Sieben Fragen an Jutta Maria Herrmann

Das Foto zeigt die Schriftstellerin Jutta Maria Herrmann. Foto: © Sarah Koska

Die Schriftstellerin Jutta Maria Herrmann lebt seit den achtziger Jahren in Berlin. Sie studierte Germanistik und Filmwissenschaften. Sie war in vielen Berufen unterwegs: Buchhändlerin, Putzfrau, Sekretärin, Synchrondrehbuch-Autorin und als Veranstalterin von Punkkonzerten. Heute arbeitet sie in der Polit-Redaktion einer Tageszeitung. Jutta Maria Herrmann lebt mit ihrem Mann, dem Schriftsteller Thomas Nommensen, vor den Toren Berlins. Nach Hotline und Schuld bist du ist Amnesia ihr dritter Thriller im Knaur Verlag. Sie ist Mitglied im Syndikat.

Für Kriminetz hat Jutta Maria Herrmann sieben Fragen beantwortet.

Kriminetz: In Bälde erscheint dein neuer Thriller „Amnesia“. Magst du deinen Lesern im Vorfeld schon ein wenig verraten, worum es darin geht?

Jutta Maria Herrmann: Helen, meine Ich-Erzählerin, ist laut der Diagnose der Ärzte unheilbar an Krebs erkrankt. Als ihr langjähriger Lebenspartner sie verlässt, flüchtet sie aus Berlin zu ihrer Familie in eine südwestdeutsche Kleinstadt. Sie will sich vor ihrem Tod mit der Mutter versöhnen, die nichts von der schweren Erkrankung der Tochter weiß. Doch der Empfang ist frostig. Nur die jüngere Schwester Kristin freut sich über den unerwarteten Besuch. Schon bald stellt Helen fest, dass die schwangere Kristin von ihrem Mann Leon misshandelt wird. Und dann ist Leon tot. Bestialisch ermordet. Und Helen, die starke Tranquilizer nimmt, kann sich nicht erinnern, wo sie in der Tatnacht gewesen ist. Alles deutet auf sie als Täterin. Doch war sie es wirklich?

Kriminetz: Wovon lässt du dich inspirieren? Sind es Situationen oder Umgebungen, aus denen du Anregungen schöpfst?

Jutta Maria Herrmann: Eher bestimmte Alltagssituationen. Die Grundidee zu „Hotline“ basiert z.B. auf einer Nachricht in der Tageszeitung, auch der Plot zu „Schuld bist du“ ist mir beim Zeitungslesen gekommen. Manchmal sind es auch nur kurze Eindrücke, die mein Kopfkino anspringen lassen: Ein Paar, das sich in der S-Bahn gegenübersteht, kein Wort miteinander redet, jeder schaut in eine andere Richtung und dabei geht von beiden Traurigkeit aus, die schon fast greifbar ist. So was halt. ;-)

Kriminetz: Spielt aktuelles politisches Zeitgeschehen in deinen Krimis eine Rolle?

Jutta Maria Herrmann: Ich arbeite ja in meinem „Brotjob“ Vollzeit in der Parlamentsredaktion einer Tageszeitung und bin dort den ganzen Tag mit dem politischen Zeitgeschehen befasst. Das reicht mir dann auch. ;-) Für mein Schreiben finde ich die menschliche Psyche momentan auch einfach spannender. Ich lote Ausnahmesituationen aus, frage mich, wie jemand reagiert, der unvermittelt, ob schuldig oder unschuldig, an den Rand eines Abgrunds getrieben wird. Was macht das mit ihm? Wächst er über sich hinaus? Geht er daran zugrunde? Das sind die Fragen, die mich umtreiben, und denen ich versuche, in meinen Thriller auf den Grund zu gehen.

Kriminetz: Du veröffentlichst neben deinen Romanen auch Kurzgeschichten. Was magst du an der „kurzen Form“?

Jutta Maria Herrmann: Dass man punktgenau schreiben muss. Und die Herausforderung, in einem engen Rahmen, sprich auf wenigen Seiten, eine Geschichte zu erzählen. Das ist gar nicht so einfach.

Kriminetz: Auf deiner Website ist zu lesen, du hast mit der Hausbesetzerszene sympathisiert. Hast du in so einer WG gewohnt?

Jutta Maria Herrmann: Ich habe zwar eine ganze Weile in WGs gelebt, aber nie in einem besetzten Haus. Ich brauchte auch damals schon meinen ruhigen friedlichen von keiner Räumung gefährdeten Rückzugsort. ;-) Allerdings haben einige meiner Freunde und Freundinnen in besetzten Häusern gewohnt. Aber die wenigsten haben die zum Teil chaotischen Zustände lange ausgehalten.

Kriminetz: Hast du eine Lieblings-Punk-Band?

Jutta Maria Herrmann: Obwohl ich eine ganze Reihe (meist unbekannte) Punkbands veranstaltet habe, war Punk nicht so wirklich meine Musik. Ich mochte die späten Ramones sehr gerne, zum Teil auch Clash. Patty Smith, die ja als „Godmother des Punk“ gilt, habe ich sehr verehrt. Ansonsten fand ich zu der Zeit REM genial, die beste Live-Band, die ich je auf der Bühne erlebt habe. Mir gefielen aber auch Brian Ferry, Police, The Smiths, Smashing Pumpkins, Skunk Anansie und einige mehr.

Kriminetz: Du bist Mitglied im Syndikat. Wie wichtig ist deiner Meinung nach Netzwerken für SchriftstellerInnen?

Jutta Maria Herrmann: Ich finde generell den Austausch zwischen AutorenInnen sehr wichtig. Wir arbeiten ja fast alle im stillen Kämmerlein und da sind Kontakte „nach draußen“ schon fast „überlebensnotwendig“. ;-)

Kriminetz: Vielen Dank, Jutta Maria Herrmann, für die Beantwortung der sieben Fragen!

Jutta Maria Herrmann: Ich danke dir für das nette Interview.

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