Sieben Fragen an Regula Venske

Das Foto zeigt Regula Venske. Es entstand anlässlich einer Criminale-Lesung in der Propstei-Kirche in Brilon im April 2012. Foto © Jürgen Schmid / Kriminetz.de

Die Schriftstellerin Regula Venske lebt in Hamburg, sie schreibt für Erwachsene und auch für Kinder. Neben eigenen Lesungen begleitet sie als Moderatorin internationale Krimiautoren auf deren Lesungen. Nach ihrem Studium promovierte sie mit einer Arbeit, die den vielsagenden Titel trägt: "Mannsbilder - Männerbilder. Konstruktion und Kritik des Männlichen in zeitgenössischer deutschsprachiger Literatur von Frauen" zum „Dr. phil.“. Die Liste ihrer Publikationen ist lang und sie hat sich eine große Fan-Gemeinde damit erschrieben.

Regula Venske wurde unter anderem mit dem Oldenburger Jugendbuchpreis, dem Deutschen Krimipreis und dem Lessing-Stipendium des Hamburger Senats ausgezeichnet. Ihr Kurzgeschichtenband "Herzschlag auf Maiglöckchensauce" war für den Frauenkrimipreis der Stadt Wiesbaden nominiert.

Im Jahr 2003 folgte die Kinderbuchautorenresidenz "Struwwelpippi kommt zur
Springprozession"
auf Einladung des Ministère de la Culture, des Centre National de Litterature und der Stadt Echternach, Luxemburg und im Jahr 2010 erhielt sie das Trio Mortale Krimistipendium der Landeshauptstadt Wiesbaden.

Für Kriminetz beantwortete Regula Venske sieben Fragen.

Kriminetz: Du wohnst in Hamburg, einige deiner Krimis handeln auf Juist. Hast du eine besondere Beziehung zu der Insel?

Regula Venske: Nach Jürgen Kehrer war ich die zweite, die als „Tatort Töwerland“-Krimistipendiatin inspirierende Wochen auf der schönsten Sandbank der Welt erleben durfte. Vorher war Langeoog meine Kindheitsinsel gewesen, weswegen ich mir damals ein wenig treulos vorkam; folgerichtig handelt „Juist Married oder Wohin mit der Schwiegermutter“ von Verrat und Ehebrüchen. Inzwischen ist aus dem Seitensprung mit Juist eine stabile Liebesbeziehung geworden. Ich hoffe, dass Langeoog mir verzeiht – dort bin ich auch noch immer wieder gerne. An der Nordsee, speziell auf den Inseln, ist meine innere Heimat.

Kriminetz: Die „Garstigen Greise“, die unter anderem in deinem Krimi „Ein allzu leichter Tod“ ermitteln, tragen eine witzige Bezeichnung. Ich habe aber den Eindruck, eigentlich sind sie gar nicht garstig. Wie kam es zu diesem Namen?

Regula Venske: Eine Weile dominierten tatsächlich einige reale garstige Greise mein Leben – wenngleich sie in meiner Obhut zeitweilig friedlicher und freundlicher wurden. Vielleicht ist es meinen Figuren mit mir ebenso ergangen – bzw. mir mit ihnen? Das wäre eine Erklärungsmöglichkeit. Oder war es so, dass der Verlag nichts Satirisches haben wollte?

Kriminetz: Im hohen Alter in einer WG mit Gleichgesinnten zu leben ist eine schöne Utopie?

Regula Venske: Ehrlich gesagt, war ich nie so der WG-Typ – da ich ein geselliger Mensch bin, brauche ich als Gegenpol meine Ruhe. Aber wer weiß, das kann sich ja im Alter noch ändern. Zu gleichgesinnt stelle ich mir allerdings langweilig vor. Und lieber möchte ich über Politik oder den neuen Skandalroman der Saison streiten oder verschiedener Meinung sein, als die Krümel anderer Leute wegzuwischen – damit bin ich nach 27 Jahren Ehe und Familienleben durch.

Kriminetz: Über dich ist zu lesen, man habe dir im zarten Alter von vier Jahren attestiert, eine schwarze Seele zu besitzen. Ist die im Laufe der Zeit noch schwärzer geworden?

Regula Venske: Ich bin froh, dass Kriminetz diese Frage stellt, denn das gibt mir die Gelegenheit, etwas geradezurücken: Die ´schwarze Seele` wurde nicht mir persönlich attestiert, sondern galt einzig und allein dem Umstand, dass ich evangelisch war – was man im katholischen Münster ´protestantisch` nannte. Ein Wort, das immer so ein bisschen ausgespuckt wurde, protestantisch gehörte sich nicht. Eines schönen Nachmittags erklärte mir mein Sandkastenfreund, dass er mich deswegen leider nicht heiraten könne. „Von deinem Butterbrot abbeißen ist Sünde“ – so was schmerzt, wenn man vier Jahre alt ist und schließlich auch an den lieben Gott glaubt.

Kriminetz: Du hast unter anderem in Heidelberg studiert. An was erinnerst du dich aus dieser Zeit besonders gerne?

Regula Venske: Die Vormittage im Café Schafheutle, als ich Jauernigs BGB-Vorlesungen schwänzte und stattdessen Shakespeares Gesammelte Werke und Anais Nins Tagebücher las. Spaziergänge auf dem Philosophenweg. Wochenendtrips nach München. Und der Umzug nach Hamburg.

Kriminetz: Wenn man dich bei einer Lesung erlebt, hat man den Eindruck, der Kontakt zu deinem Publikum bereitet dir großes Vergnügen. Was schätzt du selbst im Kontakt zu deinen Lesern?

Regula Venske: Ich mag überhaupt Menschen, egal, ob sie meine Bücher lesen oder nicht. Menschen interessieren mich, sie sind so hoffnungslos verloren und verrückt – und doch immer wieder so aufrecht und mutig und witzig. Menschen sind einfach spannend, in jedem Alter und jedem Geschlecht. Ausgenommen: die humorlosen und verbitterten. Die meide ich tunlichst – und sie tun gut daran, meine Bücher zu meiden.

Kriminetz: Verrätst du, woran du zurzeit arbeitest?

Regula Venske: An einem Roman, der unter dem Titel „Der zweite Stein“ im Frühjahr 2013 erscheint. An einer Trennung. An einem Neuanfang.

Kriminetz: Vielen Dank, Regula Venske, für die Beantwortung der Fragen.

Regula Venske: ´Da nicht für`, wie die Hamburger sagen.

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