Sieben Fragen an Silvia Stolzenburg

Silvia Stolzenburg (c) Oliver Vogel

Silvia Stolzenburg, Jahrgang 1974, studierte an der Universität Tübingen Germanistik und Anglistik, promovierte 2006 über zeitgenössische Bestseller, um danach selbst Romane zu schreiben.

2010 erschien bei Bookspot ihr erster Roman Die Launen des Teufels. In ihrer Freizeit fährt sie am liebsten Rennrad, grabt in Archiven oder recherchiert vor Ort bei Kripo, LKA, SEK oder der Rechtsmedizin.

Bereits drei ihrer historischen Romane wurden mit dem HOMER ausgezeichnet: Der Teufelsfürst (2014), Das Reich des Teufelsfürsten (2015), Töchter der Lagune (2014)

Silvia Stolzenburg lebt mit ihrem Mann auf der Schwäbischen Alb. Mehr zu Silvia Stolzenburg gibt es in ihrem Webauftritt.

Für Kriminetz beantwortete Silvia Stolzenburg sieben Fragen im Rahmen der Leipziger Buchmesse 2016.

Kriminetz: Bisher hast Du vor allem historische Romane veröffentlicht, jetzt sind zwei Krimis von Dir erschienen. Wie kam es zu diesem Wechsel und werden auch weiterhin historische Romane von Dir erscheinen?

Silvia Stolzenburg: Krimis sind, als Leser, eigentlich mein Lieblingsgenre und es hat mich schon immer in den Fingern gejuckt, selber mal einen Krimi oder Thriller zu schreiben. Jetzt wird es gleich beides geben - eine Krimireihe um meine Stuttgarter Ermittler Anna Benz und Markus Hauer und eine brandneue Thrillerreihe. Das Schreiben und die Recherche dazu machen unheimlich viel Spaß, weil ich Kontakt zu sehr vielen hilfsbereiten und ganz zauberhaften Menschen bekomme. Neulich durfte ich mir zum Beispiel die JVA Stuttgart-Stammheim von innen angucken, etwas das man nicht jeden Tag zu sehen bekommt.

Historische Romane wird es aber weiterhin von mir geben. Momentan recherchiere ich für den dritten Teil der „Teufelsfürst-Trilogie“ und im August erscheint „Die Salbenmacherin und der Bettelknabe“.
Ich liebe alle drei Genres, jedes ist anders und bietet andere Herausforderungen.

Kriminetz: Welches Genre ist schwieriger zu schreiben?

Silvia Stolzenburg: Für mich ganz klar: der historische Roman. Weil man - anders als bei Krimis oder Thrillern - nicht jedes Wort benutzen darf. Obwohl es natürlich unmöglich ist, einen Mittelalterroman in authentischer Sprache zu verfassen - das könnte heutzutage kaum jemand lesen -, versucht man als Autor trotzdem immer, zu moderne Sprache zu vermeiden. Das beschränkt mich und der Umstieg auf einen Krimi kommt mir dann immer vor, als könnte ich plötzlich mit viel mehr Farben malen.

Kriminetz: Woher nimmst Du Deine Idee für Deine Romane, was inspiriert Dich?

Silvia Stolzenburg: Die Ideen kommen mir oft beim Radfahren. Ansonsten inspiriert mich der Alltag. Mal sieht man hier etwas, mal fällt einem dort was auf. Ein Autor ist immer „im Dienst“.

Kriminetz: Erstellst Du von Deinen Figuren bereits im Vorfeld eine Art Biografie oder lässt Du sie sich erst im Laufe der Geschichte entwickeln?

Silvia Stolzenburg: Von den Hauptfiguren erstelle ich „Figurenblätter“. Darauf definiere ich zum Beispiel ihr Alter, ihr Aussehen, ihre wichtigsten Charaktereigenschaften, ihre Beziehungen zu anderen Figuren, etc.. Es passiert aber häufig, dass die eine oder andere Figur im Lauf der Geschichte ein Eigenleben entwickelt. Damit muss man als Autor dann einfach klar kommen. Ein Roman ist nicht vollkommen kontrollierbar, er wächst zum Teil organisch aus sich selbst heraus.

Kriminetz: Kann es passieren, dass sich eine Figur, die Du vorher gar nicht im Blick hattest, plötzlich regelrecht in die Geschichte drängt und mitspielen will?

Silvia Stolzenburg: Das ist mir gerade bei meinem dritten Anna-Benz-Krimi passiert. Plötzlich hat sich eine eigentlich vollkommen unwichtige Nebenfigur derart in den Vordergrund gedrängt, dass ich einige Dinge anpassen musste. Es macht die Geschichte aber besser, weil es logischer und somit auch spannender ist.

Kriminetz: Fließen auch persönliche Ereignisse/Erlebnisse mit in die Geschichten ein?

Silvia Stolzenburg: Das kann man als Autor kaum vermeiden. Manchmal passiert das bewusst - Anna Benz radelt zum Beispiel genauso gerne wie ich-, manchmal unbewusst, wenn man den fiktiven Figuren Charaktereigenschaften von Bekannten überstülpt.

Kriminetz: Auf Deiner Facebookseite sieht man immer wieder Bilder von Dir bei Deinen Recherchearbeiten für Deine Krimis (z.B. bei der Polizei, der Justizvollzugsanstalt). Wäre die Polizeiarbeit ein Beruf für Dich gewesen?

Silvia Stolzenburg: Auf gar keinen Fall! *lacht* Ich besuche meine lieben „Helferlein“ sehr gern, sie sind einfach wunderbar und unglaublich hilfsbereit. Aber einen Job, in dem ich nie wüsste, was auf mich zukommt, wenn ich morgens zur Arbeit komme, könnte ich nicht machen. Das würde mir schlaflose Nächte bereiten. Vor allem im Streifendienst, in dem man immer mit Gewalt rechnen muss. Definitiv überhaupt nicht mein Ding. Ich finde es bewundernswert, wenn man sich jeden Tag solchen Herausforderungen stellen kann.

Kriminetz: Vielen Dank, Silvia Stolzenburg, für die Beantwortung der sieben Fragen!

Silvia Stolzenburg: Ich danke Dir.

Cover (c) Bookspot Verlag