Es ist für Christian Redl vielleicht mittlerweile ein wenig so wie der Besuch bei netten Verwandten, wenn er zum Festival des deutschen Films in Ludwigshafen kommt. Denn er war schon oft auf der Parkinsel, wenn dort ein neuer Spreewaldkrimi präsentiert wird. Schließlich ist er „das Gesicht“ des Spreewaldkrimis. Ich mag die Aufnahmen, wenn er in einem Kahn sitzend die Fließe durchpflügt und die Kamera die Bilder der mythischen Landschaft einfängt und gleichzeitig das Gesicht des Hauptdarstellers seine eigene Seelenlandschaft in der Rolle spiegelt. Obwohl die Reihe quasi eine Fortsetzung ist, wird doch in jedem Film eine neue Geschichte mit einem völlig neuen Thema erzählt. Drehbuchautor aller Folgen ist Thomas Kirchner.
Zu Beginn von Tödlicher Heimkehr geht ein Notruf in der unterbesetzten Polizeidienststelle ein. Er ist nur bruchstückhaft zu verstehen, und genau das lässt ihm später vor der Richterin einen großen Interpretationsspielraum. Zu Beginn jedenfalls ist klar, der Sterbende hat seine Mörderin benannt. Kommissar Krüger, dessen Wohnwagen in der vorhergehenden Folge abbrannte, wohnt jetzt im Arbeiterheim. Die trinkfesten Kumpels erweisen sich im weiteren Verlauf der Handlung als sehr hilfreich. „Wenn du lange genug in den Abgrund blickst, blickt der Abgrund auch in dich hinein“, zitiert die Kollegin Nitzsche, als sie Krüger dort abholt.
Der Ermordete war der Anwalt von Tanja (gespielt von Nadja Uhl), die mit ihrem Sohn und ihrem Lebensgefährten in den Spreewald zurückgekehrt ist. Auf einer ererbten Wiese will sie ein großes Wellnesshotel bauen. Aber diejenigen, die dageblieben sind, die nie weggegangen sind, denen gefällt das nicht. Irgendjemand setzt nachts streng geschützte Juchtenkäfer auf der Wiese aus. Damit verliert die Baugenehmigung für das Hotel seine Gültigkeit.
Der polnische Investor klagt wegen des entgangenen Gewinns vor einem Schiedsgericht. Es sind genau jene Schiedsgerichte, die, wäre das Transatlantische Freihandelsabkommen durchgesetzt worden, Konzernen zu Schadenersatzklagen in ungeahnter Höhe hätten verhelfen können. Vieles erscheint im Film plötzlich unter anderem Licht. Was für die einen ein Spiel ist, ist für die anderen die Existenz. Auch die sorbischen Mythen spielen in dieser Folge wieder eine Rolle, Tanjas kleiner Sohn (toll gespielt!) ist begeistert von dem Spreewalddrachen, der für Glück steht.
Die beiden Schauspieler Christian Redl und Matthias Lier, die zur Filmvorführung angereist waren, wurden von Regisseur Jan Fehse, Produzent Wolfgang Esser und dem ZDF-Redakteur Pit Rampelt begleitet. Zum anschließenden Filmgespräch nahmen sie mit Moderator Josef Schnelle auf der Bühne Platz. Den Spreewald-Krimi gibt es seit elf Jahren, der Tourismus sei seitdem in der Region extrem gestiegen. Die Leute in der Region sagen zwar, wir sind gar nicht so düster wie im Film, aber Produzent Esser antwortet darauf „Ja, das stimmt, ihr bringt ja auch nicht so viele Leute um.“ Pit Rampelt bezeichnet die Landschaft als sehr atmosphärisch und sehr gut für den Film geeignet. Hauptdarsteller Christian Redl berichtet, die Menschen dort würden ihn bei seiner Ankunft als Herr Krüger begrüßen und ihn fragen, was der Fall mache. Er empfinde seine Zeiten im Spreewald als Erholung und Befreiung und finde es extrem magisch, durch die Fließe zu fahren.
Christian Redl erzählt, die Mücken wären im Sommer bei den Dreharbeiten unerträglich. „Das waren Angriffe wie von Hubschraubern. Das waren im Grunde mörderische Voraussetzungen.“ Für ihn sei das Oberthema in „Tödliche Heimkehr“, Tanja Gerechtigkeit widerfahren zu lassen. Bei der offenen Fragerunde fürs Publikum wird heftig darüber diskutiert, ob Gesetzesvertreter eine eigene Moral haben dürfen. Auch nach der Fernsehausstrahlung dürfte diese Frage kontrovers erörtert werden.
Demnächst beginnen die Dreharbeiten für den 12. Spreewaldkrimi. Der Sendetermin für „Tödliche Heimkehr“ ist an einem Montag im November 2018.
Das Festival des deutschen Films dauert noch bis zum 9. September 2018. Zum Programm hier klicken