Sina Jorritsma im Interview über »Juister Onkel«

Ostfrieslandkrimi-Autorin Sina Jorritsma im Interview zu ihrem neuen Buch »Juister Onkel«.

»Juister Onkel« heißt Ihr neuer Ostfrieslandkrimi. Würden Sie uns mit eigenen Worten erzählen, worum es in Ihrem neuen Buch geht?

Sina Jorritsma: Die Juister Kommissare Antje Fedder und Roland Witte werden an den Strand gerufen, weil dort die Hand eines toten Mannes aus dem Sand ragt. Bei dem Ermordeten handelt es sich um Ole Rieper – einen Mann, der früher als »Briefkastenonkel« bezeichnet worden wäre. Er gibt also Ratsuchenden mehr oder weniger nützliche Tipps, und zwar live im Internet. Dabei ist er sehr erfolgreich, was Neider auf den Plan ruft. Und seine attraktive Ehefrau ist viel jünger als er selbst – und sie scheint etwas zu verbergen. Es gibt also genügend Ermittlungsansätze für die Inselpolizisten.

War Ole Rieper ein »Schnacker«, wie man im Norden manchmal sagt, oder wollte er den Menschen, die bei ihm anriefen, wirklich helfen?

Sina Jorritsma: Ob er gute Absichten hatte, lässt sich nach seinem Tod schwer einschätzen. Aber selbst wenn Ole Riepe die Anrufer unterstützen wollte, so waren seine Ratschläge dafür eher ungeeignet. Es handelte sich um abgedroschene Phrasen und Binsenweisheiten, wie man sie auf billigen Abreißkalendern lesen kann. Aber es war offenbar seine Ausstrahlung, von der sich die Hilfesuchenden angesprochen fühlten – ein väterlicher und vermeintlich wohlmeinender Mann, eine Art Onkel eben.

Vor etwa 15 Jahren habe ich gerne mal »Domian« gehört, der tatsächlich in der Lage war, sich mit Empathie in seine Anrufer – die oft intimste Geheimnisse preisgaben – hineinzufühlen und gute Ratschläge zu geben. Was macht aus Ihrer Sicht den Erfolg solcher Formate aus?

Sina Jorritsma: Ich kenne die Sendung auch. Bei »Domian« hatten die Anrufer vermutlich niemals das Gefühl, veräppelt zu werden – während Ole Riepe in meinem Krimi ja überhaupt keine brauchbaren Ratschläge gibt. Seine Fans verfügen nur über zu wenig Lebenserfahrung, um dies zu erkennen. – Der Erfolg solcher Formate ist wahrscheinlich darauf zurückzuführen, dass es einfacher ist, über die Distanz eines Telefongesprächs hinweg höchst private Dinge offen auszusprechen. Die Anrufer scheuen sich vermutlich, im Freundes- oder Verwandtenkreis ihr Herz auszuschütten. Das geht bei einem Wildfremden am Telefon dann gewiss besser.

Sie schaffen es, erstaunlich viele Ostfrieslandkrimis zu schreiben, und dennoch ist jede Geschichte wieder etwas Neues. Etwas scheint Sie also zu inspirieren. An welchen Orten fällt Ihnen das Schreiben denn besonders leicht?

Sina Jorritsma: Da muss man zwischen Schreiben und Tippen unterscheiden ;-)
Ich tippe ziemlich schnell, und zwar mit zehn Fingern auf einem alten Computer. Der steht in meinem Arbeitszimmer/Nähzimmer. Aber ich »schreibe« rund um die Uhr und eigentlich ortsunabhängig – wenn ich einen neuen Krimi anfange, bin ich in Gedanken ständig mit der Story beschäftigt: beim Staubsaugen, beim Joggen, beim Kochen, beim Bügeln usw. Wenn mir dann ein guter Einfall kommt, der die Geschichte voranbringt, notiere ich ihn sofort in meinem Smartphone, das ich immer bei mir habe. Wenn ich mich dann abends an den Computer setze, muss ich die Stichpunkte nur noch in Handlung umwandeln – und los geht es mit dem Tippen ;-)

Das Interview wurde geführt auf www.ostfrieslandkrimi.de.