Sieben Fragen an Sybille Baecker

Das Foto zeigt die Schriftstellerin Sybille Baecker. Foto: © Gordon Below

Die Schriftstellerin Sybille Baecker ist gebürtige Niedersächsin und lebt seit vielen Jahren in der Nähe von Tübingen. Sie studierte Betriebswirtschaftslehre in Münster und Neu-Ulm und war viele Jahre als IT-Prozessingenieurin in einem internationalen Unternehmen tätig. Später wechselte sie das Fach und arbeitete mehrere Jahre als Pressereferentin Volleyball-Landesverbands Württemberg. Sybille Baecker schreibt sowohl Kriminalromane als auch Krimi-Kurzgeschichten. Ihre Krimiserie mit ihrem Kommissar Andreas Brander erscheint im Silberburg Verlag. Aktuell veröffentlichte sie mit „Ausstieg rechts“ seinen siebten Fall.

Für Kriminetz beantwortete Sybille Baecker sieben Fragen.

Kriminetz: Dein neuer Krimi trägt den Titel „Ausstieg rechts“. Worum geht es darin?

Sybille Baecker: Eine junge Frau wird tot in einer Wohnung aufgefunden, der Mieter ist nicht auffindbar, die Wohnung wurde verwüstet und mit Schmierereien aus der rechten Szene verunstaltet. Die Todesursache der jungen Frau ist zunächst unklar. Die Ermittlungen führen die Kommissare u.a. in das bürgerliche rechte Milieu. Es wird ein Fall, der sowohl Kommissar Brander als auch seine griechische Kollegin Peppi vor große Herausforderungen stellt.

Kriminetz: Gab es einen Auslöser für dich, dich mit diesem Thema zu beschäftigen?

Sybille Baecker: Rechtspopulismus war ursprünglich nicht mein Thema für Branders 7. Fall. Da haben mich die Geschehnisse und Entwicklungen in Deutschland, Europa und der Welt in den letzten Jahren beeinflusst. Meine Krimis spielen im »hier und jetzt« und dazu schaue ich natürlich auch, was um mich herum vorgeht. Was passiert in Deutschland – insbesondere auch hier in der Region? Was verändert sich? Wie gehen Menschen, Gesellschaft, Politik mit diesen Veränderungen um? In den letzten Jahren gab es einiges, was zu Ängsten, Konflikten und leider auch zu viel sinnloser Gewalt geführt hat. Für einen Krimi ist das prima, im realen Leben macht mir die Entwicklung aber eher Sorgen. Ein konkretes Ereignis, mich mit den Themen Rechtspopulismus und Extremismus zu beschäftigen, gab es allerdings nicht.

Kriminetz: Wie lange hast du an dem Roman gearbeitet und wie hast du recherchiert?

Sybille Baecker: In der Regel benötige ich für einen Roman von der Idee bis zum fertigen Buch ca. 1 bis 1,5 Jahre. So auch für „Ausstieg rechts“. Da es sich bei der Brander-Reihe um Ermittlerkrimis handelt, ich aber von Haus aus keine Polizistin bin, betreibe ich für jeden Roman intensiv Recherche. Ich habe mir ein sehr gutes Netzwerk aufgebaut, zu dem Kripobeamte, ein Rechtsmediziner und ein Oberstaatsanwalt gehören, die mich schon seit Jahren beratend begleiten. Von ihnen allen bekomme ich tiefe Einblicke in ihre Arbeit, die einfach unbezahlbar sind. Hinzu kommt intensive Beschäftigung mit Fachliteratur, Internetrecherche sowie Gespräche mit Experten für jeweilige spezielle Themen.

Kriminetz: Regionalkrimis erfreuen sich ungebrochen großer Beliebtheit. Was ist deine Meinung dazu, weshalb das so ist?

