Sieben Fragen an Sabine Fink

Das Foto zeigt Sabine Fink. Foto: © Jürgen Schmid, Kriminetz

Die Schriftstellerin Sabine Fink lebt mit ihrer Familie in Franken. Geboren und aufgewachsen ist sie im „Pott“, und zwar in Dortmund. In ihren Krimis ermittelt Maria Ammon, Kriminalhauptkommissarin bei der Kripo in Erlangen. Im Juli 2015 erscheint bereits Maria Ammons dritter Fall im Gmeiner-Verlag, wo auch schon die beiden ersten Bände erschienen.

Sabine Fink ist Mitglied im SYNDIKAT und bei den Mörderischen Schwestern.

Für Kriminetz hat sie sieben Fragen beantwortet.

Kriminetz: Die beiden ersten Titel deiner Krimireihe im Gmeiner-Verlag lauten „Kainszeichen“ und „Judasbrut“ und. Wird auch der dritte einen biblischen Bezug haben? Sind die Franken bibelfest?

Sabine Fink: Ja, auch der dritte Krimi wird einen biblischen Bezug haben und die Franken sind im Grunde genauso viel oder wenig bibelfest wie die meisten anderen Menschen.
Allerdings habe ich neun Jahre auf einem katholischen Mädchengymnasium verbracht. Damals kursierten übrigens seltsame Gerüchte: Eine Nonne stünde mit einem Schrotgewehr am Eingang Wache (in Wahrheit begleitete sie mit einem Saxophon die Schulband), wir müssten zehn Mal am Tag beten (einmal morgens vor der ersten Stunde) und unser Abitur bestünde nur aus Kochen und Handarbeiten (Okay, es gab auch Hauswirtschaft, aber dafür hatten wir auch einen sehr hohen Durchsatz an Naturwissenschaften, Mathe und Informatik).
Allerdings haben wir uns intensiver als üblich mit der Bibel beschäftigt und das – Überraschung, Überraschung – tatsächlich nicht nur im rein religiösen Sinne. Es ist nämlich wirklich interessant, was sich dort so alles an Mord und Totschlag aus zum Teil fragwürdigen Motiven, skurrilen Familiengeschichten, unglaublichen Abenteuern, strahlenden Helden und fiesen Bösewichten tummelt.

In „Kainszeichen“ geht es um zwei Brüder und das grüne Monster Eifersucht. Da ich die Familie der beiden zu etablierten Mitgliedern der Erlanger Hugenottengemeinde gemacht hatte, war es beinahe zwangsläufig, auch den ersten Kriminalfall der Bibel zum Titelthema meines ersten Krimis zu machen.

Bei der Überlegung für den zweiten Krimi habe ich mich dann ebenfalls in der Bibel auf die Suche nach einem geeigneten Leitmotiv gemacht, das zu meinen Ideen passt, und siehe da: Ich wurde schnell fündig. Dass der Titel doppeldeutig ist, erschließt sich dem Leser dabei gar nicht sofort. Zuerst denkt man nur an „Die Brut des Judas“, des Verräters. Die Petrischalen auf dem Titel geben da auch gleich den Hinweis, dass es sich dabei um Biowaffen handelt. Welche besondere Rolle die zweite Bedeutung „Die Brut=Nachkommen des Juda“ (Genesis 38) spielt, erfährt man dann erst im Verlauf der Handlung. Verraten wird es an dieser Stelle natürlich nicht, da müsst Ihr schon selbst lesen!
Über den dritten Krimi, der im Juli 2015 erscheinen wird, kann ich zumindest schon so viel sagen, dass Maria auf merkwürdige Unglücksfälle auf der Challenge in Roth, der größten Langstreckentriathlon-Veranstaltung Deutschlands, stößt und eine Verbindung zu einem 20 Jahre alten Mord herstellt. Dabei begegnet sie Josef … was aber nicht der einzige biblische Bezug bleibt, denn auch ein Rachengel treibt sein Unwesen.

Kriminetz: Du bist Mal hinter Paul Tergat durch die Ziellinie beim Berliner Marathon gelaufen. Läufst du immer noch Marathon? Falls ja, wie oft trainierst du dafür?

Sabine Fink: Ich kam damals mehr als zwei Stunden nach Paul Tergat an, gestartet bin ich allerdings wenige Reihen hinter ihm. Nach dem Startschuss hätte ich nicht mal im Ansatz eine Chance gehabt, ihm auf den Fersen zu bleiben - höchstens mit dem Fahrrad.
Damals habe ich 6-8 Stunden in der Woche trainiert, aber da ich ja inzwischen nicht nur schreibe, sondern auch in einer Schule arbeite und eine große Familie habe, bringe ich leider kein geregeltes Training mehr in meinem Zeitplan unter. Unser Berner-Sennenhund ist kein geeigneter Begleiter und nach einem bösen Sturz über seine Pfoten habe ich lieber nicht mehr versucht ihn mitzunehmen. Im Moment habe ich mich darauf verlegt, morgens mit ihm einen ausgiebigen Spaziergang zu unternehmen und nur ab und zu eine Runde zu joggen.
Ganz aus den Augen verloren habe ich meinen Vorsatz aber nicht, wieder mit dem regelmäßigen Training anzufangen, und irgendwann will ich meine bisherige Marathon-Bestzeit unterbieten.
Ein paar Ziele außerhalb des Schreibens braucht man ja schließlich auch.

