Patricia Brandt stammt gebürtig aus Neustadt am Rübenberge. Nach ihrem Germanistikstudium in Bremen hat sie bei der Nordsee-Zeitung volontiert und seitdem für verschiedene Medien (darunter Focus, dpa, NDR Fernsehen und Burda) gearbeitet. Seit mehr als 20 Jahren ist sie als Redakteurin für den Bremer Weser-Kurier tätig. Den Bienen in ihrem Garten hat die Autorin eine eigene Zeitungsserie »Die Bienenmutter« gewidmet: Mehr als ein Jahr lang berichtete sie über ihre Anfänge als Imkerin. Patricia Brandt lebt mit ihrem Mann, zwei Kindern, einem Hund und vielen Bienen in der Nähe von Bremen.
Für Kriminetz beantwortete Patricia Brandt sieben Fragen.
Kriminetz: Wann hast du dich in die Ostsee verknallt?
Patricia Brandt: Wann ich mich verknallt habe, weiß ich leider nicht mehr genau. Es muss bei einem unserer Familienurlaube passiert sein. Wir führen also schon fast so etwas wie eine Langzeitbeziehung, die Ostsee und ich. Die Symptome des klassischen Verliebtseins halten aber immer noch an: Sobald ich weiß, dass ich an die Ostsee reise, bekomme ich dieses berühmte Kribbeln im Bauch, und wenn ich dann den weichen Sand unter den Füßen spüre und auf das weite Meer blicke, fühle mich sehr energiegeladen!
Allerdings gebe ich zu, dass ich hin und wieder auch mit der Nordsee flirte. Zu meiner Verteidigung: Die Versuchung liegt sehr nahe – von meinem Wohnort nördlich von Bremen aus gesehen.
Kriminetz: Band eins deiner Krimi-Reihe im Gmeiner-Verlag heißt »Krabben-Connection«. Deinen Protagonisten geht es unter anderem um den Erhalt einer schützenswerten Landschaft. Dieses Thema liegt dir sicher selbst am Herzen?
Patricia Brandt: Das stimmt! Ich glaube, das Thema liegt uns allen am Herzen. Deshalb greife ich mit allen Geschichten um den schrulligen Hohwachter Kommissar Oke Oltmanns auch Umweltfragen auf, allerdings auf heitere Weise.
In Krabben-Connection will zum Beispiel ein Münchner Konzern seine Hotelanlage mitten ins Naturschutzgebiet bauen. Das stört die liebenswert-schräge Dorfgemeinschaft zwar gewaltig. Doch erst ein Hamburger Urlauber bringt die Küstenbewohner durch seine Leidenschaft für Pflanzenfotografie darauf, was für einen Schatz sie an der seltenen Stranddistel haben, die in dem Areal wächst. Und nachdem Fischbudenbesitzerin Wencke Husmann den Fotografen während einer ihrer Nacktwanderungen in den Dünen kennengelernt hat, gründet sich fix die Bürgerinitiative »Rettet die Stranddistel«. Die gerät natürlich sofort in Verdacht, als der Bayerische Vertreter des Baukonzerns aus seinem Hotelzimmer verschwindet und eine Menge Blut zurückbleibt.
Tatsächlich wächst die Distel in dem früheren Fischerort Hohwacht. Es gibt dort auch wirklich ein tolles Naturschutzgebiet. Das war für mich als Journalistin das Reizvolle an meinem ersten Regional-Krimi: Ich durfte Realität und Fiktion einfach mischen.
Kriminetz: In deinem Krimi »Imkersterben« kommen Menschen zu Tode, die sich mit Bienen beschäftigen. Leben Imker tendenziell gefährlich?
Patricia Brandt: Ich hoffe nicht, da ich selbst imkere. Allerdings gibt es mehr Imker mit Bienengiftallergie als ich dachte. Mich hat es jedenfalls heftig erwischt: Ich war inzwischen mehrfach in der Notaufnahme eines Bremer Krankenhauses. Jetzt imkere ich nur noch im Ganzkörper-Imkeranzug und mit einem Notfall-Medikamenten-Set in der Nähe. In dem Aufzug schneide ich übrigens auch die Hecke vor den Bienenkästen …
Kriminetz: Du hast selbst Bienen in deinem Garten und eine eigene Zeitungsserie »Die Bienenmutter«. Was ist für dich das Faszinierende an Bienen?
