Sieben Fragen an Ellen Dunne

Schriftstellerin Ellen Dunne lebt in Dublin. Foto: © Orla Connolly

Ellen Dunne, 1977 geboren in Kuchl bei Salzburg, arbeitete als Texterin/Konzeptionistin in Werbeagenturen, danach in verschiedenen Positionen bei Google im Europa-Hauptquartier in Dublin.
Sie lebte in Berlin, München und Mexiko-Stadt, seit 2004 in Dublin. Sie veröffentlicht eine Krimireihe im Insel Verlag.

Mit Harte Landung war sie für den Glauser-Preis des Syndikats in der Sparte Roman nominiert. Auf der Nordesse-Insel Juist arbeitete sie als Krimi-Stipendiatin an Schwarze Seele.

Für Kriminetz beantwortete Ellen Dunne sieben Fragen.

Kriminetz: In „Harte Landung“ ermittelt die deutsch-irische Kommissarin Patsy Logan in einem Online-Unternehmen. Ihr Weg führt sie von München nach Dublin. Bist du selbst dauerhaft in deinem Sehnsuchtsland angekommen?

Ellen Dunne: Irland ist wirklich eine zweite Heimat für mich, und wenn es nach mir geht, wird sie es auch bleiben. Mit ein paar Unterbrechungen lebe ich jetzt schon 16 Jahre hier, mit Haus und Katzen und Freundeskreis. Von hier wegzugehen kann ich mir im Augenblick nicht vorstellen. Meiner „alten Heimat“ Österreich fühle ich mich trotzdem sehr verbunden und bin regelmäßig zu Besuch.

Kriminetz: Du warst etliche Jahre beruflich in der Online-Branche tätig. Ist das tatsächlich so hipp, wie es nach außen hin vermittelt wird? Ich danke dabei unter anderem an Billardspielen während der Arbeitszeit und an das Fehlen einer Arbeitszeiterfassung.

Ellen Dunne: Kostenloses Essen, Tischfußball, Bier am Freitag, Massageservice und all die Parties gab es wirklich. Für jemanden, der unser Büro besuchte sah es aus, als würden wir den ganzen Tag nichts tun außer Spaß haben. Das täuscht aber gewaltig. Wer in einem Online-Unternehmen arbeitet, gibt meistens alles – und wird indirekt auch dazu ermutigt. Ich war damals Mitte zwanzig und hab da gerne mitgemacht, hatte sehr viel Arbeit aber auch viel Vergnügen. Meine Kolleg’innen waren meine Freund’innen, einige sind es bis jetzt geblieben. Nach sechs Jahren von da weg zu gehen war fast, wie nach einem Rausch auszunüchtern. Ich war ziemlich müde! Auch wenn ich jetzt lieber anders arbeite: was ich damals lernen durfte, hat mein Leben positiv verändert. Die weniger positiven Seiten wie Burnout etc. kann man ja in „Harte Landung“ nachlesen ;)

Kriminetz: Weshalb hast du dich beim Schreiben für das Genre Krimi entschieden?

Ellen Dunne: Mich interessiert einfach, wo sich das Dunkle in uns allen verbirgt. Welche Knöpfe gedrückt werden müssen, damit es hervorbricht. Da landet man schnell beim Krimi. Zum Glück ist das Genre sehr vielseitig! Die Morde in meinen Krimis sind nie das Werk von klassischen Serienmörder’innen oder „Verrückten“. Die „Bösewichte“ sind ziemlich normale Menschen, die in ihrem Leben irgendwo falsch abbiegen und sich soweit verrennen, bis irgendwo am Ende das Verbrechen als für sie einzig logischer Ausweg steht. Ich finde diesen Weg ins Dunkle spannender als jedes Blutvergießen.

Kriminetz: Gibt es in Dublin einen „Stammtisch“ deutschsprachiger SchriftstellerInnen, um sich gegenseitig auszutauschen?

Ellen Dunne: Nicht, dass ich wüsste. Aber falls es von uns noch mehrere gibt, würde ich gerne davon erfahren!

Kriminetz: Patsy Logan steckt sicher in einem neuen Fall?

Ellen Dunne: Tut sie! Nachdem sie in „Schwarze Seele“ ja in eine ziemliche Krise schlittert, hat sie sich für ein paar Monate nach Dublin abgesetzt, um Abstand zu gewinnen und nach ihrem verschwundenen Vater zu fahnden. Aber wie soll es anders sein – es kommt was dazwischen. Ein Todesfall. Na gut, mehrere Todesfälle. Sitze gerade am Manuskript, der Krimi erscheint dann 2022. Bitte also noch um etwas Geduld.

Kriminetz: Wie wird bei euch zuhause der Frühstückstisch gedeckt? Laiberl mit Marmelade oder irischer Pumpernickel mit Bohnen und Speck?

Ellen Dunne: Die irischen Traditionen wechseln sich ab mit denen aus Österreich/Deutschland. Unter der Woche gibt es oft Porridge, aufgemotzt mit Obst und Zimt, am Wochenende sind „Eggs on Toast“ mein Favorit – natürlich mit gesalzener Butter und einer großen Tasse Barry’s Tee mit Milch.

Kriminetz: Wirst du als Autorin von einer Literaturagentur vertreten? Worin siehst du dabei die Vorteile?

Ellen Dunne: Im Augenblick arbeite ich direkt mit dem Verlag, weil es sich so ergeben hat. Aber wenn ich die passende Agentur finde, arbeite ich gerne wieder mit einer. Die Erfahrung und Kontakte einer Agentur sind einfach sehr wertvoll. Im Idealfall entwickelt sich eine vertrauensvolle Partnerschaft, die beide Seiten langfristig weiterbringt.

Kriminetz: Vielen Dank, Ellen Dunne, für die Beantwortung der sieben Fragen.

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