Sieben Fragen an Manfred Lukaschewski

Das Foto zeigt den promovierten Kriminalisten und Autor Manfred Lukaschewski. Foto: © beim Autor

Manfred Lukaschewski wurde 1951 in der Altmark (Altenzaun) geboren. Er ist in Berlin aufgewachsen. An der Universität Rostock studierte er zunächst Physik, darauf folgte ein Kriminalistikstudium in Berlin mit Promotion zum Dr. jur.

Der Autor arbeitete bei einer Morduntersuchungskommission mit Schwerpunkt Ballistik und übernahm später die Leitung einer Morduntersuchungskommission.

Manfred Lukaschewski hat mehrere Lehrbücher aus dem Bereich Kriminalistik/forensische Medizin veröffentlicht, die alle neu aufgelegt in der Edition Antheum facts des MAIN Verlags erschienen sind, wie das mehrbändige Kompendium der Kriminalistik oder Die Sprache der Toten. Mit Morden für Anfänger und Morden für Fortgeschrittene beschreitet der Autor einen etwas leichter verständlichen Weg und tritt damit auch unkonventionell z.B. bei einer Islandreise mit Lesungen und Vorträgen auf.

Für Kriminetz beantwortete Manfred Lukaschewski sieben Fragen.

Kriminetz: Du hast an der Humboldt-Universität zu Berlin den Abschluss Diplom-Kriminalist erworben und promoviert. Welches Thema hast du in deiner Dissertation behandelt?

Manfred Lukaschewski: Ich hatte das Glück, dass sich meine Diplom-Arbeit bereits mit einem gleichgelagerten Thema befasste. Es ging um Möglichkeiten, daktyloskopische Spuren an menschlicher Haut zu finden, zu sichern und auszuwerten. Vordergründig ging es dabei um die Feststellung der Fingerabdrücke an Verbrechensopfern, z.B. durch Würgen oder Erwürgen. Nach erfolgreichem Diplom bekam ich das Angebot, an diesem Thema weiter zu arbeiten, was dann in der Promotion mündete.

Kriminetz: Im Main-Verlag ist dein »Kompendium zur Kriminalistik« erschienen. Wen hattest du bei der Arbeit daran als Zielgruppe im Visier?

Manfred Lukaschewski: Man muss sich vergegenwärtigen, dass der Beginn der Erarbeitung eines »Kompendiums der Kriminalistik« bereits viele Jahre zurückliegt. Ursprünglich, etwa um 2007/2008, war es lediglich als ein Kriminalistik-Lexikon konzipiert … dass daraus dann deutlich mehr wurde, hat sich erst im Laufe der Arbeiten ergeben. Die erste Auflage des Kompendiums erschien dann 2012, in einem Verlag, der heute nicht mehr existiert.

Klientel sollten eigentlich die Polizeischüler der Polizeifachhochschulen sein. Leider musste ich im Zuge der Recherche feststellen, dass die kriminalistische Ausbildung in Deutschland nicht den Stellenwert hat, der eigentlich in einem modernen Industrieland Standard sein sollte.

Kurzum, die polizeiliche Studentenschaft ist als Klientel für dieses Buch weggefallen.

Es tat sich aber ein völlig unerwarteter Interessentenkreis auf, mit dem ich in dieser Fülle und Qualität nicht gerechnet hätte. Es ist die Schar der Krimiautoren und mehr noch der Krimiautorinnen.

Diese Autoren sind zunehmend bestrebt, authentisch in ihren Büchern agieren zu lassen, sind über derartige Detailinformationen sehr froh. Meine Autorenseite auf Facebook (Dr. Manfred Lukaschewski) erfreut sich reger Beliebtheit, nahezu 1800 Follower können das vielleicht bestätigen.

Neben diesen sind es auch Leser, die sich allgemein für Krimis interessieren und schnell gemerkt haben, dass das Fernsehbild reichlich irreführend über die kriminalpolizeiliche Arbeit informiert.

Kriminetz: Nach welchen Kriterien wurden die Begriffe für das Kompedium ausgewählt?

