Sieben Fragen an Margit Kruse

Das Bild zeigt die Schriftstellerin Margit Kruse. Foto: © Christian Fliegner/Foto Kruk, Buer

Margit Kruse wurde 1957 in Gelsenkirchen geboren. Bekannt wurde sie vor allem durch ihre Revier-Krimis »Eisaugen«, »Zechenbrand«, »Hochzeitsglocken« und »Rosensalz«. Sie ist ein echtes Kind des Ruhrgebiets. Seit 2004 ist die Gelsenkirchenerin als freiberufliche Autorin tätig. Neben etlichen Beiträgen in Anthologien hat sie bislang 17 Bücher veröffentlicht. Labrador Enja ist stets dabei, wenn sich Margit Kruse auf Recherche-Tour begibt. Besonders der Hauptfriedhof ihres Heimatortes hat es der Autorin angetan. Margit Kruse ist Mitglied im Verband deutscher Schriftsteller.

Im September 2022 erscheinen im Gmeiner-Verlag unter dem Titel »Karpfen, Kerzen Kohleofen«, 24 Weihnachtskrimis aus ihrer Feder.

Für Kriminetz.de hat Margit Kruse 7 Fragen beantwortet.

Kriminetz: Feierst du selbst gerne Weihnachten? So richtig mit Baum und Festtagsschmaus?

Margit Kruse: Ja, ich liebe Weihnachten und genieße es jedes Jahr aufs Neue. Schon früh fange ich mit dem Schmücken unseres Hauses an. Nicht viele Accessoires, dafür Dinge, die mir am Herzen liegen. Der Tannenbaum wird selbst geschlagen. Sich in der Adventszeit Zeit zu nehmen, es ruhiger angehen zu lassen, funktioniert nicht immer. Doch der Wille ist da. Weihnachten ist für mich eine ganz besondere Zeit. So ist dieses Buch schon das 6., das in der Weihnachtszeit spielt. Gerade schreibe ich an »Rauhnächte«, dem 9. Margareta-Sommerfeld-Fall. Mitten im Sommer fällt mir das auch nicht immer leicht.

Auch der Festtagsschmaus darf zu Weihnachten nicht fehlen. Wir verbringen die Tage mit der Familie, am 1. Feiertag gehen wir traditionell zum Weihnachtsessen in ein Lokal. Solche Besuche inspirieren mich und ich kann es kaum erwarten, nach Hause zu kommen, um zu schreiben, Dinge zu verarbeiten.
Über Silvester fahren wir dann immer ins Sauerland, um der Knallerei hier in der Großstadt zu entgehen. Unsere Enja hat eine wahnsinnige Angst davor. Im Sauerland wird kaum geböllert, die Ruhe tut gut. Dort in Bödefeld spielt übrigens mein Krimi »Fröhliches Morden überall«, der im vorigen Jahr veröffentlicht wurde.

Kriminetz: Wo sind die Handlungsorte deiner 24 Weihnachtsgeschichten im Krimiband »Karpfen, Kerzen, Kohleofen«?

Margit Kruse: Die Handlungsorte in meinen neuen Advents-Kalender-Krimi sind: Gelsenkirchen, insbesondere Buer, mein Heimatort, Essen, Bad Sassendorf, Jammertal, Haltern, Schwerte, Bochum, Witten und Dortmund. Dort habe ich mir besonders sehenswerte Ziele ausgesucht.

Kriminetz: Einen Kohleofen in Gang zu setzen, ist gar nicht so einfach. Hattest oder hast du selbst einen?

Margit Kruse: Als ich Kind war, hatten wir die Wohnung mit Kohleöfen beheizt. Der Ofen in der Wohnküche, auf dem auch gekocht wurde, bollerte den ganzen Tag und man bekam rote Ohren, wenn man daneben auf einen Hocker saß, um sich nach dem Rodeln aufzuwärmen. Im Wohnzimmer wurde nicht täglich geheizt, weil man sich dort nicht ständig aufhielt. So warm es in der großen Küche war, so kalt war es im Schlafzimmer. Dort zierten herrliche Eisblumenmotive die Fenster. Wenn ich brav war, bekam ich eine Wärmeflasche mit ins Bett.

