Sieben Fragen an Daniel Holbe

Das Foto zeigt Daniel Holbe. Autorenfoto: Knaur Verlag

Der Schriftsteller Daniel Holbe lebt mit seiner Familie in der Nähe von Frankfurt. Der studierte Sozialarbeiter veröffentlichte mit „Die Petrusmünze“ einen Kirchenthriller.
Daniel Holbe schreibt unter anderem die erfolgreiche Krimireihe mit Julia Durant weiter. Der Erfinder der beliebten Ermittlerin, Andreas Franz, starb vor zwei Jahren ganz plötzlich. In wenigen Tagen erscheint mit „Teufelsbande“ bereits der dritte Band von Daniel Holbe, es sind Lesungen in vielen Städten geplant.
Daniel Holbe ist Mitglied im SYNDIKAT.

Für Kriminetz beantwortete Daniel Holbe sieben Fragen.

Kriminetz: Du führst die Krimireihe um Julia Durant, die Andreas Franz erfolgreich über Jahre hinweg geschrieben hat, fort. Wie kam der Knaur-Verlag auf dich als Nachfolger?

Daniel Holbe: Eigentlich ist das ganz simpel zu beantworten. Ich wollte einen Krimi in meiner Heimatregion schreiben und ging mit einem Konzept nebst Leseprobe Klinken putzen. Aber natürlich steckt da viel mehr dahinter. Bei Knaur erreichte ich den Schreibtisch nämlich genau dann, als über die Fertigstellung von Andreas Franz' letztem Roman nachgedacht wurde. Legen wir es rückblickend in die Waagschale, dann war sicherlich eine gehörige Portion Glück mit dabei, aber außerdem hat es natürlich vor allem gepaßt. Ein Autor aus der selben Region, der noch nicht verbraucht ist, Interesse am Krimischreiben bekundet hat und – vor allem – eine gewisse Kompatibilität aufweist. Denn für mich war von Anfang an klar: Wenn ich nicht so schreiben darf, wie mir der Schnabel gewachsen ist, dann wird es nichts … und gleichermaßen bin ich keinen Millimeter von Andreas Franz' Leitfaden für „Todesmelodie“ abgewichen. Diese Mischung wird’s dann wohl gewesen sein.

Kriminetz: Was half dir, dich in die Figuren, die Andreas Franz geschaffen hat, einzufühlen?

Daniel Holbe: Ich kannte Julia Durant bereits als Leser, also wußte ich natürlich, mit wem ich es da zu tun bekomme. Ob das allerdings hilfreich war … ich weiß es nicht. Um über einen Charakter zu schreiben, den ein anderer erfunden hat, oder besser gesagt: mit diesem Charakter zu schreiben, erforderte eine Menge Arbeit. Profiling sozusagen. Aus sämtlichen Julia-Durant-Büchern ragen nun bunte Papierfähnchen, die wichtige Ereignisse in der Biografie von ihr sowie ihren Kollegen markieren. Meine Wände hängen voll mit Szenen, Textfragmenten, Querverweisen und einem Zeitstrahl, wann welcher Fall spielte. Das meiste aber entwickelte sich dann schrittweise beim Schreiben. Julia Durant muß man einfach lieben und zwar mit all ihren Ecken und Kanten. Da half es dann doch, dass sie mir als Kommissarin bereits am Herzen lag und irgendwann hatten wir uns dann soweit zusammengerauft, dass sie mir im Zweifelsfall schon „sagte“, wo es langgeht.

Kriminetz: Betrachtest du dein Studium der Sozialarbeit und Deine sozialpädagogische Tätigkeit als hilfreich dabei, als Schriftsteller die Tiefen der menschlichen Seele auszuloten?

Daniel Holbe: Unbedingt! Einmal abgesehen davon, dass ich eine Menge an Fachleuten kenne, auf deren Hilfe und Rat ich jederzeit zurückgreifen kann, habe ich über die Jahre hinweg auch eine Menge erlebt. Dazu gehören Schilderungen von Kollegen ebenso wie selbst erlebte Begebenheiten, wobei ich diese natürlich niemals offensichtlich verwenden würde. Aber das braucht es auch nicht, denn nur weniges, was man in unserer Branche sieht, sind Einzelfälle. Aber ich habe auch vor dieser Berufswahl schon immer ein Auge für die Menschen gehabt, auch, aber natürlich nicht nur, mit Fokus auf ihre Absonderlichkeiten. Praktisch für jede Persönlichkeit (nicht Person!) in meinen Büchern gibt es eine real existierende Vorlage.

