Sieben Fragen an Jürgen Neff

Das Foto zeigt den Schriftsteller Jürgen Neff. © STUDIOLINE Hamburg

Jürgen Neff studierte Literaturwissenschaft und Philosophie, arbeitete an deutschen Theatern und fuhr auf Kreuzfahrtschiffen zur See. Heute coacht er Seefahrer, Piloten und Ärzte in Resilienz, Kommunikation und Konfliktmanagement. Seit seinem Studium beschäftigt er sich mit Emotionen, verarbeitet dies in Theaterstücken wie »ANGST!« oder »Freier Wille?«, das bei den Essener Autorentagen 2016 den Publikumspreis erhielt. Für seinen ersten Kriminalroman im Gmeiner-Verlag hat er sich mit einem emotional geladenen Massenphänomen beschäftigt: dem Fußball und der Faszination Fankurve.

Jürgen Neff hat sieben Fragen beantwortet.

Jürgen, du hast viele Jahre auf Kreuzfahrtschiffen als Eventmanager gearbeitet. Bildet diese Kulisse Stoff für deine literarische Tätigkeit?

Jürgen Neff: Meine Arbeit als Romanautor hat in der Tat hiermit begonnen. In meinem ersten Thriller »Kreuzfahrt am Abgrund« lasse ich ein paar skrupellose Gangster ein ganzes Kreuzfahrtschiff entführen und Lösegeld von der Reederei verlangen. Die Idee dazu entstand bereits vor meinem ersten Einsatz auf einem solchen Schiff, im Basic Safety Training, das man absolvieren muss, um an Bord arbeiten zu können und dessen Inhalte hauptsächlich Sicherheit und Security sind. Die Szenerie wurde mir quasi vor die Feder gelegt.

Gab es einen wichtigen Grund, der dich veranlasste, diesen Job aufzugeben?

Jürgen Neff: Es wurde mir zu gefährlich. - Nein. Ich scherze nur. So ein Schiff ist schon extrem gut geschützt.
Es waren rein private Gründe. Nach zehn Jahren, in denen ich bis zu neun Monate an Bord verbrachte, fand ich, es ist nun genug. Und ich hatte auch schon eine neue Vision: Ich coache und trainieren heute Seefahrer, Piloten, Führungskräfte in Resilienz, Konfliktbewältigung und sicherer Kommunikation.

Dein Roman »Blutgrätsche« spielt ja in einem ganz anderen Millieu. Wie ist dein Bezug zu dieser Sportart?

Jürgen Neff: Fußball? Ich habe selbst 15 Jahre gespielt, war bestimmt in meinem allerersten Lebensjahr schon fast jeden Sonntag auf einem Fußballplatz. Mein Vater war Trainer. Ich komme heute zwar nicht mehr so oft dazu, trete aber noch immer gern gegen die Pille. Und ich wohne 200m entfernt vom St. Pauli Stadion. Wenn dort ein Tor fällt für die unseren, dann höre ich das bis zu mir nachhause.

Wenn du über Polizeiarbeit/kriminalistische Vorgänge schreibst, stellt sich die Frage, woher du den Einblick in diese Abläufe hast. Kannst du uns aufklären?

Jürgen Neff: Zum einen ist es erst einmal ziemlich viel Recherchearbeit. Ich lese viel über Kriminalistik, natürlich auch in den Büchern von Manfred Lukaschewski, dann auch meistens speziell zu dem Fall, den ich mir ausgedacht habe. Für »Blutgeräte« musste ich zum Beispiel viel über die Polizeiarbeit rund um Fußball-Events herausfinden, wie die Abläufe hier sind, was die sogenannten Szenekundigen Beamten genau tun, wie die Spezialkräfte bei Risikospielen agieren.

Zum anderen habe natürlich ein paar »Informanten« - Personen, die bei der Polizei oder in deren Umfeld arbeiten und sich auskennen.

Welcher Typ Schreiber bist du? Hältst du dich strikt an einen vorher ausgearbeiteten Plot oder lässt du deinen Protagonisten »freien Lauf«?

Jürgen Neff: Ich habe eine Grobstruktur, die ich relativ strikt einhalte. Meistens weiß ich ziemlich genau, von wo nach wo meine Protagonisten vom Anfang bis Ende des Plots gehen sollen. Und selbst wenn ich eine Szene anfange, habe ich in der Regel schon einen Plan, wie sie enden soll.

Aber: ich lasse mich liebend gern von meinen Figuren überraschen. Plötzlich schert eine aus und geht in eine Richtung, die mich als Autor zwar überrumpelt, kurz darauf aber extrem freut. Dabei kommen meistens die wirklich spannenden Ideen und überraschenden Wendungen zustande. Das Eigenleben der Figuren und der Handlung ist für mich fast der größte Spaß am Schreiben.

Fließen in deine Bücher auch biografische Sequenzen ein oder sind das alles rein fiktive Charaktere bzw. Geschichten?

Jürgen Neff: Ganz ohne geht es meiner Meinung nach gar nicht. Man kann keine Geschichten über etwas erzählen, das man gar nicht kennt. Meine Figuren haben meistens reale Vorbilder. Aber nur in dem Sinn, dass ich gewisse Charaktere vor mir sehe. Mir in irgendeiner Form bekannte Menschen sind Paten der fiktiven Figur, stehen quasi Modell. Und diese versetze ich in Situation - mal amüsant, mal prekär - und lasse sie eigenständig agieren, reagieren. Alles Weitere folgt aus deren Art und Weise mit der Situation umzugehen.

Gibt es bereits konkrete Pläne für einen weiteren Roman? Worauf kann sich der Leser freuen?

Jürgen Neff: Es sind weitere Romane mit der Protagonistin Nina Schätzle geplant. Ich mag die Figur sehr, Ihren kleinen Dachschaden, ihren doch recht schwierigen Charakter. Das birgt noch viel Potenzial. Beim nächsten Fall geht es eventuell sogar um einen Mord an einer Polizistin.

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