Patricia Brandt: Bienen sind einfach unglaublich. Egal, wie viele Sachbücher ich über sie lese und mit wie vielen Imkern ich spreche, ich erfahre ständig neue Dinge über sie. Zum Beispiel, wie mörderisch sie sein können: Gerade wieder hat ein fremdes Bienenvolk mein schwächstes Bienenvolk überfallen, ausgeräubert und alle Bienen totgestochen. Die Wächter-Bienen, die mein Volk am Eingang ihres Zuhauses positioniert hatte, konnten nichts ausrichten. Bei mir im Garten wird mehr gemordet als in meinen Büchern. Das ist traurig, aber wahr.
Kriminetz: Im Frühjahrsprogramm des Gmeiner-Verlages erscheint mit »Küstenhuhn« dein nächster Titel. Verrätst du, worum es darin geht?
Patricia Brandt: Es geht zum Beispiel um Marlene. Marlene ist eine altersschwache Legehenne, die gerettet aus einer Fabrik, nun ihren Lebensabend im Fischhus an der Strandpromenade in der Hohwachter Bucht verbringen darf. Sie entwickelt einen Spürsinn für die Fischbuletten, die Fischbudenbesitzer Jan Husmann vor seiner Frau Wencke versteckt. Er verkauft die heiße Ware heimlich unter der Ladentheke, denn Wencke möchte ihren Gästen neuerdings lieber eine vegane Ernährung angedeihen lassen. Um ehrlich zu sein, geht es nicht hauptsächlich um Marlene. Sie ist vielmehr eine Randfigur. Das Huhn hat nichts mit dem eigentlichen Fall zu tun, dem Mord am örtlichen Hühnerbaron Fynn Bartelsen und dem Protest gegen seine geplante Hähnchenmastanlage. Und auch nicht mit dem zweiten Thema im Buch, Fake-Ferienwohnungen. Aber ich mag Marlene sehr. Und jetzt, da das Buch geschrieben ist, hätte ich ihr gern eine Hauptrolle zugestanden. Mir ist bei den Recherchen erst klargeworden, wie ulkig Hühner sind und wie schlau. Und Marlene erweist sich außerdem als sehr anpassungsfähig in ihrer neuen Küstenumgebung …
Kriminetz: Weshalb hast du dich für das Genre Krimi entschieden?
Patricia Brandt: Weil ich selbst sehr gern Krimis lese. Und wenn ich eine Reihe anfange und sie mir gefällt, dann will ich alle Bände lesen. Ich bin auch beim Fernsehen ein Serien-Junkie. So ähnlich ist es beim Schreiben. Ich freue mich richtig darauf, die Figuren im Roman wiederzutreffen, die gesundheitsbewusste Wencke, die ihre Stammgäste mit Spitzkohl-Smoothies vergrault und natürlich auch den grummeligen Kommissar Oke Oltmanns, der nie dazu kommt, die verblichenen Dackel und Katzen seiner Nachbarn zu präparieren, weil sich die Hohwachter jetzt auch schon am Wochenende abmurksen lassen. Ich weiß, ich bin fies, aber mit Vergnügen hetze ich dem Landpolizisten dann noch laute und anstrengende Feriengäste auf den Hals, denen er im Polizeirevier Asyl gewähren muss, weil ganz Hohwacht ausgebucht ist. Und dann höre ich ihn auf Platt fluchen: »Düvel ok ne!«
Kriminetz: Existiert für dich der Lieblingsplatz an der Ostsee?
Patricia Brandt: In diesem Herbst dachte ich, ich hätte ihn gefunden, den einen Lieblingsplatz an der Ostsee – ein kleines Strandcafé in Laboe, in dem wir bei kalter, klarer Luft und blauem Himmel Kinderpunsch getrunken haben und unsere Hündin Lisa anschließend in der Oktobersonne im Meer gebadet hat. Aber am nächsten Tag sind wir vom Strandabschnitt Kalifornien nach Brasilien gelaufen, wo der Sand weiß und pulvrig ist, und dann war ich für eine Lesung auf Gut Panker mit seinem wunderschönen Schloss, den alten Gebäuden und Alleen, ein ganz bezaubernder Ort. Und dann gibt es ja auch noch die dänische Ostsee…Kurz – den einen Lieblingsplatz gibt es nicht. Es gibt einfach zu viele Lieblingsplätze an der Ostsee.
Kriminetz: Vielen Dank, Patricia Brandt, für die Beantwortung der sieben Fragen.
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