»Friesenjungfer« heißt Ihr neuer Ostfrieslandkrimi. Worum geht es darin?
Sina Jorritsma: Ein alter Herr namens Rademacher betritt die Borkumer Polizeistation und meldet aufgeregt den Diebstahl seiner »Jungfer« - eine hölzerne Galionsfigur, die eine junge Frau darstellt. Als Kommissarin Sander mit ihm zum Tatort geht, finden sie dort eine Leiche. Der Tote ist schnell identifiziert – es handelt sich um den Freund von Rademachers Nichte.
Eine Galionsfigur – was ist das eigentlich genau und welche Bedeutung hatte diese Art Holzfigur in Ostfriesland?
Sina Jorritsma: Eine Galionsfigur ist eine geschnitzte Skulptur, die in früheren Zeiten am Bug von Segelschiffen angebracht wurde. Das Wort kommt übrigens von dem spanischen Wort für Balkon, nämlich Galion. Die Galionsfiguren sollten den Schiffen, an denen sie angebracht waren, Glück bringen. Daher war die Beschädigung oder der Verlust einer Galionsfigur für die Seeleute eine Katastrophe.
Das Mordopfer wohnte mit seiner Freundin zusammen im Haus ihres Onkels und seiner Ehefrau. Beschreiben Sie uns doch wie das Zusammenleben dieser »Familie« in dem Ferienhaus aussah.
Sina Jorritsma: Ich würde eher von einer unfreiwilligen Gemeinschaft sprechen. Rademacher hat seine Nichte und ihren Freund aus purer Gutmütigkeit und Familiensinn in seinem Ferienhaus aufgenommen. Die Kommissare finden bei ihren Ermittlungen schnell heraus, dass der alte Herr und dessen Ehefrau von dem jungen Paar mehr oder weniger stark ausgenutzt wurden. Ob diese Situation zu dem Mord geführt hat? Dies gilt es zu klären. Auf jeden Fall stand das Opfer mit regelmäßiger Arbeit auf Kriegsfuß. Ob es Einnahmequellen gab, die eher halbseiden waren? Je tiefer Mona Sander und Enno Moll graben, desto spannendere Fakten fördern sie zutage.
Im Verlauf der Geschichte wird der geplante Auftritt eine älteren/alternden Schlagerstars auf der Insel wichtig für die Aufklärung des Mordes. Gelingt es tatsächlich noch mit solchen Auftritten, ein großes Publikum zu begeistern?
Sina Jorritsma: Das kommt auf den Einzelfall an, denke ich. Es gibt einige Musiker, die heutzutage kaum noch Aufsehen erregen, aber eine treue und große Fangemeinde haben – Menschen, die ebenfalls in die Jahre gekommen sind. Und die »Bädertour« solcher Künstler hat bereits Tradition. Daher hielt ich es für durchaus glaubhaft, dass ein Sänger den Glanz vergangener Jahrzehnte noch einmal auf Borkum wiederbeleben möchte – zumal es mit der Kulturinsel durchaus eine geeignete Halle für größere Konzerte gibt.
Das Interview wurde geführt auf www.ostfrieslandkrimi.de.