Die Germanistin und Journalistin Elke Achtner-Theiss veröffentlicht unter dem Namen Ella Theiss Romane. Nach dem historischen Roman „Die Spucke des Teufels“ ist nun ihr zeitgenössischer Krimi „Neben der Spur“ erschienen, beide im Grafit-Verlag. Für Kriminetz beantwortete Ella Theiss sieben Fragen.
Kriminetz: In deinem Krimi „Neben der Spur“ geht es um eine Firma, die Bio-Produkte herstellt. Was kommt bei Ella Theiss auf den Tisch? Alles bio?
Ella Theiss: Vieles, aber nicht alles. Sonst würde mir der Alltag zu kompliziert. Außerdem hab ich noch ein paar andere Kaufkriterien: der Umgang einer Firma mit Verbraucheranfragen und mit der Öffentlichkeit zum Beispiel, aber auch faire Konditionen für die Mitarbeiter. Und da glänzen keineswegs alle Biofirmen.
Kriminetz: Focus online zählt deinen Krimi zu den fünf besten Krimis für den Sommer 2012. Wo warst du, als du davon erfahren hast und was hast du danach als Erstes gemacht?
Ella Theiss: Ich war im Urlaub. Und ich hab, obwohl es schon spät am Abend war, als erstes ein paar Luftsprünge gemacht. Dann eine Flasche Sekt geköpft - die eigentlich als Geschenk für jemand anderen vorgesehen war - und hab mit meinem Mann auf diese tolle Wertung angestoßen.
Kriminetz: Als Journalistin schreibst du Artikel und Sachbücher zu Ernährungs- und Ökologiethemen. Woher kommt das Interesse für diese Themen?
Ella Theiss: Ernährung und Umwelt sind sozial relevante Themen. Und ich will von jeher nicht bloß unterhalten und platt informieren, sondern – wenn die Auftragslage es hergibt – auch was Relevantes machen, das aufrüttelt. Okay, Finanz- und Wirtschaftsthemen sind aktuell vielleicht noch ein bisschen brisanter. Aber in dem Haifischbecken geht’s mir gar zu brutal zu.
Kriminetz: Die Eltern des designierten Firmenerben Valentin Hepp sind aus PR-Gründen Vegetarier. Wenn sie sich unbeobachtet fühlen, wie etwa im Urlaub, nehmen sie es mit ihren Regeln nicht ganz so genau. Das ist ein bisschen scheinheilig, nicht wahr?
Ella Theiss: So streng sehe ich’s nicht. Valentins Eltern haben sich lediglich der Firma zuliebe nach den Regeln gerichtet und sich, als es möglich war, eine kleine Flucht gegönnt. Valentin zerbricht auch nicht an der Gebotsübertretung selbst, sondern an dem Täuschungsmanöver der Eltern. Ihr Verhalten erscheint ihm wie ein Vertrauensbruch gegenüber dem Rest der Familie. Doch das haben ja Ismen und Dogmen an sich, dass Individuen und Beziehungen daran kaputt gehen können.
Kriminetz: Was macht mehr Schreib-Spaß: Ein Sachbuch, für das sicherlich alles genauestens recherchiert werden muss oder ein Roman, bei dem man auch die Fantasie walten lassen kann?
Ella Theiss: Was den Umgang mit Tatsachen angeht, scheinen Romane einfacher. Denn in einem Sachbuch muss man beschreiben, was ist; in einem Krimi genügt es, zu fantasieren, was möglich wäre. Aber bei der Wiedergabe von Fachwissen haben Sachbücher einen klaren Vorteil: Sie vertragen viel Information, also schreibt man hin, was man in Erfahrung gebracht hat. In einem Roman würde das die Leser langweilen. Man muss sich auf wenige Essentials konzentrieren, sie knapp und in winzigen Dosen in der Handlung unterbringen. Das macht viel Mühe. – Vielleicht ist es ja nur die Routine, aber für ein Sachbuch brauche ich drei bis sechs Monate, für einen Roman ein bis zwei Jahre. – Dafür machen mir Romane noch mehr Spaß.
Kriminetz: Dein Debüt-Roman ist ein historischer Roman. Dürfen wir uns auf ein weiteres historisches Thema aus deiner Feder freuen und falls ja, verrätst du uns etwas darüber?
Ella Theiss: Ich denke öfter darüber nach, eine meiner Nebenfiguren, die kleine Hannegret, zur Hauptfigur eines neuen Romans zu machen. Der würde etwa 15 Jahre später spielen. Wer „Die Spucke des Teufels“ gelesen hat, kann sich vorstellen, was für ein dramatisches Potential eine erwachsene Hannegret für die bürgerlichen Handelskontore um 1770 hätte. Boaahh, wenn ich darüber nachdenke … Aber bislang hab ich dazu noch keine Zeile geschrieben.
Kriminetz: Mit deiner ermittelnden Hauptfigur Karo hast du in „Neben der Spur“ so eine überaus liebenswerte Figur geschaffen, dass man sich als Leser wünscht, noch mehr von Karo zu lesen. Ist denn eine Fortsetzung geplant?
Ella Theiss: Ja, da sind meine Pläne schon konkreter. Karo und Alex wären ein Ermittlerpärchen nach meinem Geschmack. Und dazu vielleicht Hans-Bernward de Beer als Frührentner mit journalistischen Neigungen … Immerhin hab ich dazu schon rund hundert Seiten Notizen. Aber vielleicht schicke ich auch eine ganz neue Figur ins Rennen: Sie heißt Ilse und ist Anfang 40. Mehr verrate ich von ihr noch nicht ;-)
Kriminetz: Vielen Dank, Ella Theiss, für die Beantwortung der Fragen.
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