Sieben Fragen an Gabriele Keiser

Das Foto zeigt die Schriftstellerin Gabriele Keiser. Foto: © Sandra Jungen

Die Schriftstellerin Gabriele Keiser, 1953 in Kaiserslautern geboren, wuchs in einem Dorf in der Westpfalz auf und erlernte den Beruf der Apothekenhelferin. Nach ihrem Umzug nach Marburg an der Lahn absolvierte sie am dortigen Abendgymnasium das Abitur auf dem zweiten Bildungsweg. Danach folgte das Studium der englischen, amerikanischen und deutschen Literaturwissenschaften mit dem Magister-Abschluss.

Nach längeren Aufenthalten in Seattle/Wash., Lille/Frankreich und Wien lebt sie heute als freie Schriftstellerin und Lektorin in Andernach am Rhein.

Gabriele Keiser war etliche Jahre Vorsitzende des Verbandes deutscher Schriftsteller (VS) in Rheinland-Pfalz. In diesem Zusammenhang war sie Mitorganisatorin der Rheinland-Pfälzischen Literaturtage und nahm Tätigkeiten in verschiedenen Literatur-Jurys sowie beim Rundfunkrat Deutschlandradio wahr.
Die Schriftstellerin erhielt 2014 den Kulturförderpreis des Landkreises Mayen-Koblenz, 2012 ein Aufenthaltsstipendium Tatort Töwerland und 2007 im Rahmen des Kunstpreises Lotto Rheinland-Pfalz einen Förderpreis für die Kurzprosa "Am Fluss". Sie ist Mitglied im "Syndikat".

Für Kriminetz beantwortete Gabriele Keiser sieben Fragen.

Kriminetz: Soeben ist im Gmeiner-Verlag der 6. Fall für die Koblenzer Kriminalkommissarin Franca Mazzari mit dem Titel „Kaltnacht“ erschienen. Worum geht es darin?

Gabriele Keiser: In einer Silvesternacht ist ein Ehepaar in seinem Haus ermordet worden. Der Mann war ein deutschtürkischer Polizist. Ihr kleiner Sohn ist verschwunden. Der Fall berührt die Koblenzer Kriminalkommissarin Franca Mazzari in besonderem Maße. Ich habe für diesen Roman mehrere Experten befragt: Ich durfte bei einem Mantrailer-Training dabei sein und der ehemalige Leiter der Koblenzer Kriminaltechnik hat viele meiner Fragen zu Schusswaffen beantwortet. Außerdem habe ich versucht, tief in die Seele des Täters einzudringen. In diesem Roman geht es um starke Gefühle, um Vertrauen und Verrat und um die Sehnsucht nach etwas ganz Besonderem - etwas, das wir alle irgendwie in uns tragen.

Kriminetz: Aus welchen Gründen interessierst du dich für Morde?

Gabriele Keiser: Wenn ich davon höre, dass ein Mensch einen anderen Menschen getötet hat, versuche ich, mehr über die Hintergründe zu erfahren. Kein Mensch wurde als Mörder geboren, die Umstände, die Lebenssituationen, seine spezielle Sozialisation haben ihn dazu gemacht. Oft ist Mobbing im Spiel. Menschen, die ausgegrenzt werden, neigen eher zu Gewalttaten als Menschen, die sich angenommen fühlen. Das hört sich vielleicht nach einer einfachen Erklärung an, jedoch verhalten sich diese Dinge sehr komplex und sind ineinander verwoben. Diesen Verflechtungen spüre ich in meinen Büchern nach. Dass ein ehemaliger Mitarbeiter einer forensischen Klinik - also jemand, der beurteilen kann, wie Täter ticken - mir bestätigte, dass mir das gelingt, macht mich stolz.

Kriminetz: Deine Kommissarin Franca Mazzari. Hast du eine deiner Schokoladenseiten in die Figur einfließen lassen?

