Sieben Fragen an Florian Bartholomäi

Jasmin Tönning (Hanna Hilsdorf) bekommt Besuch von Heiko Fessler (Florian Bartholomäi). Ein Szene aus "Ein starkes Team", Sendetermin: 9. Januar 2021 im ZDF. Foto: © ZDF und Katrin Knoke.

Der Schauspieler Florian Bartholomäi ist am 9. Januar 2021 in einer Rolle in Ein starkes Team zu sehen. Entdeckt wurde er 2003 bei einem Casting für seine erste Hauptrolle in Mirko Borschts Spielfilm Kombat Sechzehn. Es folgten zahlreiche Engagements für Kino- und Fernsehfilme. So spielte er die Rolle des Paul de Villiers in den Verfilmungen der Romane Rubinrot, Saphirblau und Smaragdgrün. Auch beim Tatort stand er schon oft vor der Kamera. Im Dortmunder Tatort Auf ewig Dein kam es zum ersten Duell mit Hauptkommissar Faber. 2018 folgte eine Fortsetzung der Figur Markus Graf im Tatort Tollwut, die 2020 im Tatort Monster zu einem Abschluss der Trilogie fand. Im Tatort Taxi nach Leipzig spielte Bartholomäi einen ehemaligen Elitesoldaten der Bundeswehr, der die beiden Kommissare kidnappte.

Ebenso ist Florian Bartholomäi international zu sehen. In der erfolgreichen BBC Serie The Missing spielte er den deutschen Kommissar an der Seite des Hauptdarstellers Tchéky Karyo. Im Frühjahr 2019 endeten die Dreharbeiten zu zwei Staffeln der neuen Vampirserie Heirs of the Night. Ab dem 16.1. läuft die 2. Staffel in der ARD Mediathek, ab dem 23.1. auf „Das Erste“ und „KiKa“.

Auch bei Theaterengagements hat er mit Krimi-Rollen zu tun: So spielte Florian Bartholomäi 2016 in Berlin Hauptrollen in Switzerland als Tom Ripley und in Das Bildnis des Dorian Gray.

Auszeichnungen: Max Ophüls Preis 2007 als Bester Nachwuchsdarsteller für »Reine Geschmacksache« und den Undine Award als Publikumspreis. Für seine Doppelrolle als Zwillingspaar in »Bloch Schattenkind« wurde er 2009 u.a. mit dem Deutschen Fernsehpreis und dem Hessischen Filmpreis ausgezeichnet. Der frei produzierte Film »Kahlschlag« mit Bernhard Conrad und Florian Bartholomäi in den Hauptrollen gewann u.a. den Hauptpreis bei den Hofer Filmtagen.
 
Seit seiner Kindheit ist die Kampfkunst eine große Leidenschaft. Regelmäßig unterrichtet er Kinder und Jugendliche im Wing Tai. Seit 2006 lebt der gebürtige Frankfurter in Berlin.

Für Kriminetz beantwortete Florian Bartholomäi sieben Fragen.

Kriminetz: Im Samstagskrimi „Ein starkes Team - Man lebt nur zweimal“ wird ein junger Mann während einer Operation von einem maskierten Unbekannten erschossen. Der Patient sollte eine Teilspende der Leber seiner Freundin Jasmin erhalten. Was ist Ihr Part in der Folge?

Florian Bartholomäi: Meine Rolle ist heimlich und unglücklich verliebt. Daraus nimmt die Figur allerdings keine Kraft, er hat keinen starken Selbstwert und gibt sich selbst auf für die Wünsche anderer. Heiko lebt am Rande der Kriminalität, hält sich mit Gelegenheitsjobs über Wasser. Leider gibt es für meine Figur kein Happy End.

Kriminetz: Heiko Fessler kommt schließlich selbst zu Tode. Szenen beim Film werden mit wechselnder Kamera-Einstellung mehrfach gedreht. Mussten Sie lange stillhalten?
 
Florian Bartholomäi: Wir haben die Szene im Winter im Freien gedreht. Die Kostümabteilung hat sich super um mich gekümmert. Letztlich heißt es Augen zu machen und entspannen, auch wenn es kalt wird. Solche inaktiven Tage gibt es halt auch mal. Das Team arbeitet zügig und professionell durch alle Kameraeinstellungen und den heißen Kaffee hat man sich dann verdient (lacht).

