Sieben Fragen an Thomas Mohr

Polizeioberkommissar Thomas Mohr ist Vorsitzender der Gewerkschaft der Polizei Kreisgruppe Mannheim.

Baden-Württemberg gilt als eines der sichersten Bundesländer Deutschlands. Damit die Polizei möglichst leistungsstark bleibt, wurde sie in ihrer Struktur reformiert. Die vormals 37 Polizeipräsidien und Polizeidirektionen wurden zu zwölf regional zuständigen Polizeipräsidien vereint. So wurde auch Heidelberg mit Mannheim zusammengelegt, wobei sich nun in Mannheim das Polizeipräsidium befindet und in Heidelberg die Kriminaldirektion. Insgesamt sind hier über 2000 Polizeimitarbeiter im Einsatz.
Die Gewerkschaft der Polizei vertritt die Interessen ihrer Mitglieder. Vorsitzender in Mannheim ist Polizeioberkommissar Thomas Mohr.

Für Kriminetz beantwortete Thomas Mohr sieben Fragen.

Kriminetz: Wieso ist es für Polizeibeamte sinnvoll, sich in der Gewerkschaft zu organisieren?

Thomas Mohr: Auch im Polizeiberuf muss man ständig um Verbesserung zur Berufszufriedenheit kämpfen. Sei es um die Ausstattung oder die Verbesserung der Arbeitsbedingungen, um nur mal zwei Beispiele zu nennen. Aber eines der wichtigsten Gründe, warum sich Polizisten gewerkschaftlich organisieren sollten, ist auch der Rechtsschutz, weil nur selten der Arbeitgeber (Dienstherr) anwaltliche Unterstützung gibt.

Kriminetz: Beansprucht Sie Ihre Tätigkeit als Vorsitzender zu 100 % oder bleibt noch Zeit für Polizeiarbeit?

Thomas Mohr: Die Tätigkeit als Vorsitzender der Gewerkschaft der Polizei (GdP) ist ehrenamtlich und unentgeltlich. Zeit bleibt da reichlich noch für Polizeiarbeit und es gibt immer eine Menge zu tun.

Kriminetz: Einer ihrer Mannheimer Kollegen hat als Rapper Chri Be (Gecko) bei youtube ein vielbeachtetes Lied hochgeladen mit dem Titel „Auch nur ein Mensch“. Haben Sie ihn bei seinem Vorhaben unterstützt?

Thomas Mohr: Die Presse schrieb: „Der Rapper und sein Produzent!“ Nein, der Produzent bin ich da nicht, weil wir das ja nicht kommerziell gemacht haben um Geld zu verdienen. In der Tat fiel mir das Talent des Kollegen auf und da fragte ich ihn einfach, ob er ein Song über Gewalt gegen Polizeibeamte machen könnte. Noch am selben Tag lieferte er den Text und Tage darauf rappte er in meinem Büro den Song. Ich war begeistert. Für mich war klar, dass wir das in einem professionellen Studio aufnehmen müssen. Wir haben dann bei mir zuhause das passende Video produziert und hochgeladen. Die Resonanz und das positive Feedback war gigantisch und das Medieninteresse war groß.

Kriminetz: Was soll mit dem Lied erreicht werden?

Thomas Mohr: Einfach die Botschaft, das in der Uniform auch nur ein Mensch steckt der Gefühle hat und auch nicht fehlerfrei ist, der jeden respektvoll behandelt aber auch es verdient hat, respektvoll behandelt zu werden.

Kriminetz: Gibt es Zahlen, die belegen, dass sich Angriffe auf Polizeibeamte häufen oder ist das eher ein Eindruck, den man durch die Berichterstattung in den Medien erhält?

Thomas Mohr: In der Tat kann man im Vergleich zu den zurückliegenden Jahren schon feststellen, dass die Hemmschwelle zur Gewalt deutlich gesunken ist. Auch viele Polizisten werden überwiegend im Streifendienst aber auch bei Demonstrationen und Fußballspielen mehrfach Ziel von Gewalt und Angriffen. Wenn man damals zu einem Fußballspiel noch in normaler Uniform eingesetzt wurde und dafür gerademal eine Handvoll Polizisten benötigte, muss man heute in Körperschutzausstattung mit Helm und in Hundertschaftsstärke ausrücken.

Kriminetz: Ich bekenne, beinahe jede TATORT-Folge zu sehen. Oft begeben sich in den Filmen so ungefähr eine Viertelstunde vor Ende des Films die Ermittler in große Gefahr, indem sie alleine in das Haus eines Verdächtigen gehen. Kommt das „im echten Leben“ auch so vor? Begeben die Beamten sich alleine in kritische Situationen?

Thomas Mohr: Also da sieht die Realität halt anders aus. In der heutigen Zeit liegt uns die Eigensicherung unserer Polizisten sehr am Herzen. Gerade weil man nie weiß was einen erwartet, begibt sich kein realer Polizist bewusst alleine in eine kritische Situation. Darum lehnen wir auch eine Einzelstreife vehement ab und mit uns wird es das in Deutschland nicht geben, wie beispielsweise in den USA, wo die Cops alleine auf Streife unterwegs sind.

Kriminetz: Dann noch eine Frage zur Waffe: Im Unterhaltungsfernsehen tragen die Kommissare und Kommissarinnen gerne auch im Büro und in ihrer Freizeit ihre Dienstwaffen mit sich herum. Ist das in der Realität auch so?

Thomas Mohr: Bei Kriminalbeamten ist das so, dass die Dienstwaffe, wie bei uniformierten Polizisten, dazugehört. Uniformierte Polizisten tragen die Dienstwaffe ja auch auf der Wache und in den Büros der Dienststelle.
Aber ich kenne keinen Kollegen bei uns, der das in seiner Freizeit macht. Freizeit ist privates Vergnügen und da ist es den realen Polizisten wichtiger, die Zeit mit ihrer Familie und mit ihren Freunden zu verbringen und nicht mit ihrer Dienstwaffe.

Vielen Dank, Thomas Mohr, für die Beantwortung der sieben Fragen.

Link zur Website der Gewerkschaft der Polizei Kreisgruppe Mannheim