Sieben Fragen an Janet Clark

Das Foto zeigt Janet Clark. Copyright: Marc Zrenner | © Loewe Verlag GmbH

Janet Clark schrieb ihren ersten Roman im Alter von elf Jahren. Er hatte zwölf Seiten und eine Leserin. Heute schreibt die erfolgreiche Autorin deutlich längere Thriller für Erwachsene und für Jugendliche und hat auch viel mehr Leser! Janet Clark arbeitete nach ihrem Studium als wissenschaftliche Assistentin, Universitätsdozentin und Marketingleiterin in Belgien, England und Deutschland. Die Schriftstellerin lebt mit ihrem Mann und drei Kindern wieder in ihrer Geburtsstadt München. Bei „Loewe“ erschien soeben mit Finstermoos – Aller Frevel Anfang Band eins einer Reihe, deren nächste Bände im 2-Monats-Takt folgen werden. Janet Clark ist Mitglied im Syndikat und bei den Mörderischen Schwestern, deren Präsidentin sie seit November 2014 ist.

Für Kriminetz beantwortete Janet Clark sieben Fragen.

Kriminetz: Musst du oft erklären, dass dein Name kein Pseudonym ist?

Janet Clark: So oft, dass ich schon überlegt habe, ob ich mir ein deutsches Pseudonym zulege :-) Manchmal ist das lustig, einmal musste ich nach einer Lesung einem Schüler meinen Personalausweis zeigen, um zu beweisen, dass Janet Clark mein echter Name ist. Manchmal ist es aber auch ärgerlich, zum Beispiel, wenn mir vorgeworfen wird, dass ich unter englischem Pseudonym schreibe, um mehr Bücher zu verkaufen oder nicht zu meinen deutschen Wurzeln stehe - ich heiße nun einmal so. Auf meiner Autogrammkarte steht deshalb als erster Satz: Janet Clark heißt wirklich Janet Clark und das, obwohl sie in München geboren wurde… Allerdings habe ich sehr lange in England gelebt. Meine Söhne haben übrigens britische Pässe.

Kriminetz: Du schreibst Thriller und Krimis sowohl für Erwachsene als auch für Jugendliche. Was ist beim Schreiben für Jugendliche anders? Gilt es dabei irgendetwas Besonderes zu beachten?

Janet Clark: Bei Jugendbüchern achte ich inhaltlich wie sprachlich auf meine Zielgruppe. Gerade bei einem Buch ab 12 muss man gut überlegen, welche Bilder man in den Köpfen der LeserInnen erzeugt. Gruselige Metzelszenen haben dort nichts verloren. Darüber hinaus sollen sich die jugendlichen LeserInnen mit den Figuren und Themen identifizieren können, sprich die Figuren sind jünger als in meinen Büchern für Erwachsene. Sprachlich versuche ich mich in dem Sprachwortschatz der LeserInnen zu bewegen, d.h. ich setze Fremdwörter moderat ein und achte auf die Aktualität der Begriffe, damit meine jungen Testleser nicht so oft "sagt man heute nicht mehr" am Rand vermerken müssen.

Kriminetz: “Finstermoos” ist eine Reihe aus vier Bänden. Hast du alle vier Bände vorm Schreiben des ersten Bandes „geplottet“ oder hast du dich ein wenig beim Spinnen der Handlung „treiben“ lassen? Wie entstand überhaupt die Idee dazu?

Janet Clark: Zum ersten Teil der Frage: Sowohl als auch. Die Serie hat fünf Spannungsbögen - ein Bogen umspannt alle vier Bände und jeder einzelne Band hat darüber hinaus seinen eigenen Bogen. Das ist wichtig, da die Ereignisse in den einzelnen Bänden so ineinandergreifen müssen, dass sich eine schlüssige Gesamtgeschichte ergibt. Ich kann nur eine überzeugende Auflösung in Band 4 liefern, wenn ich ab Band 1 die Samen dafür ausstreue. Andererseits habe ich mich auch von den Figuren treiben lassen. Figuren entwickeln bei mir immer ein gewisses Eigenleben und dann kann es schon mal passieren, dass etwas in der Geschichte passiert, das so nicht geplant war. Zum Beispiel, dass eine neue Figur oder ein neuer Seitenstrang auftaucht oder eine Figur überlebt, obwohl sie hätte sterben sollen. Bei vier Bänden ist das besonders wichtig, da sich beim Schreiben Entwicklungen ergeben, die ich beim ersten Plotten noch nicht absehen kann und dann den Freiraum brauche, um darauf reagieren zu können.
Die Idee zu der Serie entstand durch intensives Nachdenken und Plotten zum Thema "Schuld". Ein absolut faszinierendes Thema, das in der Serie in vielen Facetten durchgespielt wird.