Kriminetz: Mit „Die Petrusmünze“ hast du dein Interesse für historische Stoffe gezeigt. Können sich deine Leser in Bälde auf einen historischen Roman aus deiner Feder freuen?

Daniel Holbe: In Bälde sicher nicht, aber irgendwann werde ich mein Interesse am Spielort Südfrankreich und auch dem Kirchenhistorischen wohl noch einmal ausleben. Unter uns: Einen Roman habe ich sogar praktisch fertig hier herumliegen, aber da müßte noch einiges dran gefeilt werden. Und es gibt auch noch eine Thrillervorlage, die in Frankreich und Deutschland spielt, aber Ideen außerhalb meiner Krimis verfolge ich derzeit einfach nicht aktiv weiter. Die werden ja schließlich nicht schlecht … und bei weitem nicht alles, was bei einem Autor so im Schreibtisch ruht, taugt für eine Veröffentlichung. So ehrlich muß man mit sich selbst schon sein ;-)

Kriminetz: Hat sich dein Leben verändert, seit du die literarische Nachfolge von Andreas Franz angetreten hast?

Daniel Holbe: Ja und nein. Ich kann noch immer unerkannt über die Zeil, ins Kino und in den Supermarkt gehen, wobei mich unlängst tatsächlich mal eine ältere Dame angesprochen hat. Die hatte ein Foto von mir in der Zeitung gesehen, mich dann aber falsch zugeordnet. Alles harmlos also. Und dann gibt es dieses tolle Publikum, dem ich auf meinen Lesungen begegne. Für manch einen scheint der Kontakt zu einem Autoren so aufregend wie zu einem echten Promi zu sein … und dabei bin doch eigentlich ich derjenige, der ehrfürchtig und stets aufs Neue gespannt auf die Bühne trete. Ich glaube, diese Bereicherung ist für mich die größte Veränderung.

Kriminetz: Frankfurt hat neben der gestylten Bankenfassade auch andere Ecken. Könntest du dir selbst vorstellen, mitten in Frankfurt zu wohnen?

Daniel Holbe: Sehr schöne Ecken sogar! Man darf ja nicht immer nur auf die dunklen Winkel deuten und es gibt nicht wenige Stellen, an denen es sich mit Sicherheit gut leben läßt. Damit meine ich nicht nur die exklusiven Viertel. Ich bin nun acht Jahre lang nach Frankfurt gependelt und während dieser Zeit ist die Erkenntnis gereift, dass ich stets gerne in die Stadt komme, aber meinen Lebensmittelpunkt unbedingt auf dem Land haben möchte. Ich habe das Ländliche zeit meines Lebens nicht verlassen und ziehe es, so nah vor der Stadt lebend, vor, das auch so zu belassen.

Kriminetz: Am 28. August erscheint dein neuer Roman mit der Ermittlerin Julia Durant im Knaur-Verlag, „Teufelsbande“. Worin geht’s darin?

Daniel Holbe: „Teufelsbande“ wartet zunächst mit einem Ermittlergespann auf, wie wir es bereits aus „Todeskreuz“ kennen. Julia Durant trifft auf Peter Brandt - Frankfurt meets Offenbach. Dies gab mir nicht nur die Gelegenheit, einen weiteren wunderbaren Charakter aus dem Fundus Andreas Franz' aufleben zu lassen, sondern auch, mich eines sehr aktuellen Themas anzunehmen, das ich in „Todesmelodie“ nur kurz einbringen konnte. Es geht um kriminelle Rocker - natürlich geht es unterm Strich noch um viel mehr, aber das verrate ich jetzt nicht en Detail. Ich habe das Thema als Durant-Krimi in Brandt-Manier aufgearbeitet, das heißt, die Atmosphäre ist nicht ganz so düster wie bei Durant und die Interaktion mit ihrem kauzigen Kollegen von der anderen Mainseite nimmt einen größeren Anteil ein.

Vielen Dank, Daniel Holbe, für die Beantwortung der Fragen.

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