Oh, ja, oft fluchte meine Mutter, weil sie Schwierigkeiten hatte, den Ofen morgens anzuheizen. An bestimmten Tagen wollte er einfach nicht ziehen, der Kamin schien wie verschlossen. Später gab es einen Dauerbrandofen und meine Mutter brauchte nicht mehr um vier Uhr morgens aufzustehen um für Wärme zu sorgen. Das Kohle-Eimer schleppen und das Holz hacken fand jedoch weiterhin statt. Da hat man es heute einfacher, zentralbeheizt und im ganzen Haus die gleiche Temperatur. Wahnsinnig gefreut hat sich meine Mutter jedes Mal, wenn mein Vater von der Zeche ein »Mutterklötzchen« (fertiges Anmachholz) mitbrachte. Das kam bei den Hausfrauen besser an als Pralinen oder Blumen!

Kriminetz: Woher nimmst du deine Inspiration? Gibt es besondere Orte, die dich zu kriminellen Geschichten anregen?

Margit Kruse: Auf dem Friedhof fallen mir oft die besten Geschichten ein. Meine kriminellen Energien werden aber auch durch bestimmte Personen freigesetzt. Hat mich mal jemand im wahren Leben geärgert, kommt er auf die rote Liste und wird bei passender Gelegenheit in einem Krimi entsorgt, bekommt einen Kerzenständer über den Kopf gezogen oder etwas ins Essen gemischt. Danach geht es mir besser. Meine eigene Therapie. Das Leben schreibt die besten Geschichten. Man muss nur hinschauen. Gerne lausche ich auch Unterhaltungen in Cafés.

Kriminetz: In deinen Krimis ermittelt Margareta Sommerfeld. War die einfach eines Tages »in deinem Kopf«? Erinnerst du dich daran, wie sie in dein Leben trat?

Margit Kruse: Als Kind wohnte ich in der Zechensiedlung, in der heute meine Margareta Sommerfeld wohnt. Täglich passierte ich den Wohnturm, das Wahrzeichen der Siedlung, später bekam meine Margareta – ich mochte den Namen schon immer – eine Wohnung im ersten Stock dieses Turmes. Heute hat meine Margareta sogar Fans, die sich die Siedlung anschauen.

Kriminetz: Bevorzugst du in deinen Krimis bestimmte »Mordmethoden«?

Margit Kruse: Gerne setze ich in meinen Krimis Gift ein, verarbeite es in Pralinen und Keksen, mörsere Taxus-Nadeln. Erschlagen finde ich auch nicht schlecht. Ein Kerzenständer, ein Stocheisen oder ein Knüppel kamen schon zum Einsatz. Gestern bei einer Lesung las ich einen Krimi vor, in dem ein Kerzenständer vorkam. Prompt habe ich heute Nacht davon geträumt, habe einen unliebsamen Gast damit aus unserem Garten versscheucht.

Kriminetz: Was liest du selbst am liebsten?

Margit Kruse: Für mich ist wichtig, dass ein Krimi – überwiegend lese ich Krimis – humorvoll angereichert ist. So lese ich gerne die von Tatjana Kruse und Lotte Minck. Die Reihe der mörderischen Freizeitführer vom Gmeiner-Verlag, die mich an besondere Orte führen, um dort Leute umzubringen, gefallen mir besonders. Die von Claudia Schmid gefallen mir ebenfalls sehr, da die Krimihandlungen toll mit den Sehenswürdigkeiten verknüpft sind. Dieses Ehepaar Edelgard (sie weiß, wie man mit schwierigen Männern umgeht) und Norbert, erleben nicht nur auf einer Kreuzfahrt Spannendes und Skurriles. Ich habe die beiden schon an die Ostsee begleitet und an die Bergstraße, bin mit ihnen schon Flüsse entlanggeschippert. Mir kommt es vor, als kenne ich diese beiden Menschen schon sehr lange. Wunderbar mit Humor unterlegt, die Orte super gewählt, erscheinen nicht zu viel, sondern genau richtig. Die Mordfälle supergut verpackt. Ich habe meinen zweiten Mörderischen Freizeitführer gerade fertiggestellt. Er erscheint im Frühjahr und spielt in Westfalen.
Gerne lese ich auch Biografien, wenn sie humorvoll angehaucht sind.

Kriminetz: Vielen Dank, Margit Kruse, für die Beantwortung der sieben Fragen.

Margit Kruse: Vielen Dank, liebe Claudia Schmid!