Gabriele Keiser: Zugegeben, sie ist mein Alter Ego. Aber sie ist nicht ich. Franca ist eine Romanfigur, die vieles tut und darf, wovor ich als realer Mensch zurückschrecke. Wenn man sie nicht reizt, ist sie umgänglich, unkompliziert und sympathisch. Aber sie kann auch ziemlich kratzbürstig sein. (Nun kann sich der geneigte Leser aussuchen, welche Charakterzüge wem zugeordnet werden können.)

Kriminetz: Deine Premierenlesung mit „Kaltnacht“ in der Buchhandlung AnkerBuch ist ausverkauft. Liest du gerne vor Publikum?

Gabriele Keiser: Sehr gern! Es macht mir viel Freude, mit dem Publikum in Kontakt zu kommen, die verschiedenen Fragen zu beantworten und ein bisschen aus dem "Nähkästchen zu plaudern", wie man so schön sagt. Ich freue mich immer, wenn der Gitarrist und Chansonnier Manfred Pohlmann die Lesung begleitet, das gibt dem Ganzen nochmals einen besonderen Touch. Die Lieder sind so ausgewählt, dass sie den Lesetext unterstreichen. Das kommt gut an.

Kriminetz: Wohin reist du am liebsten?

Gabriele Keiser: "Reisen heißt entdecken, dass alle Unrecht haben mit dem, was sie über andere Länder denken." (Aldous Huxley) Diese Erfahrung habe ich schon oft gemacht. Frankreich ist mein erklärtes Lieblings-Reiseland. Erst kürzlich war ich wieder in Paris, bin über den Père Lachaise geschlendert, diesen riesigen Friedhof, wo all die Berühmtheiten liegen, und hab in der legendären Buchhandlung "Shakespeare and Company" gestöbert - ein MUSS bei jedem Parisbesuch. Auch wenn ich an letztes Jahr denke, an meine zweiwöchige Lesereise durch Südfrankreich auf der Rhone und Saone, da geht mir das Herz auf.

Kriminetz: Du bietest an der Volkshochschule Andernach den Kurs "Kreatives Schreiben für Anfänger und Fortgeschrittene" an. Was lernen deine KursteilnehmerInnen bei dir?

Gabriele Keiser: Wir sind eine überschaubare Gruppe, die viel Spaß hat. Mir geht es natürlich auch darum, die "Basics" des Schreibens zu vermitteln - aber nicht auf eine schulmeisterliche Art. Anfangs habe ich viel Theorie eingebracht, doch inzwischen wollen die KursteilnehmerInnen hauptsächlich ihre eigenen Texte in der Gruppe besprochen haben. Oft wundere ich mich, was dabei an konstruktiver Kritik herauskommt und wie gut die sind! Nicht selten nehmen sie mir das Wort aus dem Mund. Ich bin sehr glücklich mit diesem Job. Und wenn ich mir die Reaktionen meiner "SchülerInnen" ansehe, scheint dies auf Gegenseitigkeit zu beruhen.

Kriminetz: Du hast in Heidelberg studiert. Was war dein Lieblingsplatz in der Stadt?

Gabriele Keiser: Ich habe nur drei Semester dort studiert und das ist ewig her, aber ich erinnere mich daran, dass man von einem Fenster eines Seminarraums aus das Schloss sehen konnte. Und da hab ich gern hingeschaut. Vor dem Atelier des damals sehr bekannten Grafikdesigners Klaus Staeck blieb ich oft stehen. In der Hauptstraße gab es einen Buchladen, das war mein Lieblingsaufenthaltsort! Ich kann mich zumindest an eins der Bücher erinnern, das ich dort gekauft habe: Jürgen Serke: "Frauen schreiben - Ein neues Kapitel deutschsprachiger Literatur" - das hat viele Umzüge überstanden und ich nehme es immer mal wieder zur Hand.

Kriminetz: Vielen Dank, Gabriele Keiser, für die Beantwortung der sieben Fragen.

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