Sieben Fragen an Frauke Scheunemann

Das Foto zeigt die Schriftstellerin Frauke Scheunemann. Foto: © Sebastian Fuchs

Frauke Scheunemann, geboren 1969 in Düsseldorf, ist promovierte Juristin. Sie absolvierte ein Volontariat beim NDR und arbeitete anschließend als Journalistin und Pressesprecherin. Seit 2002 ist sie freie Autorin. Frauke Scheunemann ist verheiratet und lebt mit ihrem Mann, ihren vier Kindern und den beiden Hunden Urmel und Elmo in Hamburg. Eines ihrer vielen Bücher und zwar „T wie Tessa (Band 2) - Codewort Lotusblüte“ (Loewe-Verlag) war für den Glauser-Preis 2023 in der Kategorie „Kinderkrimi“ nominiert.

Für Kriminetz beantwortete Frauke Scheunemann sieben Fragen.

Kriminetz: Tessa ermittelt in „Geheime Geschäfte“, Band 3 der Reihe, in der Kleiderbranche und spürt dem Versprechen eines Modelabels nach, gebrauchte Kleidung erneut zu verwenden oder zu recyceln. Unsere gebrauchten Kleider haben schon vor etlichen Jahren die Textilindustrie in Afrika ruiniert. Kann man selbst etwas dazu beizutragen um zu verhindern, dass die eigenen abgelegten Klamotten auf den dortigen Märkten landen?

Frauke Scheunemann: Eine gute Idee ist, sich vorher zu erkundigen, wo die eigenen Kleiderspenden landen. Das ist – wie auch in meinem Buch deutlich wird – leider gar nicht so einfach, denn einige Firmen werben mit Versprechen, die sie nicht einhalten können. Aber wenn man sich an regionale Hilfsorganisationen wendet, kann man meist selbst nachvollziehen, was mit gespendeter Kleidung passiert: Hanseatic Help in Hamburg bestückt damit zB seine Kleiderkammern für Obdachlose und Schutzsuchende, Caritas und Diakonie nehmen Kleiderspenden oft für ihre eigenen Frauen- und Kinderschutzhäuser entgegen.

Kriminetz: Hector ist der schräge Mitbewohner von Tessa. Die Rennmaus mit menschlichen Zügen wirft gegen ihre Flugangst schon mal Benzos ein. Ein herausragendes Merkmal von Tessas quirligem Mitbewohner ist seine Ungeduld. Wie kam er zu dir? War er eines Tages einfach da in deiner Fantasie oder gab es dafür einen konkreten Auslöser?

Frauke Scheunemann: Hector und Tessa sind wie Robin und Batman. Der eine kann nicht ohne den anderen. Um Gedankengänge von Tessa für den Leser oder die Leserin deutlicher zu machen, hatte ich die Wahl, Tessa ständig Selbstgespräche führen zu lassen, oder ihr einen Partner an die Seite zu stellen. Während ich über den passenden Partner nachdachte, stand auf einmal Hector auf meiner Schwelle. Wer Hector kennt, weiß: Den wird man nicht mehr so schnell los.

Kriminetz: Ein Teil der Handlung in „Geheime Geschäfte“ erzählt von den Kindern, die in Afrika unseren Wohlstandsmüll nach wertvollen Stoffen wie etwa Kupfer durchwühlen und dabei ihre Gesundheit ruinieren. Wie reagieren Kinder bei Lesungen auf diese Schilderungen einer für sie völlig fremden Lebenswelt?

Frauke Scheunemann: Kinder sind meist erst schockiert, aber dann wollen sie es ganz genau wissen. Wir diskutieren dann darüber, was unser eigener Anteil am Schicksal der Kinder ist, die auf diesen Müllkippen hausen müssen. Oft machen die Kinder in meinen Lesungen Vorschläge, wie sie und ihre Klassenkameraden mehr auf Nachhaltigkeit achten könnten oder berichten davon, was sie selbst schon machen. Besonders berührt mich, dass gerade Kindern ganz schnell klar ist, dass Veränderungen auch im Kleinen beginnen können. „Ach, was soll ich schon machen? Das bewirkt ja doch nichts!“ wird von Kindern ganz schnell als bequeme Ausrede enttarnt und das finde ich beeindruckend

Kriminetz: Mit „Bully und Lina“ hast du eine Pferdebuchreihe im Loewe-Verlag. Bist du selbst eine begeisterte Reiterin?

Frauke Scheunemann: Als Teenager war ich selbst eine sehr begeisterte Reiterin, aber in den letzten Jahren war ich vor allem als Turniertrottel („TT“!) für meine Töchter aktiv.

Kriminetz: Einige JuristInnen sind sehr erfolgreich schriftstellerisch tätig. Ist das Jura-Studium hilfreich beim Schreiben oder ist das eine Scheinkorrelation?

Frauke Scheunemann: Jura schult das logische Denken und das ist beim Schreiben – zumal beim Krimischreiben – ungemein hilfreich. Das Kennen des Strafgesetzbuches schadet dabei natürlich auch nicht. Außerdem hat Jura sehr viel mit Sprache zu tun. Ich will einen anderen, zum Beispiel eine Richterin oder einen gegnerischen Anwalt, von meinem Standpunkt überzeugen. Da kommt es darauf an, gut und verständlich argumentieren zu können.

Kriminetz: Der Glauser-Preis, für den du mit Band 2 von „Tessa“ nominiert warst, wird von den Kolleginnen und Kollegen des Vereins für deutschsprachige Kriminalliteratur vergeben. Was bedeutet dir die Mitgliedschaft im Syndikat?

Frauke Scheunemann: Die Mitgliedschaft im Syndikat bedeutet, in einem bisweilen recht einsamen Beruf mit tollen Kolleginnen und Kollegen in Kontakt zu stehen. Das ist einfach großartig! Die Nominierung für den Glauser war dabei eine unglaubliche Ehre, weil der Preis eben von echten Fachleuten vergeben wird. Mehr geht einfach nicht!

Kriminetz: Verrätst du deiner Leserschaft, woran du momentan arbeitest?

Frauke Scheunemann: Ich schreibe gerade am dritten Band meiner Usedom-Krimireihe.

Kriminetz: Vielen Dank, Frauke Scheunemann, für die Beantwortung der sieben Fragen.