Sieben Fragen an Wolfgang Burger

Das Foto zeigt Wolfgang Burger. Foto: © privat

Wolfgang Burger ist Schriftsteller und promovierter Elektroingenieur. Er leitet ein Forschungslabor am Karlsruher Institut für Technologie KIT. Studiert hat Wolfgang Burger ebenfalls in Karlsruhe. Heidelberg hat eine Hauptrolle in seinen Krimis inne, sein Serien-Held, Kriminaloberrat Alexander Gerlach ermittelt in der Hauptstadt der Romantik. Die Fan-Gemeinde der erfolgreichen Gerlach-Krimis, die bei Piper erscheinen, wächst stetig. Der aktuelle Krimi ist bereits der neunte in der Reihe und heißt „Die falsche Frau“.

Für Kriminetz beantwortete Wolfgang Burger sieben Fragen.

Kriminetz: Du übst zwei Berufe gleichzeitig aus. Neben deiner Tätigkeit als Schriftsteller bist du Ingenieur in Karlsruhe, wo du auch lebst. Ich stelle mir die sachliche Welt der Naturwissenschaft sehr gegensätzlich zur fiktiven Welt der Fantasie, dem Plotten und Erfinden von Figuren, vor. Wie bringst du beides unter einen Hut?

Wolfgang Burger: Zunächst mal zählen die Ingenieurwissenschaften nicht zu den Naturwissenschaften :-) Früher sprach man sogar von der Ingenieurskunst, und das trifft die Sache ganz gut. Beim Krimischreiben hilft die logische Denkweise und das stringente Vorgehen des Ingenieurs natürlich sehr. Und die kreativen Prozesse im Kopf sind merkwürdigerweise dieselben, ob man einen Roman schreibt oder ein technisches Gerät entwickelt. Was beim Schreiben noch dazu kommen muss, ist die Fähigkeit, sich halbwegs ordentlich auszudrücken (wobei im Krimi die Sprachkunst nicht im Vordergrund steht) und ein Gespür für Menschen, für Psychologie. Letzteres ist aus meiner Sicht extrem wichtig. Fast noch wichtiger als die Logik.

Kriminetz: Du greifst in deinem aktuellen Krimi ein politisches Thema auf. Welche Auswirkungen hatte die RAF-Zeit auf dein eigenes Leben?

Wolfgang Burger: Ich bin alt genug, um das alles als Erwachsener miterlebt zu haben. Damals war jeder, der auf sich hielt, sehr links und sehr systemkritisch, und es gab die sprichwörtliche klammheimliche Freude, wenn ein RAF-Anschlag erfolgreich war. So weit ging das bei mir allerdings nicht. Ich hatte mit der RAF natürlich auch nie direkt zu tun. Ich lehnte Gewalt gegen Menschen zutiefst ab und bin außerdem viel zu ängstlich für so was.

Kriminetz: Ein geplanter terroristischer Anschlag gegen die Barock-Perle Heidelberg wäre doch ein touristischer Albtraum?

Wolfgang Burger: Von dem geplanten Anschlag kriegen die Touristen ja gar nichts mit. Das einzige Ärgernis wäre wohl gewesen, dass das Heidelberger Schloss für einige Stunden gesperrt werden musste, um Ron Henderson seinen Kurzausflug zu ermöglichen.

Kriminetz: Alexander Gerlach steckt in einem Dilemma. Gegen die moralischen Vorstellungen seiner Töchter und seiner Geliebten muss er den amerikanischen Minister Ron Hendersen, der soviel Dreck am Stecken hat, beschützen. Dieser Hendersen verdirbt ihm sogar, obwohl er gar nichts davon weiß, die Schäferstündchen mit der göttlichen Theresa. Stellt Gerlach seine Dienstpflicht über sein Privatleben?

Wolfgang Burger: Ich denke, dass muss nicht nur ein Polizist hin und wieder. Besonders viel Spaß hat mir beim Schreiben Gerlachs Rumgeeiere gemacht. Er ist ja im Grunde alles andere als ein Freund des amerikanischen Wirtschaftsministers, darf das aber nach außen hin niemanden merken lassen und muss seinen Job machen. In diesem Dilemma steckt jeder mal, der eine verantwortliche Position bekleidet.

Kriminetz: Die Zwillingstöchter des Kommissars sperren Teile ihres Facebook-Profils für ihren Vater, sie grenzen ihn aus einem Teil ihres Lebens aus. Hast du deinen drei mittlerweile erwachsenen Töchtern, als sie noch jünger waren, schon deine Krimi-Manuskripte zum Testlesen gegeben?

Wolfgang Burger: Nein. Aber ich hole mir bei solchen modernen Dingen wie Facebook natürlich hin und wieder Rat bei meinen (inzwischen erwachsenen) Töchtern. Dass Kinder es nicht schätzen, wenn ihre Eltern alles mitlesen, was sie mit ihren Freunden besprechen, finde ich völlig normal. Wenn ich als Teenager Besuch von einem Mädchen hatte, hätte ich mich auch nicht gefreut, wenn meine Mutter ständig dabei gesessen hätte.

Kriminetz: Alexander Gerlach gebraucht als Bezeichnung für seine Team-Kollegen den Begriff „Untergegebene“. Warum wählt er diesen Begriff?

Wolfgang Burger: Es stimmt ja nun mal. Er ist der Chef, und hin und wieder lässt er das seine Leute auch spüren. Oft nennt er sie allerdings auch seine „Mitarbeiter“. Das klingt natürlich freundlicher, verschleiert aber die wahren Verhältnisse. Ich denke, gerade in Stresssituationen geht es bei einer Behörde wie der Polizei nicht immer sehr freundlich zu. Da herrschen diktatorische Verhältnisse. Wenn die Feuerwehr ausrückt, dann heißt es auch nicht „Lieber Kollege Meier, hätten Sie die Güte, in absehbarer Zeit den Schlauch bis zum nächsten Hydranten auszurollen.“

Kriminetz: Verrätst du deinen Lesern, worum es im nächsten Fall Alexander Gerlachs, der im März 2013 bei Piper unter dem Titel „Das vergessene Mädchen“ erscheinen wird, geht?

Wolfgang Burger: Lea, eine fast achtzehnjährige Schülerin, verschwindet während einer Klassenfahrt nach Straßburg. In der Folge dieses zunächst einmal nicht sonderlich aufregenden Ereignisses geht es immer mehr drunter und drüber, und am Ende gibt es sogar Tote.

Kriminetz: Vielen Dank, Wolfgang Burger, für die Beantwortung der Fragen!

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