Marco Schreiber, Jahrgang 1973, lebt in Dithmarschen an Schleswig-Holsteins Westküste. Er ist verheiratet und Vater zweier erwachsener Söhne.
Als Lehrer für Deutsch und Geschichte arbeitete er zunächst einige Jahre in Itzehoe und seit 2010 in Husum. Sich selbst bezeichnet er als an der Westküste stark verwurzelt, wofür auch seine Zeit in der Dithmarscher Kommunalpolitik ein Beleg ist.
Seine Faszination für die Wirkmächtigkeit von Sprache und sein Interesse an Persönlichkeiten und deren Beweggründe für Handlungen unterschiedlichster Art führten ihn fast zwangsläufig zur Literatur und schließlich zum Schreiben. Der Roman Marschblut um den Ermittler Karsten Untiedt ist sein Debüt-Roman, der zweite Teil bereits in Arbeit.
Für Kriminetz beantwortete Marco Schreiber sieben Fragen.
Kriminetz: Diese Frage muss natürlich sein: Wirst du oft danach gefragt, ob du unter Pseudonym veröffentlichst?
Marco Schreiber: Tatsächlich ist mir diese Frage noch nie vorher gestellt worden. Allerdings reizt der Name SCHREIBER doch viele zu einem Spruch. Aber das ist wohl naheliegend, wenn man mit dem Namen SCHREIBER Deutschlehrer und Autor ist.
Kriminetz: Du bist im „Brotjob“ als Lehrer tätig. Wie reagieren deine Schülerinnen und Schüler darauf, dass ihr Lehrer Krimis veröffentlicht? Haben Sie nun Angst vor dir und benehmen sich nur noch ziemlich anständig?
Marco Schreiber: Gesprächsthema ist das schon gewesen. Aber auch nicht über die Maßen. Die Jugendlichen haben ein gutes Gespür dafür, dass das Veröffentlichen eines Buches für mich persönlich ein tolles Ereignis war und haben sich für mich mitgefreut. Und das hat mir natürlich zusätzlich ein gutes Gefühl gegeben. Darüber hinaus halte ich die Bereiche Schule und Schreiben aber strikt voneinander getrennt.
Kriminetz: Weshalb hast du dich für das Genre Krimi entschieden?
Marco Schreiber: Das Genre Krimi hat sich vielmehr für mich entschieden. Zusammen mit der Ablehnung eines anderen Buchprojektes schickte mir ein Verlag die Aufforderung, mich wieder zu melden, wenn ich einen Krimi geschrieben hätte. Daraufhin habe ich fast zwei Jahre über eine gute Story nachgedacht und mich mit dem Krimi-Genre auseinandergesetzt. Herausgekommen ist die Erkenntnis, dass das Schreiben eines guten Krimis und dann auch noch regional eingebunden, sehr herausfordernd ist. Dieser Herausforderung wollte und konnte ich mich dann stellen, und ich habe für mich erkannt, dass Regionalkrimi saumäßig viel Spaß macht.
Kriminetz: In deinem Debüt „Marschblut“ wird LKA-Ermittler Karsten Untiedt nach Dithmarschen beordert und hat es gleich beim Einstieg mit Schietwetter zu tun. Freundet er sich denn mit der Gegend an?
Marco Schreiber: Es ist fast unmöglich, sich nicht mit Dithmarschen anzufreunden, außer man legt Wert auf gutes Wetter und abwechslungsreiche Landschaft.
Aber im Ernst: Dithmarschen ist nicht umsonst eine immer beliebter werdende Urlaubsregion und für alle gebürtigen Dithmarscherinnen und Dithmarscher sowieso absolutes Heimweh-Land. Und wenn Karsten Untiedt so heftig auf seine Abordnung nach Dithmarschen reagiert, kann dem nur ein tiefes traumatisches Erlebnis zu Grunde liegen.
Nordfriesen, die nördlichen Nachbarn rund um Husum, halten Untiedts Reaktion im Übrigen für völlig normal.
Kriminetz: Husum trägt spätestens seit Theodor Storm den Beinamen „Graue Stadt am Meer“. Ist sie denn wirklich so grau oder nicht auch ein wenig bunt?
Marco Schreiber: Zu Storms Zeiten dürfte Husum vor allem durch Seefahrt, Fischfang und Viehhandel geprägt gewesen sein. Buntes Treiben und Leichtigkeit lässt sich damit nur schwierig verbinden. Und die Nordsee und der Himmel sind von Oktober bis März nach wie vor überwiegend grau. Heute ist Husum aber auch touristisch, ist rund um den Hafen (nach norddeutschen Maßstäben) fast pittoresk, und schon im März macht ein Meer aus Krokusblüten den Schlosspark mitten in der Stadt zauberhaft farbenfroh.
Theodor Storms Herz würde heute sicherlich noch immer an Husum hängen, aber als grau würde er sie bestimmt nicht mehr bezeichnen.
Kriminetz: Bei der 75. Buchmesse in Frankfurt warst du am Messestand des SYNDIKATs zu treffen. Was hast du mitgenommen von der Buchmesse?
Marco Schreiber: Wenn ich diese riesige Buchmesse vor Augen habe, erkenne ich, wie unfassbar klein doch mein eigenes Licht in diesem Getriebe ist. Das schadet sicher nicht.
Auf der anderen Seite hatte ich aber eine Vielzahl an sehr interessanten Gesprächen mit Autorinnen und Autoren, die viel, viel mehr Erfahrung im Gepäck haben als ich. Diese Gespräche waren für mich unfassbar wertvoll, um all das, was in den letzten Monaten rund um das Thema Literatur auf mich einprasselte, besser einordnen zu können. Kurzgefasst: Ich fühlte mich erschlagen von den Eindrücken und bin jetzt trotzdem ein ganzes Stück schlauer.
Kriminetz: Im kommenden Frühjahr erscheint bereits dein 2. Krimi. Magst du deiner Leserschaft schon verraten, worum es darin geht?
Marco Schreiber: In MARSCHNACHT schicke ich wieder das Duo Katja Greets und Karsten Untiedt an Schleswig-Holsteins Westküste ins Rennen. MARSCHNACHT hat eindeutig einen psychologischen Schwerpunkt, und das Opfer des Verbrechens steht klar im Fokus. Für Leserinnen und Leser, die Lust haben sich in die Psyche von Menschen hineinzufühlen, die sich in lebenswirklichen Grenzbereichen wiederfinden, ist MARSCHNACHT hoffentlich ein spannender und emotionaler Lesekitzel.
Kriminetz: Vielen Dank, Marco Schreiber, für die Beantwortung der sieben Fragen.
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