Manfred Lukaschewski: Es sind etwa 2500 Stichworte und ich habe mich bemüht, mich auf solche zu konzentrieren, die in der täglichen Arbeit von besonderer Relevanz sein könnten.

Ich will nicht verhehlen, dass ich an einigen Stellen zu sehr aus dem Blickwinkel eines Mordermittlers ausgewählt habe.

Kriminetz: Gibt es einen Fall aus deinem Berufsleben, der dich so nachhaltig beschäftigt hat, dass du immer noch an ihn denkst?

Manfred Lukaschewski: Einen besonderen Fall hervorzuheben wäre gegenüber den anderen Opfern eines solchen Verbrechens reichlich unfair, sie sind alle besonders.

Natürlich vergisst man »seinen ersten Fall« nicht (nebenbei bemerkt, der war eher unspektakulär). Was lange im Gedächtnis bleibt, sind immer die Verbrechen, in denen Kinder Opfer perverser menschlicher Umtriebe sind.

Tötungsdelikte bieten immer einen Blick in die menschlichen Abgründe, wobei auch angemerkt werden muss, dass Täter nicht per sé blutrünstige Monster sind. Oft ist es eine Verkettung von Umständen, die dann zu solchen Verhaltensweisen führen.

Kriminetz: Du warst mit an Bord der »Crime Cruise«. Der Weg des Schiffes führte von Dänemark an den Faröer Inseln bis nach Island. Was hast du dem Publikum zu Gehör gebracht?

Manfred Lukaschewski: Nun, ich gehöre zur Crew der Crime-Cruise und hoffe noch einige Male diese Tour mitmachen zu dürfen, die ja 2020 aus bekannten Gründen ausfallen musste. Die Crime-Cruise 2019 war die erste dieser Art und wird in diesem Jahr mit neuen Höhepunkten in der ersten Novemberwoche wieder starten.

Ich erzähle im Grunde über die Arbeit einer Mordermittlung, wenn z.B. eine unbekannte Leiche gefunden wird und man davon ausgehen kann, dass fremde Hand nicht ausgeschlossen werden kann. Ich mach dann drei Vorträge über solche Themen wie:
Identifizierungsmöglichkeiten
Wie kann ich die Leichenliegezeit eingrenzen?
Was ist Strangulation?
Was erzählt die Leiche bei Schussverletzungen? u.ä.

Da ich meine Vorträge mit Bildern tatsächlicher Geschehnisse unterlege, wird es eine spannende Sache und schon dafür benötigt man einen guten Magen. Die Schaukelei macht es nicht einfacher!

In diesem Jahr kommt noch ein Praktischer Teil hinzu … ich zeige, wie man Fingerabdrücke nimmt (die Utensilien dazu stelle ich zur Verfügung) und jeder kann dann seinen Fingerabdruck sichern und mit nach Hause nehmen.

Kriminetz: Wie seefest muss man für diese Reise sein? Wie erging es dir selbst dabei?

Manfred Lukaschewski: Ich hatte keine Probleme, so richtig seekrank war meines Wissens niemand.

Allerdings muss ich auch sagen, dass sich der Atlantik uns gegenüber sehr wohlwollend verhalten hat.

Natürlich merkt man das Schaukeln des Schiffes und nicht immer ist freihändiges Laufen so ohne weiteres möglich. Es gibt z.B. zum Kaffee keine Untertassen … bisweilen ist das auch gut so.

Kriminetz: Woran arbeitest du derzeit?

Manfred Lukaschewski: Im Moment sind es sogenannte »Lehrhefte« (das ist der Arbeitstitel, wird sich ganz sicher noch ändern) zu ausgewählten Themen, dabei etwas tiefer in die Materie eindringend, immer so um die 100 Seiten. Geplant bzw. bereits in der Überarbeitung sind:
Daktyloskopie
Ballistik
Leichenliegezeit
Strangulation
Suizid

Dann hat der Verlag für dieses Jahr Material und ich kann mir Gedanken machen, was ich dann so verzapfe.

Kriminetz: Vielen Dank, Manfred Lukaschweski, für die Beantwortung der sieben Fragen.

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