Sieben Fragen an Joachim Anlauf

Das Foto zeigt den Schriftsteller Joachim Anlauf. Fotograf: Steffen Pydde

Joachim Anlauf wurde 1967 in Bielefeld geboren. Er studierte in Osnabrück und ist nach seinem Berufsstart in Herford seit 1996 beim Freistaat Sachsen beschäftigt, zunächst in Dresden und seit 2008 in Leipzig. Das Zusammenspiel zwischen Politik, Verwaltung und Medien konnte er in seinen beruflichen Tätigkeiten als Pressesprecher der Polizei Sachsen, im Sächsischen Staatsministerium des Innern, in der Sächsischen Staatskanzlei und der CDU-Fraktion im Niedersächsischen Landtag (von 2006 – 2008) sowie in der Landesdirektion Sachsen als Referent für Haushaltsrecht sowie für Raumordnung und Stadtentwicklung unmittelbar erleben. Sein im CW Niemeyer veröffentlichtes Romandebüt, Völkers Schlacht, das sich mit dieser Thematik beschäftigt, wurde 2012 mit dem Publikumspreis des Leipziger Krimipreises ausgezeichnet. Der Schriftsteller ist Mitglied im SYNDIKAT, der Autorengruppe deutschsprachiger Kriminalliteratur.

Für Kriminetz beantwortete Joachim Anlauf sieben Fragen.

Kriminetz: Inwieweit fließen in deinem Roman „Völkers Schlacht“ Fiktion und Realität ineinander?

Joachim Anlauf: Die fiktive Handlung meines Krimis ist eingebettet in die realen politischen Machtverhältnisse auf kommunaler, Landes- und Bundesebene. Ich zeichne aber keine Portraits von Politikern, sondern stelle Typen dar, wie es sie tatsächlich in der Politik gibt und wie ich sie in meiner beruflichen Laufbahn erleben konnte. Mir ging es darum vor dem Hintergrund einer Oberbürgermeisterwahl zu zeigen, wozu Menschen fähig sind, um an der Macht zu bleiben oder sie zu erringen, und welche Rolle Parteien, Wahlkampfmanager und Medien dabei spielen.

Kriminetz: Du arbeitest an Teil 2 von „Völkers Schlacht“. Willst du ein wenig verraten, worum es darin geht?

Joachim Anlauf: Die Geschichte um den Oberbürgermeister Clemens Völker habe ich auf drei Teile angelegt. Während im ersten Band der politische Gegner versucht, den Oberbürgermeister mit einem Doppelgänger ordentlich in Misskredit zu bringen und ich dadurch die herrliche Möglichkeit hatte, alles, was in so einem Wahlkampf schief gehen kann, geschehen zu lassen, steht nun die zweite Reihe im Mittelpunkt. Auch die Dezernenten und die engen Mitarbeiter kämpfen um ihren Platz an der Sonne. Es gibt politischen Klüngel, Intrigen und einen Mord. Eine besondere Rolle wird der neue persönliche Referent des Oberbürgermeisters spielen. In meinem Buch ein einfacher Angestellter, der sich aber reichlich an der Macht seines Vorgesetzten bedient. Ich frage mich, inwieweit diese herausgehobene, verantwortliche Position demokratisch legitimiert ist. Für den Abschluss der Trilogie möchte ich dann den Einfluss von Lobbyisten beleuchten.

Kriminetz: Zur Criminale in Halle gab Peter Godazgar die Anthologie „Die Stadt, das Salz und der Tod“ heraus. Wovon handelt dein in dem Band enthaltener Kurzkrimi und wo spielt er?

Joachim Anlauf: Mit meiner Krimikurzgeschichte „Summertime Blues“ konnte ich auf vergnügliche Weise zwei Leidenschaften miteinander verbinden: den Krimi und die Beatles. Es geht um die mörderische Jagd nach einer verschollenen Beatles-Schallplatte, die angeblich - bislang noch unentdeckt - irgendwo im Beatles Museum in Halle sein soll. Ich habe mich unter anderem von Robert Louis Stevenson inspirieren lassen. In seiner „Schatzinsel“ tauchten plötzlich ganz viele Piraten im Gasthaus ‚Admiral Benbow‘ auf. Bei mir erscheinen ziemlich undurchsichtige Typen auf der Bühne, die vorgeben, als Journalist, Forscher oder Tourist das Beatles Museum zu besuchen. Für die Schlussszene stand dann der köstliche Film „Ladykillers“ mit dem großartigen Schauspieler Sir Alec Guiness Pate. Aber mehr verrate ich nicht.