Kriminetz: Du betreust Kinder und Jugendliche in einer Ganztagsschule. Macht es Spaß, mit jungen Menschen zu arbeiten?

Sabine Fink: Na klar, auch wenn Spaß dabei manchmal sehr relativ ist, denn der Umgang mit Kindern und Jugendlichen ist eine Herausforderung und anstrengender als man glaubt. Es genügt ja nicht, anwesend zu sein, ein paar Regeln aufzustellen und auf deren Einhaltung zu achten, bei den Hausaufgaben zu helfen oder Freizeitangebote zu machen. Die Jugendlichen sind eben genau so, wie sie schon immer waren: Die schlimmste Jugend aller Zeiten. Nein, Scherz beiseite, es ist heute sicher anders als früher, aber war auch das nicht schon immer so?

Kein Tag gleicht dem anderen und was an einem Tag gut läuft, geht an einem anderen gar nicht. Man muss flexibel sein und gute Nerven haben, manchmal den Prellbock spielen und ein offenes Ohr für Sorgen und Probleme haben.

Besonders spannend finde ich es jedenfalls, deren gesamte Entwicklung über einen längeren Zeitraum beobachten zu können. Je nach Schulform und sozialem Hintergrund gibt es da manchmal große Überraschungen – im positiven wie im negativen.

Kriminetz: Neben deinen Romanen veröffentlichst du auch Kurzgeschichten. Was macht für dich den Reiz dieser literarischen Form aus?

Sabine Fink: Kurzgeschichten sind eine schöne Form eine kleine oder große „Moral von der Geschicht“ zu verpacken, ohne gleich mit dem erhobenen Zeigefinger winken zu müssen. Zugegeben, nicht jede meiner Kurzgeschichten hat eine tiefschürfende Moral, manchmal nur eine ganz simple Botschaft, aber es macht Spaß, sich zu überlegen, wie man diese unterhaltsam in die zumeist vorgegebene Länge bringen kann. Außerdem ist es jedes Mal aufs Neue eine Herausforderung in wenigen Seiten nicht nur eine Handlung, sondern auch schlüssige Charaktere zu erschaffen, die man sich als Person vorstellen kann und denen der Leser gern durch die Geschichte folgt. Bei einer Kurzgeschichte wünschte sich eine Leserin mal, dass ich meinen beiden Protagonisten einen ganzen Roman widme. Das fand ich ein sehr schönes Kompliment.

Kriminetz: Könntest du dir für dich auch ein anderes Genre außer Kriminalromane vorstellen?

Sabine Fink: Oh ja, ich liebe das, was man früher mal ganz unprätentiös „Abenteuerromanzen“ genannt hat – allerdings ohne den angestaubten Mantel-und-Degen-Anstrich. Heute fällt das neudeutsch wohl eher unter „Romantic thrill“. Da hinein kann man dann alles an spannender Handlung packen, was einem sonst so am Herzen liegt, von Krimi über Historie bis zu Fantasy.

Fantasy finde ich übrigens auch sehr reizvoll, wobei ich es gar nicht so leicht finde, sich eine eigene funktionierende und vor allem logische Welt auszudenken. Für mich kommt da wohl eher eine Handlung in der gewöhnlichen Welt, gewürzt mit ein paar fantastischen Elementen infrage – das bringt dann noch mal ein bisschen anderen Schwung hinein, denn ‚normal‘ haben wir ja schließlich alle im echten Leben genug.

Kriminetz: Du hast eine deiner Lebensstationen in Hongkong verbracht. Vermisst du etwas aus deinem dortigen Leben?

Sabine Fink: Nein, denn dazu war die Zeit leider viel zu kurz. Es war allerdings eine sehr spannende Erfahrung, die Kultur, Land und Leute dort so hautnah zu erleben. Die Kurzgeschichte „Zehntausend Kilometer“ auf meiner Website spiegelt da einige sehr skurrile Erlebnisse wieder.

Kriminetz: Verrätst du, woran du aktuell arbeitest?

Sabine Fink: Aktuell stelle ich den 3. Maria-Ammon-Krimi fertig und anschließend geht es nahtlos weiter mit der Fortsetzung eines Thrillers. Was danach kommt steht noch nicht fest – dazu habe ich aber viele Ideen. Und notfalls schaue ich halt einfach in die Bibel.

Vielen Dank, Sabine Fink, für die Beantwortung der sieben Fragen.

Zur Website von Sabine Fink

Sabine Fink und Claudia Schmid trafen sich bei einer gemeinsamen Lesung mit KollegInnen in Nürnberg. Foto: © Jürgen Schmid, Kriminetz