Sieben Fragen an Thomas Nommensen

Der Schriftsteller Thomas Nommensen. Foto: © Sarah Koska

Thomas Nommensen wurde in Schleswig-Holstein geboren. Noch vor dem Fall der Mauer zog er nach Berlin und arbeitete dort als Musiker, Toningenieur, Dozent und Software-Entwickler. 2009 begann er mit dem Schreiben. 2014 erschien sein Kriminalroman Ein dunkler Sommer um den hochsensiblen und eigenwilligen Hauptkommissar Arne Larsen im Rowohlt Verlag. Im September 2016 folgte der zweite Band Wintertod.

Neben seinen Romanen hat Thomas Nommensen auch zahlreiche Kurzkrimis und –thriller veröffentlicht. Der Schriftsteller lebt mit seiner Frau, der Thrillerautorin Jutta Maria Herrmann, vor den Toren von Berlin im brandenburgischen Panketal und ist Mitglied im Syndikat.

Auszeichnungen des Autors: 2011 Preisträger Deutscher E-Book Preis (2.Platz), Preisträger Agatha-Christie-Krimipreis 2011, (3.Platz), 2010 Freiburger-Krimipreis (1. Platz), Nominierung für den Agatha-Christie-Krimipreis 2010.

Für Kriminetz beantwortete Thomas Nommensen sieben Fragen.

Kriminetz: Ermittler Arne Larsen ist hochsensibel. Wie hast du dich dem Thema Hochsensibilität genähert?

Thomas Nommensen: Ich wollte einen empfindsamen und manchmal auch etwas empfindlichen Ermittler kreieren. Jemanden, der auch mal auf sein Bauchgefühl hört, der den Schwingungen des Täters am Tatort nachspürt. Der Rowohlt Verlag wollte dafür einen griffigen Begriff – und so wurde „hochsensibel“ gewählt. Es gibt leider immer mehr Menschen, die mit „Hochsensibilität“ als Krankheit geschlagen sind, auf alle Sinneswahrnehmungen völlig übersteigert reagieren und zum Teil nur mit starken Sonnenbrille und Gehörschutz das Haus verlassen können. Dieses Leiden hat Larsen aber glücklicherweise nicht.

Kriminetz: In „Wintertod“ führen Spuren in die DDR. Du bist vor dem Mauerfall nach Berlin gezogen. Warst du oft in der DDR?

Thomas Nommensen: Ich habe es zweimal zusammen mit einer paar Freunden probiert, leider ist immer einer an der Grenze abgewiesen worden. Aber ich habe mich direkt nach dem Mauerfall in eine Ostberlinerin verliebt und wenige Wochen später bereits im Ostteil der Stadt gewohnt. Durch die Familie und den Freundeskreis meiner damaligen Lebenspartnerin habe ich tiefe und spannende Einblicke in das Leben in der DDR gewonnen. Seitdem hat mich das Thema nicht mehr losgelassen.

Kriminetz: Dein Ermittler ist „deinen Spuren gefolgt“ und wie du selbst nach Berlin umgezogen. Was waren die Beweggründe für den Umzug von Arne Larsen und damit der Verlegung des Handlungsortes?

Thomas Nommensen: Bei einem Krimi, der in Schleswig-Holstein spielt, denken viele Leser zuerst an die bekannten Nordsee- bzw. Ostsee-Krimis – das sind meine Krimis allerdings nicht. Und auch wenn Menschen und Landschaft authentisch wiedergegeben sind, sind sie keine Regionalkrimis. Im ersten Band um KHK Larsen habe ich das noch dadurch betont, dass die Handlung in einem fiktiven Ort im hohen Norden spielt. Letztlich sah ich für die Ausgestaltung weiterer Fälle im Umfeld einer Großstadt mehr Potenzial für meinen Ermittler, und da am Ende des ersten Bandes einiges passiert, was für Larsen beruflich und privat zu einem Bruch führt, war es nur konsequent, seine Versetzung zu beantragen. Dass daraus Berlin wurde, hängt natürlich damit zusammen, dass es für mich sehr viel einfacher ist, hier vor Ort zu recherchieren. Aber auch die oben schon zitierte Affinität zur ehemaligen DDR war ein Grund. Es gibt hier einfach unheimlich viele spannende „vergessene“ Orte, die wunderbar in ein Krimisetting passen.

Kriminetz: Hast du noch Verbindungen in deine alte Heimat Schleswig-Holstein?

Thomas Nommensen: Auf alle Fälle. Meine Eltern leben dort, ebenso einer meiner Brüder mit seiner Familie. Meine Wurzeln liegen in Schleswig-Holstein, das spüre ich bei jedem Besuch ganz deutlich, obwohl es mich im Urlaub mehr in die Berge zieht.

Kriminetz: Es gibt AutorInnen, die lieben es regelrecht, aus ihren Werken vor Publikum vorzutragen. Machst du gerne Lesungen?

Thomas Nommensen: Definitiv. Der direkte Kontakt zu Lesern ist für mich unheimlich wichtig. Ich stecke einiges an Vorbereitung in meine Lesungen, arbeite an meiner Stimme und der Interpretation des Textes. Die Leser zahlen ja für meinen Auftritt, deswegen möchte ich ihnen auch etwas bieten.

Kriminetz: Deine Frau ist ebenfalls Schriftstellerin. Plottet ihr gemeinsam?

Thomas Nommensen: Wir haben bisher einen Kompaktthriller („… sonst tot“, Knaur Verlag) gemeinsam geschrieben und natürlich auch geplottet. Ansonsten arbeiten wir getrennt an unseren Büchern, tauschen uns aber natürlich viel darüber aus, stellen uns unsere Ideen gegenseitig vor oder fragen den Anderen um Rat, wenn wir mal in einer Sackgasse beim Schreiben stecken.

Kriminetz: Du übst neben der Schriftstellerei noch einen „Brotjob“ aus. Stehst du sehr früh zum Schreiben auf oder schreibst du abends, wenn du vom anderen Job nach Hause kommst?

Thomas Nommensen: Ich habe beide Varianten schon probiert und nutze sie auch in bestimmten Phasen des Schreibens oder besser der „Buchproduktion“. Einen schon vorhandenen Text überarbeiten kann ich morgens am Besten, Druckfahnen durchlesen auch am Abend. Ebenso kurze Ideen für den Plot skizzieren. Schlüsselszenen oder Romanoutlines verfassen, funktioniert bei mir allerdings meist nur an freien Tagen oder im Schreiburlaub, den Jutta und ich einmal im Jahr machen. Im Winter irgendwo völlig einsam in den Dünen von Dänemark zum Beispiel.

Kriminetz: Vielen Dank, Thomas Nommensen, für die Beantwortung der sieben Fragen.

Thomas Nommensen: Ich bedanke mich bei Dir für das nette Interview und die pfiffigen Fragen, die ich sehr gerne beantwortet habe.

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