Kriminetz: Hast du als bekennender Beatles-Fan schon mal einen von ihnen live erlebt?

Joachim Anlauf: Ja, Paul McCartney auf seiner „Back-in-the-world-Tour“ am 30. April 2003 in Hannover. Eine fantastische 2 ½ stündige Live-Show mit 36 Songs, darunter 22 Beatles-Titel. Unvergesslich. Ebenso unvergesslich war meine Reise auf den Spuren der Beatles im vergangenen Jahr nach London und Liverpool. Es ist sehr berührend, wenn man in den Jugendzimmern von John und Paul steht und sich vergegenwärtigt, dass an diesen Orten Popgeschichte geschrieben wurde.

Kriminetz: Du lebst mit deiner Frau in Leipzig. Gab es für dich bereits vor dem Umzug einen besonderen Bezug zu der Stadt?

Joachim Anlauf: Meine Mutter ist in Leipzig geboren worden. Sie ist dann aber in Schlesien, wo ihre Mutter herstammte, aufgewachsen. Über ihre kurze Zeit in Leipzig ist mir nicht viel bekannt. Ich weiß, dass sie dort 1931 in der wunderbaren, im Stil des Art déco gebauten St. Bonifatius-Kirche getauft wurde. Meine Großmutter arbeitete in einer Kaufmannsvilla in der Karl-Heine-Straße. Ich stelle mir manchmal vor, wie sie in den 30er Jahren durch die selben Straßen und Parks gegangen ist wie ich heute. Und damals wie heute war Leipzig eine stark wachsende, dynamische, aufstrebende Stadt. Ich überlege, was sie in Leipzig erlebt, wofür sie sich begeistert hat. Leider habe ich meine Oma nie kennengelernt. Übrigens, der Großvater meiner Frau väterlicherseits hat in Leipzig an der Handelshochschule studiert.

Kriminetz: Du bist Mitglied im SYNDIKAT. Was schätzt du am SYNDIKAT besonders?

Joachim Anlauf: Ich bin 2013 in das Syndikat eingetreten und habe erstmals 2014 in Nürnberg an der Criminale teilgenommen. Das war ein großartiges Erlebnis, denn letztlich kann sich halt ein Krimiautor doch noch am besten in die Situation und die Gefühlswelt eines anderen Krimiautoren hineinversetzen. Ich habe einige Kolleginnen und Kollegen wieder getroffen und noch mehr kennengelernt. Ich habe viel diskutiert, gefragt, erfahren und mich inspirieren lassen. Besonders gut hat mir die Atmosphäre gefallen - da war es egal, ob du ein Buch oder Dutzende geschrieben hast, ob du bei einem großen oder einem kleinen Verlag veröffentlichst. Vor Ort organisieren die Syndikatsmitglieder Stammtische und Benefizlesungen. Seit Mai 2018 arbeite ich im Vorstand des Syndikats mit.

Kriminetz: Wenn du und deine Frau schon in so einer schönen Gegend wohnen – wo macht ihr denn am liebsten Urlaub?

Joachim Anlauf: Wir wollen gerne Neues entdecken und versuchen, die richtige Balance zwischen Erholung und kulturellem Angebot zu finden. Ein Meer oder ein großer See sollten nicht allzu weit entfernt sein. In diesem Jahr zieht es uns nach Sardinien. In den letzten Jahren bereisten wir zum Beispiel die oberitalienischen Seen, die Kanalinseln, Sizilien, Hiddensee, Sylt, das Baltikum und St. Petersburg, das Loire-Tal, Kalifornien …

Kriminetz: Vielen Dank, Joachim Anlauf, für die Beantwortung der sieben Fragen.

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