Sieben Fragen an Paul Lascaux

Das Foto zeigt den Schriftsteller Paul Lascaux. Foto: © Paul Ott

Paul Lascaux ist das Pseudonym des Schweizer Autors Paul Ott. Der 1955 geborene studierte Germanist und Kunsthistoriker ist am Bodensee aufgewachsen und lebt in Bern. In den letzten 30 Jahren hat er neben zahllosen journalistischen Arbeiten mehrere literarische Veröffentlichungen realisiert, vor allem Kriminalromane und kriminelle Geschichten. Als Herausgeber von Krimi-Anthologien und Initiator des Schweizer Krimifestivals Mordstage hat er sich einen Namen gemacht. Schwarzes Porzellan ist bereits der zwölfte Krimi um die Detektei Müller & Himmel.

Für Kriminetz beantwortete Paul Lascaux sieben Fragen.

Kriminetz: Mit „Schwarzes Porzellan“ ist kürzlich der zwölfte Fall der Detektei Müller & Himmel erschienen. Magst du unseren LeserInnen kurz erzählen, worum es darin geht?

Paul Lascaux: Jedem Fall der Detektei ist ein Thema zugeordnet. Im zwölften Fall geht es um eine New Wave-Band aus den 80ern und um Kunsthandel/-schmuggel/-fälschung. Die Band „Black China“ (also „Schwarzes Porzellan“) plant ein Reunion-Konzert, aber am Abend des Neubeginns fehlt der Sänger. Man findet ihn erfroren auf den schneebedeckten Südhängen des Gantrischgebiets – womit neben Bern auch die Region der Handlung benannt ist. Die Band glaubt nicht an einen Bergunfall, und als der Bassist mit seinem Auto von der Strasse abkommt, wachsen die Zweifel auch bei der Detektei und der Polizei. So entwickelt sich eine Intrige, die in der Zeit zurück reicht in die Jahre, als „Black China“ erfolgreiche Tourneen im damaligen Ostblock absolvierte.

Kriminetz: Deine Ermittler sind Detektive. Weshalb hast du dich für diese Berufsgruppe entschieden und keine Polizisten gewählt?

Paul Lascaux: Heinrich Müller kommt aus der Polizeischule, hat sich aber aus dem Dienst verabschiedet. Aus „Salztränen“, dem ersten Fall, bei dem er auch seine zukünftige Partnerin Nicole Himmel kennen lernt: „Heinrich Müller war groß geworden mit Pausenmilch, Perry Rhodan hatte ihn sozialisiert, Doktor Sommer aufgeklärt. Er war mehrfach unglücklich verliebt zu finnischem Tango, den schmerzhaftesten Herzensverlust hingegen begleitete Eric Burdons ‚House of the Rising Sun’. Erste detektivische Ambitionen bewirkte Michelangelo Antonionis ‚Blow Up’, das Gymnasium beendete er mit Jimi Hendrix. Die Ausbildung zum Polizisten war überschattet vom Gegensatz zwischen Ländlern und chinesischer Revolution. Beim Austritt aus dem Polizeidienst unterstützte ihn die Entdeckung von Single Malt Whisky.“
In Kommissar Markus Forrer hat er jedoch eine enge Kontaktperson bei der Police Bern. Das ermöglicht einerseits ein Ermitteln abseits der Konventionen, andererseits einen Rückgriff auf die Ergebnisse polizeilicher Untersuchungen.

Kriminetz: Wobei sammelst du neue Ideen? Sitzt du in Cafés und beobachtest die Menschen um dich herum?

Paul Lascaux: Die Grundidee entsteht in meinem Kopf. Dann muss ich zuerst einmal feststellen, ob sie wirklich für einen Roman taugt. Nachher wird akribisch recherchiert, je nach Thema und Region, wo das Ganze spielen soll. Nun muss man sich ja die Menschen nach einem bestimmten Plot zurecht legen. Da kann ich nicht einfach in einem Café rumsitzen und warten, bis mir jemand Passendes über den Weg läuft.

Kriminetz: Neben Krimis hast du viele Kurzgeschichten veröffentlicht und warst auch immer wieder als Herausgeber von Anthologien tätig. Was reizt dich an der kurzen Form?

Paul Lascaux: Der Kurzkrimi ist brutal präzise und zielgerichtet. Dazu gehört viel Konzentration auf die Geschichte, die auf ein paar Seiten erzählt werden will. Mir gefällt dieses fokussierte Arbeiten. Eigentlich mache ich das auch in meinen Romanen. Ich denke eher in Kapiteln als in einem ganzen Text.

Kriminetz: Im Juni 2020 erscheint dein Band „Lieblingsplätze in Bern“ im Gmeiner-Verlag. Verrätst du deinen ganz persönlichen Lieblingsplatz?

Paul Lascaux: Ja, den verrate ich dir. Aber leider ist aus Corona-Gründen der Erscheinungstermin der „Lieblingsplätze“ um ein Jahr verschoben.
Mein Lieblingsplatz ist bei einen Baum, den man nach einer anderthalbstündigen Wanderung von der Riggisalp oberhalb des fribourgischen Schwarzsees vor sich hat, wenn man in den Breccaschlund hinunter blickt. Dort soll man später einmal meine Asche ausstreuen.

Kriminetz: Du bist Mitglied im Syndikat, dem Verein zur Förderung deutschsprachiger Kriminalliteratur. Welches Argument setzt du ein, um neue KollegInnen von einer Mitgliedschaft zu überzeugen?

Paul Lascaux: Muss man die KollegInnen überzeugen? Dann wären sie dort fehl am Platz. Mit dem Schreiben von Büchern wird man ja nicht zum Krösus, also ist viel Herzblut gefragt, und dazu gehört als positiver Nebeneffekt auch der Austausch mit Menschen aus allen deutschsprachigen Ländern, die sich mit dem Genre identifizieren.

Kriminetz: Derzeit ruht wegen Covid_19 das gesamte kulturelle Leben. Was vermisst du selbst am meisten?

Paul Lascaux: Ich schreibe einfach am nächsten Krimi, dann bin ich sowieso etwas asozial, also hat sich noch nicht wahnsinnig viel geändert. Allerdings kann ich meine Bücher nicht vermarkten, es gibt weder Lesungen noch Buchpräsentationen (und ich habe seit März auch das Sachbuch „Mord im Alpenglühen“ am Start, die Geschichte des Schweizer Krimis in den letzten 200 Jahren). Museumsbesuche habe ich vermisst, aber die sind jetzt wieder möglich – und auch die Zeit für Wanderungen mit geöffneten Berghütten kommt bestimmt, noch ist ja nicht Saison.

Kriminetz: Vielen Dank, Paul Lascaux, für die Beantwortung der sieben Fragen.

Zur Website von Paul Lascaux hier klicken

Der Lieblingsplatz von Paul Lascaux ist bei einen Baum, den man nach einer anderthalbstündigen Wanderung von der Riggisalp oberhalb des fribourgischen Schwarzsees vor sich hat, wenn man in den Breccaschlund hinunter blickt. Der Band „Lieblingsplätze in Bern“ erscheint im nächsten Jahr im Gmeiner-Verlag.Foto: © Paul Ott