Sibylle Narberhaus wurde in Frankfurt am Main geboren. Nach einigen Jahren in Frankfurt und Stuttgart zog sie schließlich in die Nähe von Hannover. Dort lebt sie seitdem mit ihrem Mann und ihrem Hund. Hauptberuflich arbeitet sie bei einem internationalen Versicherungskonzern und widmet sich in ihrer Freizeit dem Schreiben. Schon in ihrer frühen Jugend entwickelte sich ihre Liebe zum Meer und insbesondere zu der Insel Sylt. So oft es die Zeit zulässt, stattet sie diesem Fleckchen Erde einen Besuch ab. Dabei entstehen immer wieder neue Ideen für Geschichten rund um die Insel.
Mit »Syltschwur« ist im Juni 23 ihr aktueller Sylt-Krimi im Gmeiner-Verlag erschienen.
Für Kriminetz beantwortete Sibylle Narberhaus sieben Fragen.
Kriminetz: Deine Krimis handeln auf Sylt. Wie fing das an mit deiner Liebe zu dieser Insel?
Sibylle Narberhaus: Als Kind haben mich meine Oma und meine Tante oft in den Urlaub an die Nordsee mitgenommen. Nach Langeoog, Wangerooge und Borkum war irgendwann auch Sylt an der Reihe. Mit diesem Aufenthalt wurde quasi der Grundstein für meine Affinität und Liebe zu der Insel gelegt. Die Westseite ist geprägt von langen Sandstränden und der wilden, rauen Nordsee, im Gegensatz dazu die Ostseite mit der Stille des Watts und der Abgeschiedenheit und Ruhe der Ostdörfer, wo man dem Trubel ein Stück weit entfliehen kann. Die alten reetgedeckten Kapitänshäuser in Keitum, die den Ort prägen und aus einer Zeit fernab des heutigen Tourismus entstammen. Besonders schätze und liebe ich die Vielfältigkeit, die Sylt zu bieten hat. Im Grunde gibt es zwei Möglichkeiten: entweder man liebt oder man hasst die Insel.
Kriminetz: Dein aktueller Krimi im Gmeiner-Verlag trägt den Titel »Syltschwur«. Worum geht es darin?
Sibylle Narberhaus: In meinem Krimi »Syltschwur« halten ein Überfall auf einen Fahrradhändler und ein Banküberfall die Sylter Polizei auf Trab. Zudem wird beim Ringreiten, einer nordfriesischen Tradition, ein Mann erstochen aufgefunden. Ob es sich um einen Racheakt handelt oder die Verbrechen sogar im Zusammenhang stehen, diese Frage gilt es letztlich zu klären. Natürlich steckt meine Hauptfigur Anna ihre Nase wieder ein bisschen zu tief in die polizeilichen Ermittlungen und gerät am Ende in Lebensgefahr. Mehr verrate ich an dieser Stelle aber nicht.
Neben den fiktiven Verbrechen kommt aber auch der Lokalkolorit in diesem Fall nicht zu kurz. Für meine Recherchen zu diesem Buch habe ich vergangenes Jahr in dem Sylter Ort Archsum einen Ringreiter-Wettbewerb besucht und direkt mit Beteiligten sprechen können, die mich mit viel Inselspezifika rund um diese Tradition versorgt haben. Ich habe gelernt, dass es mehrere Vereine auf Sylt gibt, die ihre Wettkämpfe, strikt nach Geschlechtern getrennt, in den Sommermonaten bestreiten. Das Thema Ringreiten fand ich spannend, da es typisch für die Insel ist. Ich bin selbst lange aktiv geritten und habe über 30 Jahre selbst ein Pferd besessen.
Kriminetz: Weshalb hast du dich für das Genre Krimi entschieden?
Sibylle Narberhaus: Zum einen lese und sehe ich selbst sehr gerne Krimis, insbesondere Regionalkrimis. Durch den Lokalkolorit wird alles authentischer und greifbarer. Der Krimi erlaubt dem Autor bzw. Autorin Grenzen zu überschreiten, die in der Realität undenkbar wären. Bei meinen Lesungen antworte ich auf diese Frage immer: Ich morde ausschließlich auf dem Papier. Der Reiz des Unerlaubten, die Faszination des Bösen, der Blick in die Abgründe der menschlichen Seele – und das alles vor einer Kulisse, die vollkommen friedlich wirkt. Den Leser oder die Leserin auf eine falsche Fährte schicken, der Handlung eine unverhoffte Wendung geben und trotz allem darauf achten, dass am Ende alle Fäden zum Finale zusammenlaufen. Das Krimischreiben bietet zudem die Möglichkeit, Themen aufzugreifen und einzubauen, mit denen sich der Leser oder die Leserin im Vorfeld vielleicht noch nicht auseinandergesetzt hat, von denen er jedoch unmittelbar betroffen sein könnte. In meinen Krimis versuche ich immer Themen einzubauen, die mit dem Ort – in diesem Fall der Insel Sylt – in Zusammenhang stehen.
Kriminetz: Du hast neben dem Schreiben noch einen sog. »Brotberuf«. Schreibst du im frühen Morgengrauen, bevor dich der andere Schreibtisch ruft, an deinen Krimis oder nutzt du Urlaube fürs Schreiben?
Sibylle Narberhaus: Ich bin definitiv kein Frühaufsteher! Für das Schreiben nutze ich die Wochenenden und tatsächlich auch teilweise den Urlaub. Um zu mich auf das Schreiben konzentrieren zu können, brauche ich einen freien Kopf. Am kreativsten bin ich tatsächlich spät abends. Das geht allerdings wirklich nur an Wochenenden, wenn ich am nächsten Morgen nicht früh aufstehen muss. Manchmal bleibt der Laptop tagelang zugeklappt, dann kommen Phasen, in denen ich nicht mehr aufhören kann zu schreiben. Zeit, Ort und Stimmung müssen passen, dann läuft’s.
Kriminetz: Verrätst du deinen Lieblingsplatz auf Sylt?
Sibylle Narberhaus: Mein Lieblingsplatz? Das fällt mir wirklich schwer, mich für einen zu entscheiden. Sehr gerne sitze ich in den Abendstunden am Strand von Rantum (Parkplatz K4) und schaue einfach nur aufs Meer. Wenn man Glück hat und das Meer ruhig ist, kann man den einen oder anderen Schweinswal entdecken. Was will man Meer?!
Kriminetz: Beende bitte den Satz: Lesungen sind für mich …
Sibylle Narberhaus: … immer wieder eine große Freude und ein unverzichtbarer Austausch mit dem Publikum.
Kriminetz: Du bist Mitglied im Syndikat und bei den Mörderischen Schwestern. Empfiehlst du »Newcomern« ein Netzwerk?
Sibylle Narberhaus: Ja, auf jeden Fall. Die Vereine setzen sich für die Belange der Autoren und Autorinnen ein. Zudem lernt man nicht nur interessante Menschen kennen, sondern kann sich Hilfe bei Fragen oder Problemen holen. Dieser kollegiale Austausch ist für mich persönlich unabdingbar. Zusammen ist man einfach stärker.
Kriminetz: Vielen Dank, Sibylle Narberhaus, für die Beantwortung der sieben Fragen.
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