Sybille Baecker: Es gibt viele gute Regionalkrimis, die sich qualitativ nicht von anderen Krimis, die nicht diesen Stempel aufgedrückt bekommen, unterscheiden. Es ist gute Unterhaltung in einer vertrauten Welt. Ich glaube, diese Wiedererkennung macht vielen Leserinnen und Lesern einfach Spaß. Das muss nicht nur der reale Ort sein, der dem Leser/der Leserin in einem fiktiven Roman begegnet. Es sind auch regionale Charaktere und Themen, die eingebaut werden können, und den Leser/die Leserin dadurch quasi direkt mit einbeziehen und Verbundenheit erzeugen können. Und auch, wenn man die Region nicht kennt, kann man sie auf diese Art und Weise unterhaltsam ein Stück weit kennenlernen.

Kriminetz: Das Lieblingsgetränk von Kommissar Brander ist welches? Ist das ein klein wenig autobiografisch?

Sybille Baecker: Brander hat ein Faible für Whisky, sodass auch seine Fälle immer von einem guten Tropfen begleitet werden – selbstverständlich immer erst nach Dienstschluss. Brander ist ein Genussmensch, er genießt gern ein Glas Whisky, aber er trinkt nicht, weil er es braucht, das war mir wichtig, als ich die Figur damals entwickelt habe. Und ja, da gibt es Parallelen zwischen Brander und mir – nach „Dienstschluss“ gönne ich mir auch schon mal einen guten Scotch. Ich besuche auch gern Tastings, um neue Whiskys entdecken. Das Spektrum ist sehr breit und vielfältig und ich bin immer auf der Suche nach dem richtigen Whisky für die Szene, in der mein Kommissar ihn dann genießen darf. Der Whisky muss zur jeweiligen Stimmung passen – wenn Brander aufgewühlt ist, kann ein rauer torf-rauchiger Islay ihn erden, wenn er einen entspannten Moment genießen möchte, greift er vielleicht eher zu einem milden Speyside-Whisky mit Sherrynote.
(Am Ende jedes Buches befindet sich übrigens immer eine Liste aller im Krimi vorkommenden Whiskys.)

Kriminetz: Du veröffentlichst neben deinen Krimis auch Kurzgeschichten. Was liebst du an der „kurzen Form“?

Sybille Baecker: Eigentlich schreibe ich lieber Romane, da kann ich meinen Figuren Tiefe geben, sie richtig entfalten und komplexe Geschichten entstehen lassen. Kurzkrimis sind Herausforderungen – die schreibt man nicht mal eben kurz, ich jedenfalls nicht. Man schafft auf relativ engem Raum eine dichte Atmosphäre, muss den Leser/die Leserin sofort mitten hineinziehen in das Geschehen, dass er Personen, Handlung, Ort gleich vor Augen hat. Es gibt keine Nebenstränge, die Handlung ist ganz auf den Höhepunkt gerichtet, der den Leser/die Leserin überraschen sollte. Eine gute Kurzgeschichte zu schreiben, ist eine hohe Kunst. Ich finde es schade, dass die Kurzgeschichten heutzutage leider nur wenig Beachtung findet.

Kriminetz: Welche Art von Lesungen hast du für Veranstalter im Angebot?

Sybille Baecker: Oh, das ist ein weites Feld: Zunächst natürlich die klassische Variante – Lesung mit Autorengespräch. Bei meinen Lesungen erzähle ich immer sehr viel von meinen Recherchen, sodass die Gäste einen Einblick bekommen, welche Arbeit hinter einem Buch oder auch nur hinter einer Szene steckt. Dann biete ich verschiedene Varianten von „Whisky & Crime-Veranstaltungen“ an. Das sind Lesungen mit Whiskyverkostung. Das kann beispielsweise eine Lesung sein, zu der es zu Beginn – statt Sekt – einen Whisky gibt und ich den Gästen eine kleine Einführung in das Thema Whisky und Verkostung gebe. Das kann ausgebaut werden, sodass im Rahmen der Lesung 2-3 verschiedene Whiskys verkostet werden mit entsprechend weiteren Informationen zum Thema Whisky.
Zudem bin ich auch immer wieder mal mit verschiedenen Musikern unterwegs, die meine Lesungen musikalisch umrahmen, sei es mit klassischer Gitarre oder Rock-/Popsongs oder auch mal Folkmusic. Mir machen Lesungen großen Spaß und ich bin für vieles offen.

Kriminetz: Vielen Dank, Sybille Baecker, für die Beantwortung der sieben Fragen!

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