Sieben Fragen an Peter Godazgar

Der Journalist und Schriftsteller Peter Godazgar ist Herausgeber der Criminale-Anthologie "Die Stadt, das Salz und der Tod", erschienen bei Grafit. Foto: © Maike Glöckner / Stadtmarketing Halle (Saale) GmbH

Peter Godazgar, Jahrgang 1967, ist in Hückelhoven (NRW) aufgewachsen. Nach dem Studium der Germanistik und Geschichte volontierte er bei der Mitteldeutschen Zeitung und besuchte die Henri-Nannen-Journalistenschule in Hamburg. Derzeit ist er stellvertretender Pressesprecher der Stadt Halle. Peter Godazgar ist Mit-Organisator der diesjährigen Criminale in der Saalestadt und hat auch die dazugehörige Anthologie herausgebracht: Die Stadt, das Salz und der Tod (Grafit). Die Criminale ist Autorenkongress und Krimifestival zugleich. Sie ist alljährlich der Krimitreff des Jahres für Autoren, Fachbesucherinnen aus Verlagen und Buchhandlungen, Agentinnen, Kritikern, Bloggerinnen und natürlich für das interessierte Krimipublikum.

Neben Büchern wie Knockin' on heaven's door, der Roman zum Kinofilm (Heyne, 1997), Unter Schweinen (Grafit, 2005), Unter freiem Himmel (Grafit, 2006), Unter schrägen Vögeln (Grafit, 2008), Willst du mein Single sein (2013), 8 (2013) und Der tut nix, der will nur morden (2015), Acht Leichen zum Dessert (2016, wie 8 gemeinsam mit Kathrin Heinrichs, Carsten Sebastian Henn, Jürgen Kehrer, Ralf Kramp, Tatjana Kruse, Sandra Lüpkes, Sabine Trinkaus bei KBV) hat er außerdem zahlreiche Kurzkrimis veröffentlicht.

Für Kriminetz beantwortete Peter Godazgar sieben Fragen.

Kriminetz: Du hast die Anthologie zur Criminale 2018 im Grafit Verlag herausgegeben: „Die Stadt, das Salz und der Tod – Mörderisches aus Halle an der Saale“. Was ist das Besondere an Halle?

Peter Godazgar: Es ändert sich zwar langsam, aber Halle gehört für mich immer noch zu den am meisten unterschätzten Städten Deutschlands. Tatsächlich ist es eine Stadt der Superlative: älteste Salinen-Stadt, älteste Gelehrtengesellschaft (Leopoldina, heute Nationalakademie), ältester weltlicher Knabenchor und, auch das, älteste Schokoladenfabrik Deutschlands. Außerdem ist die Geburtsstadt von Georg Friedrich Händel und Hans-Dietrich Genscher die am besten erhaltene deutsche Großstadt mit einem nahezu unzerstörten Innenstadtkern. Hinzu kommt ein Kulturreichtum, wie ihn kaum eine Stadt dieser Größe zu bieten hat. Im 18. Jahrhundert war Halles Universität ein Zentrum von Pietismus und Aufklärung, man lernte bei Geistesgrößen wie Christian Wolff oder Friedrich Schleiermacher. Um Bildung auch den Ärmsten nicht vorzuenthalten, schuf August Herrmann Francke ab 1698 ein weltweit einzigartiges Projekt: die Franckeschen Stiftungen, heute unter anderem Sitz der Kulturstiftung des Bundes. Mit der Burgruine Giebichenstein – von der Wartburg-Gründer Ludwig der Springer vor seinen Häschern in die Saale gesprungen sein soll (natürlich nur ’ne Sage) – und dem Landeskunstmuseum Stiftung Moritzburg liegen außerdem zugleich Deutschlands älteste und jüngste Burg an den Ufern des Flusses.

Kriminetz: Die Criminale findet in diesem Jahr in Halle, deinem Wohnort, statt. War es schwierig, das Festival in die Stadt zu holen?

