommt, dass ich an Spannungskrimis relativ lange arbeite, ich also von der ersten Recherche bis zum abschließenden Lesen der Druckfahne viel Zeit mit meinem Thema verbringe.

Die romantischen oder heiteren Geschichten lassen mich hingegen unbeschwert zurück. Es ist wie ein Luftholen unter sonnigem Himmel, ein Tanz unter dem Regenbogen, bevor ich wieder abtauche in dunklere Gefilde.

Kriminetz: Mit »Leise Wut« erscheint dein dritter Lena Borowski-Krimi. Magst du kurz Lena Borowski skizzieren? Was ist sie für eine Ermittlerin?

Cornelia Härtl: Lena ist eine mutige und unkonventionelle Sozialarbeiterin. Sie lebt offen lesbisch, pfeift wenn es sein muss auch mal auf den Dienstweg und legt ihr Augenmerk stets auf die Menschen, für die sie da ist. Mit dem Mut, sich auch gegen Hierarchien und politische Intrigen zu behaupten, stellt sie sich immer an die Seite der Opfer, die sonst niemanden haben.

Kriminetz: In welchem Fall ermittelt sie in »Leise Wut«?

Cornelia Härtl: Lena Borowski wird, kaum aus ihrem Urlaub zurück, mit dem Fall ihres Ex-Schützlings, des kleinen Tobias, konfrontiert und kurz nach dessen gewaltsamen Tod suspendiert. Als auch noch Tobis Mutter Selbstmord begeht, steht für Lena fest, dass dies kein gewöhnlicher Fall ist. Von der politischen Vorgesetzten im Stich gelassen, muss sie selbst für Aufklärung sorgen. Und gerät dabei in eine überaus gefährliche Gemengelage aus Gier, Menschenverachtung und Versagen der Justiz.

»Leise Wut« knüpft an reale Fälle an, auch an solche, die kaum noch öffentlich wahrgenommen werden: Kinder, die scheinbar spurlos verschwinden und die niemand zu vermissen scheint. Aus welchen Gründen auch immer.

Kriminetz: Du veröffentlichst unter dem Namen Carla Wolf »Schmunzelkrimis«. Was erwartet deine LeserInnen?

Cornelia Härtl: Die Schmunzelkrimis sind meiner Heimatstadt Langen gewidmet. Nach Lehr- und Wanderjahren im In- und Ausland lebe ich inzwischen seit fast zwei Jahrzehnten hier sehr glücklich. Aus einer Laune heraus, mein Mann und ich saßen abends in einem unserer schönen Altstadt-Lokale, das sich direkt am Vierröhrenbrunnen befindet, habe ich einen Plot für einen Krimi mit einer neugierigen Reporterin als Hauptfigur entwickelt. Weil wir so gut drauf waren, wurde es ein vergnüglicher Stoff. Die anschließende Umsetzung hat enorm viel Spaß gemacht und das Buch war überaus begehrt. Inzwischen gibt es einen weiteren Cosy Crime aus der Sterzbachstadt. Die Rückmeldung meiner Leser*innen zeigt mir dabei, dass die Mischung aus heiterem Krimi und viel Lokalkolorit sehr gut ankommt.

Kriminetz: Du engagierst dich bei dem Netzwerk »Mörderische Schwestern«. Müssen Bücher von Frauen sichtbarer gemacht werden?

Cornelia Härtl: Wenn ich mich umsehe, welche Krimis in den Medien besprochen werden, was in den Buchhandlungen ausliegt und wie viele Spannungsbücher davon von Frauen geschrieben wurden, komme ich durchaus zu der Ansicht, dass wir unbedingt mehr für die Sichtbarkeit von Krimis deutschsprachiger Autorinnen tun müssen. Wir haben exzellente Schriftstellerinnen, die wesentlich weniger an Werbebudget und Medienaufmerksamkeit bekommen als beispielsweise US-amerikanische oder skandinavische Autoren, egal, ob Mann oder Frau. Mir scheint, dass die deutschen Verlage, neben einer Handvoll Bestseller-Autorinnen, kein wirkliches Interesse an Talenten aus dem Inland haben. Sich scheuen, eine Autorin aufzubauen. In Bezug auf Qualität macht es meines Erachtens beim Krimi keinen Unterschied, ob er von einem Mann oder einer Frau geschrieben wurde. Es macht aber sehr wohl einen Unterschied, wie die Bücher vermarktet werden. An diesem Punkt können wir ansetzen. Die Mörderischen Schwestern sind für Autorinnen eine ganz wichtige Gruppe. Sie informieren, geben Rückhalt, bieten einen geschützten Raum für den Austausch untereinander; wir unterstützen uns. Das schätze ich und davon habe ich bisher auch sehr profitiert. Sodass ich mich inzwischen auch ehrenamtlich als Mitglied unserer Webseiten-Redaktion engagiere. Ganz konkret auch mit dem Ziel, die Mörderischen Schwestern sichtbarer und »wertvoller« in der öffentlichen Wahrnehmung zu machen.

Kriminetz: Was können die TeilnehmerInnen deiner Schreib-Workshops lernen?

Cornelia Härtl: Ich vermittle das, wonach ich zu Beginn meiner eigenen Schriftstellertätigkeit gesucht habe. Zum einen ist das die Struktur, das Handwerk, die es ermöglichen, eine Idee auf Buchtauglichkeit abzuklopfen und ggf. eine ganze Geschichte daraus zu stricken. Zum anderen sind das Techniken des kreativen Schreibens, die man übrigens nicht nur zum Schreiben, sondern auch für das tägliche Leben nutzen kann.

Kriminetz: Das Leben zu Zeiten von Corona - irgendwann haben wir eine Nach-Corona-Zeit. Worauf freust du dich schon jetzt am meisten?

Cornelia Härtl: Für mich war nur eines wirklich hart – ich habe mich ganz bewusst dafür entschieden, nicht zu verreisen, also auch nicht ans Meer zu fahren. Das fehlt mir so sehr! Sobald sich die Situation entspannt hat, werde ich nach Griechenland oder Italien, das sind meine europäischen Lieblingsländer, fahren und vermutlich tagelang nicht aus dem Wasser kommen. :-)

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