Es ist eine schöne Tradition, die jeweils neueste Folge der Reihe Spreewaldkrimi als Premiere beim Festival des deutschen Films auf der Ludwigshafener Parkinsel zu zeigen. So auch bei der 19. Ausgabe des Festivals, bei der Bis der Tod euch scheidet gezeigt wurde. Wie der Titel (den man auch als Drohung verwenden könnte) vermuten lässt, spielt eine Hochzeit eine Rolle, zumindest eine bevorstehende, denn Partyleute feiern ausgelassen einen Polterabend. Außerdem handelt die Folge von abwesenden Vätern: Solche, die tatsächlich nicht anwesend sind, solche die zwar da aber doch irgendwie nicht da sind und solche, die erst gar nicht Vater hätten werden sollen.
Touristen, die einerseits Geld in die Kassen spülen, andererseits dazu beitragen, dass Traditionen verloren gehen, überrollen den Spreewald. Um ihnen die Lust am Urlaub zu vergällen, überschwemmen Kahnfährmännner durch das Öffnen einer Schleuse den halben Campingplatz. Krüger (Christian Redl) findet eine verwirrte Frau im Wald, beinahe zerbrechlich und wunderbar einfühlsam gespielt von Mercedes Müller. Einige Sequenzen läuft sie in dem von ihm geliehenen Pullover, der für sie eher ein Kleid ist, herum. Das macht ihm aber nichts, denn „er hat noch einen zweiten“. Sie zitiert als Josefine Gedichte von Rilke, neben anderen das mit dem Titel „Einsamkeit“, wo es heißt, „Die Einsamkeit ist wie ein Regen“ und das mit den Worten endet „dann geht die Einsamkeit mit den Flüssen...“. Fichte (Thorsten Merten) ist in Urlaub und muss eine Diagnose verarbeiten. „Wollen Sie keine 2. Meinung?“, fragt die schwangere Kollegin Bohn (Alina Stiegler), aber ihm „reicht schon die eine“.
Eine Gasflasche explodiert beim Polterabend, es gibt neben vielen Verletzten einen Toten. Die extra angeforderte Kriminaltechnikerin hadert mit der Netzverbindung, die sie für ihre Arbeit benötigt: „Internet ist hier langsam wie Faultier.“ Wie man es von der Reihe kennt und mag, wird der Film geduldig erzählt. Die Kamera fängt wie schon so oft den mystischen Zauber der Landschaft ein. Die Fäden scheinen bei Josefine zusammenzulaufen, jene junge Frau, die Krüger im Wald fand. Fichte scheint die von früher zu kennen.
„Wer sich öffnet, lässt das Ungebetene herein“, konstatiert Krüger, „das Unterbewusstsein verknüpft manchmal Dinge, die sich ähnlich anfühlen und nichts miteinander zu tun haben.“ Selbstverständlich ist „das Gesicht des Spreewaldkrimis“, Christian Redl, wie schon so häufig mit der Crew zur Premiere angereist. Ebenso sein langjähriger Filmkollege Thorsten Merten. Ebenfalls nimmt auf der Bühne im Gesprächszelt ihre zauberhafte Kollegin Mercedes Müller, die die Rolle der Josefine so überzeugend ausfüllte, Platz und erzählt auf Nachfrage von Moderator Rüdiger Suchsland, was es für sie bedeutet, beim Spielen tief in eine Rolle einzutauchen und wie sie danach wieder herausfindet.
Produzent Wolfgang Esser war wie so oft schon ebenfalls mitgekommen und auch der Redakteur des ZDF Pit Rampelt. Das Drehbuch zu „Bis der Tod euch scheidet“ stammt von Jan Fehse, der auch Regie führte. Im Filmgespräch wurde erwähnt, dass die ersten dreizehn Drehbücher zur Reihe, die allesamt von Thomas Kirchner stammen, in Buchform veröffentlicht sind. Auf den Einwurf des Moderators Rüdiger Suchsland, dass er wohl nicht bei der Polizei recherchiere, wie die richtig arbeiten, antwortet Thorsten Merten, dass er schon überlegt habe, was mit einem Polizisten sei, der grad in der DDR mit seiner Ausbildung fertig geworden war und dann kam die Wende. Jan Fehse zitiert Soziologen, die sagen, der Riss ginge heute nicht zwischen Ost und West sondern zwischen großen Städten und ländlichen Gegenden. So lässt er im Film eine Figur sagen: „Wir haben hier die Windräder stehen für den Strom für eure E-Autos.“
Produzent Wolfgang Esser berichtet, dass die Schutzzonen im Biosphärenreservat Spreewald immer mehr ausgedehnt würden und der Aufwand für das Filmteam, wirklich Spreewald zu zeigen, deshalb immer größer werde. Jan Fehse ergänzt, dass Menschen, die sich respektvoll benehmen, im Spreewald willkommen sind. Pit Rampelt fügt hinzu, dass durch die Reihe der Tourismus wohl um 20 bis 30 Prozent angestiegen sei. Auf Nachfrage von Rüdiger Suchsland, ob das Team den Klimawandel im Spreewald spüre, erzählt Wolfgang Esser, es wäre tatsächlich so, dass die Spree manchmal so wenig Wasser führe, dass sie nicht nur stillstünde sondern rückwärts fließe. Viele Seen würden versumpfen und die Ufer versanden mit Treibsand und seien nicht mehr betretbar.
Im Kinozelt waren bei der Vorführung außerdem noch mit dabei Schauspieler Lorris Andre Blazejewski, der den koksenden Bräutigam spielte sowie Szenenbilderin Heike Wolf-Aury.
Der voraussichtliche Sendetermin von „Bis der Tod euch scheidet“ im ZDF ist im Frühjahr 2024.
Das 19. Festival des deutschen Films in Ludwigshafen dauert vom 23. August bis zum 10. September 2023. Das gesamte Programm findet ihr hier: festival-des-deutschen-films.de.