Peter Godazgar: Eigentlich nicht. Halle ist eine ziemlich krimibegeisterte Stadt. Es gab viele Jahre einen „Polizeiruf“ aus Halle – mit Wolfgang Winkler und Jaecki Schwarz. Der ehemalige Tatort-Kommissar Peter Sodann lebte lange in Halle und hat hier seine großartige „Kulturinsel“ aufgebaut. Und in Halle lebt und schreibt Stephan Ludwig, dessen Zorn-Romane für die ARD verfilmt worden sind. Die Verantwortlichen, allen voran der Oberbürgermeister, waren jedenfalls gleich begeistert von der Idee. Da wussten wir aber auch noch nicht, wie viel Arbeit so ’ne Criminale macht.

Kriminetz: Du hast bereits zwei Mal gemeinsam mit KollegInnen einen Krimi verfasst. Gab es dabei Leichen oder war es eher lustig?

Peter Godazgar: Lustig? Wir hassen uns! Wir reden kein Wort mehr miteinander! Nein, Scherz! Es war beide Male eine tolle Erfahrung. Und dass wir alle noch miteinander reden, zeigt ja, wie gut es gelaufen ist. Und würden wir das Projekt sonst in diesem Jahr sogar ein drittes Mal angehen?

Kriminetz: Neben deinen Büchern hast du zahlreiche Kurzgeschichten veröffentlicht. Was begeistert dich an der kurzen Form?

Peter Godazgar: Ich bin mir gar nicht sicher, ob ich ein besonderes Faible für die kurze Form habe. Es ist nur so, dass ich immer mal wieder gefragt werde, ob ich bei einer Anthologie mitmachen möchte. Wenn ich Zeit habe, sage ich ja. Da ich aktuell beruflich stark eingebunden bin, komme ich aber auch quasi gar nicht zum Romanschreiben. Da bietet die Kurzgeschichte die Möglichkeit, nicht ganz aus der Übung zu kommen.

Kriminetz: Was erwartet die Gäste, die zu deinen Lesungen kommen?

Peter Godazgar: Keine so ganz klassische Lesung, behaupte ich mal. Bei mir wird’s immer eher lustig. Das liegt schon an den ulkigen Polizeimeldungen, die ich sammle. Überschriften wie „Einbeiniger versuchte Polizisten zu treten“ oder „Exhibitionist mit Damenschwanz gefasst“ sind doch einfach großartig – und erklären auch, wie ich manchmal auf meine Ideen komme. Im Zweifel ist die Realität nämlich eben doch verrückter als jede ausgedachte Geschichte. Und seit ich einen Kurzkrimi über den schlechtesten Michael-Jackson-Darsteller der Welt geschrieben habe, lege ich sogar einen Moonwalk aufs Parkett!

Kriminetz: Worauf freust du dich bei der kommenden Criminale am meisten?

Peter Godazgar: Natürlich auf die vielen Kolleginnen und Kollegen. Und darauf, Ihnen eine tolle Stadt zu zeigen. Und auf die Friedrich-Glauser-Gala, die ich mit Ralf Kramp moderieren werde, freue ich mich ebenfalls. Und besonders gespannt bin ich, was diejenigen, die Karten gebucht haben, zum Besuch im halleschen Puppentheater sagen. Das ist mit seiner offenen Spielweise ja ziemlich einmalig in Deutschland. Puppen und Schauspieler sind gemeinsam auf der Bühne und treten miteinander in Interaktion. Knaller, versprochen!

Kriminetz: Vervollständige bitte folgenden Satz: Ich bin im Syndikat, weil …

Peter Godazgar: … es dort unglaublich viele, unglaublich nette Kolleginnen und Kollegen gibt. Und bei jeder Criminale lernt man ein paar neue kennen.

Kriminetz: Vielen Dank, Peter Godazgar, für die Beantwortung der sieben Fragen.

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