Kriminetz: Sie haben schon oft beim Publikumsliebling TATORT mitgespielt. Die Reihe feiert bereits ihr 50jähriges Bestehen und erfreut sich ungebrochener Beliebtheit. Ist es für SchauspielerInnen etwas Besonderes, im TATORT mitzuspielen?
 
Florian Bartholomäi: Ich finde, der Tatort hat immer noch einen hohen Stellenwert im deutschen Fernsehen, auch wenn einiges an Konkurrenz dazu gekommen ist. Im Ausland muss man das Konzept Tatort erstmal erklären, jeden Sonntag eine andere Stadt usw. Das ist schon einzigartig. Ich durfte spannende Figuren spielen und mit wunderbaren Kollegen und Regisseuren arbeiten. 

Kriminetz: Ich habe gelesen, Sie haben ein Jahr in Belgrad gewohnt. Was haben Sie von dem Aufenthalt mitgenommen?
 
Florian Bartholomäi: Etwas über ein Jahr habe ich dort gewohnt, war bereits zwei Jahre davor regelmäßig in Serbien und habe das Land und die Leute gut kennengelernt. Die Mentalität in Osteuropa hat eine eigene Kraft. 

Ich liebe den schwarzen Humor, der in allen Gesellschaftsschichten zu finden ist. Beim Essen darf es aber gerne ein Salatblatt mehr sein. Mit Mitte Zwanzig hat mich die gesamte Erfahrung, im Ausland zu leben, reifer gemacht. Ich habe Berlin und meine Freunde in der Zeit sehr vermisst. Auch das war schön zu merken.

Kriminetz: Sie betreiben seit etlichen Jahren Kampfsport. Hilft das bei der Vorbereitung auf Rollen oder ist es eher etwas, um vom Drehen abzuschalten?
 
Florian Bartholomäi: Durch die Kampfkunst habe ich mich selbst gut kennengelernt und diese Basis hilft mir, um meine Figuren zu erkunden und auch wieder loszulassen. Manchmal dreht man Actionszenen, auch mit Waffen, da helfen mir die vielen Trainingsstunden natürlich sehr. 

Mein Körper ist mein Instrument und durch die Kampfkunst kann ich dieses Körpergefühl ausbauen, besonders auf der Theaterbühne hat mir das immer geholfen.

Zum Abschalten und für die Demut ist Kampfkunst ebenfalls wunderbar und ehrlich. Ich bin sehr dankbar, dass ich diese Leidenschaft als Kind schon gefunden habe.

Kriminetz: Sie haben am Theater Tom Ripley gespielt, den smarten Mörder, den Patricia Highsmith ersonnen hat. Die literarische Figur ist so sympathisch, dass man ihm selbst einen Mord nicht übel nimmt. War es eine Herausforderung, eine Figur zu spielen, die Böses tut, dabei aber überhaupt nicht böse wirkt?
 
Florian Bartholomäi: Eine Herausforderung in jedem Fall, aber eine schöne! Tom Ripley ist eine sehr interessante Figur. Persönlich mag ich die Verfilmung mit Alain Delon „Nur die Sonne war Zeuge“. Tom Ripley ist ein Ästhet, liebt die Kunst und ist sehr redegewandt und kann seine Abgründe verbergen.

Als Zwei-Personen Stück, Tom Ripley im Dialog mit seiner Autorin Patricia Highsmith, war das ein gelungener Theaterabend. 

Kriminetz: Sie hatten eine Rolle in der Verfilmung „Der Vorleser“, dem Bestseller von Bernhard Schlink. Lesen Sie auch gerne selbst und falls ja, was lesen Sie derzeit?
 
Florian Bartholomäi: Momentan lese ich „Eine kurze Geschichte der Menschheit“ von Yuval Noah Harari und kann es sehr empfehlen. Manchmal fehlt mir die innere Ruhe zum Lesen, aber in den Wintermonaten mache ich es mir daheim gemütlich und möchte die „Ilias und Odyssee“ lesen, ähnlich fühlte sich 2020 auch an (lacht).