Kriminetz: Deine neue Thriller-Reihe spielt in „Finstermoos“. Gibt es einen realen Ort, der Ähnlichkeiten damit hat und dich zur Beschreibung inspiriert hat?

Janet Clark: Nein. Finstermoos ist ein Fantasieort, allerdings habe ich viel Zeit in den Bergen verbracht und die eine oder andere Beschreibung ist natürlich inspiriert von dem einen oder anderen mir bekannten Ort.

Kriminetz: Für Luzie interessieren sich zwei interessante Jungs. Erwartet die Leser am Ende von Band 4 ein Happy-End? Oder willst du das noch nicht verraten?

Janet Clark: Kann ich gar nicht. Ich schreibe gerade Band 4 und es ist selbst für mich derzeit noch offen, ob sie sich für Basti oder Valentin oder keinen der Beiden entscheidet. Das war einer der Stränge in der Geschichte, die ich beim Plotten ganz bewusst von Anfang an offen gelassen habe. Bis zu Band 4 wird die Welt meiner Helden auf den Kopf gestellt und das beeinflusst ihre Entscheidungen sehr stark. Bezüglich Happy End für Luzie: Was wäre das? Ich sehe gerade an ersten Reaktionen in Leserunden, dass es zu der Liebesgeschichte ganz unterschiedliche Meinungen gibt: Die einen wünschen Luzie Basti, die anderen Valentin. Mal sehen, wer gewinnt.
Zum Thema Happy End allgemein: Ich bin ein großer Happy End Fan, bevorzuge aber Happy End "light", sprich, nicht alles ist rosig.

Kriminetz: Du hast selbst drei Kinder. Waren sie Testleser deiner neuen Reihe?

Janet Clark: Meine Tochter ist erst 4, sie fällt raus. Bleiben meine Söhne: Der eine liest inzwischen vorwiegend Sachbücher, der fällt auch raus, dafür liest seine Freundin sehr zuverlässig und extrem schnell alle meine Bücher test. Der andere (der sonst meist das Manuskript vorab liest) ist für neun Monate computerlos in einem Shaolinkloster in China und fällt daher diesmal auch aus, da ich für die Reihe Testleser brauche, die alle 4 Bände lesen können. Aber dafür ich habe eine fleißige Patentochter, die ebenfalls alle Bände testliest. Meine Testleser sind zum Glück sehr kritisch und schonen mich nicht - das schmerzt erst ein wenig, aber es hilft, mögliche Schwachstellen in den Büchern zu erkennen und so weit wie möglich auszumerzen, bevor das Manuskript zur Feinarbeit ins Lektorat kommt.

Kriminetz: Du bist seit November 2014 die Präsidentin der Mörderischen Schwestern. Worin bestehen deine Aufgaben in dieser Funktion?

Janet Clark: Ich repräsentiere den Verein nach außen, bemühe mich um Zusammenarbeit mit anderen Vereinen und Verbänden bei Themen, die übergreifend sind und erarbeite mit dem Präsidium zusammen mögliche Aktionen im Einklang mit dem Vereinsziel: der Förderung der von Frauen verfassten, deutschsprachigen Kriminalliteratur. Mutige Frauen haben in den letzten Jahrhunderten um die Annerkennung der Frau als Schriftstellerin gekämpft. Heute ist es zwar selbstverständlich, dass Frauen Bücher schreiben, doch Männer bekommen nachweislich mehr Preise und höhere Budgets und damit mehr Anerkennung. Dieser Schieflage treten wir mit gezielten Fördermaßnahmen entgegen.

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