Spreewaldkrimi: Tote trauern nicht

Sophie Lutz und Christian Redl werden im Spreewaldkrimi »Tote trauern nicht« von Erinnerungen gequält. Foto: © Jürgen Schmid, Kriminetz

»Wenn wir mit Freude an die Toten denken, dann freuen sie sich und zeigen sich. Aber wenn wir uns quälen mit unseren Gedanken, quälen auch sie sich und verstecken sich.« Krüger (Christian Redl) ist pensioniert. Einsam sitzt er im Spreewald vor einer Feuerschale und hängt seinen Gedanken nach. Deutlich zeichnet sich »im Gesicht des Spreewalds« seine innere Seelenqual ab. Marlene ist tot. Die Chance, weitere Zeit mir ihr zu verbringen, ist unwiederbringlich vorbei. Der Spreewald steckt voller Sagen. Wie so oft fand eine davon Eingang in den aktuellen Spreewald-Krimi und durchzieht ihn als Thema. Nämlich die von den Bludniks, den Irrlichtern. Man könnte sie ganz profan mit Gasen erklären, die im Sumpf entstehen und sich entzünden. Den wendischen Sagen nach jedoch weisen sie einem den Weg. Betrügt man sie um ihren Lohn, bestrafen sie einen. Es könnten aber auch, so sagen welche, die Seelen der ungetauft verstorbenen Kinder sein. Die Großmutter liest ihrer Enkelin im Film die wendischen Sagen vor, zum Missfallen der Mutter.

Bei Krüger wird eine Leiche angetrieben. Fichte, der nun mit einer neuen jungen Kollegin (Alina Stiegler) zusammen arbeitet, kommentiert: »Wenn Sie nicht mehr zu den Toten kommen, kommen die Toten jetzt zu Ihnen, oder wie?«

Zwei Fronten haben sich gebildet. Auf der einen Seite eine Firma, die ein Bauvorhaben im Spreewald vorantreibt, auf der anderen Seite Umweltschützer, die ein Banner »Stoppt den Wasserklau« entrollen. Der Film arbeitet geschickt mit Vor- und Rückblenden und irgendwann wird klar, worum es eigentlich geht. »Wir leben, als hätten wir alle Zeit der Welt. Was bleibt, sind die verpassten Gelegenheiten, die schwarzen Löcher. Und aus ihnen kriechen die Dämonen.«

Zwei Tote, am selben Tag eines Monats mit drei Jahren Abstand. Was Fichte so kommentiert: »Für meinen Geschmack sind das zu viele Zufälle, um noch einer zu sein.«

Im Anschluss an die Vorführung auf der Parkinsel beim Festival des deutschen Films in Ludwigshafen am Rhein wurden Spohie Lutz und Christian Redl, die beide den Film auf dem Filmfestival zum allerersten Mal gesehen haben, von Moderator Rüdiger Suchland nach ihrem Eindruck gefragt, wie ihnen der Film gefallen habe. Während Sophie Lutz von der Vorstellung auf der riesigen Leinwand noch ziemlich überwältigt war »Ich weiß gar nicht was ich sagen soll«, meinte Christian Redl, er sei zum Glück schon älter und habe sich inzwischen daran gewöhnt, sich selbst zu ertragen was es ihm ermögliche bereits eine gewissen Blick auf den Inhalt des Filmes zu werfen und er sei positiv überrascht. Während in »Totentanz« noch Weltuntergangssstimmung geherrscht habe, erscheine ihm in dieser Spreewald-Folge neben der Trauer (Marlene ist in der letzten Folge gestorben) für seine Figur wieder ein gewisser Aufbruch möglich.

Die freiberufliche Casting-Direktorin Karimah El-Giamal berichtet darüber wie sie mit dem Regisseur, der Produktion sowie der Redaktion zusammengearbeitet hat, um zu erarbeiten, welche Charaktere für die zu besetzenden Rollen in Frage kamen. Ihr wesentlicher Job sei es dann, möglichst viele Schauspielerinnen und Schauspieler zu kennen und einzuschätzen, um Vorschläge für die Besetzung machen zu können. Anschließend werden diese Personen dann zum Casting vor die Kamera geholt und getestet.

Redakteur Pit Rampelt und Produzent Wolfgang Esser erzählten, dass das Konzept zum allerersten Spreewaldkrimi – der übrigens als Einzelfilm gedreht worden sei, dass es dann eine Reihe geworden sei, habe sich erst später ergeben – zusammen mit Drehbuchautor Thomas Kirchner entwickelt worden sei, wobei die Idee gewesen sei, einen Krimi zu drehen, in dem Landschaft mitspielt und nicht nur Kulisse ist, die Landschaft etwas zu sagen hat, eine Bedeutung hat und eine Art heimlicher Hauptdarsteller wird. Bei diesem Spreewaldkrimi stammt das Drehbuch nun erstmals von Stephen Brüggenthies und Jan Fehse, was sicherlich auch inhaltlich ein Wendepunkt aber keine Zäsur sei. Denn das Bestreben des Sprreewaldkrimis sei es ja schon immer, dass jeder Spreewaldkrimi anders als sein Vorgänger sei, wobei der Wechsel des Regisseurs zusammen mit der neuen Figur der Komissarin Luise Bohn (Alina Stiegler), die bereits in »Zeit der Wölfe« eingeführt wurde, auch eine gewisse Verjüngung des Formats beabsichtigt sei.

Sophie Lutz (Spreewaldkrimi »Tote trauern nicht«) bei der Ankunft auf dem roten Teppich auf der Ludwigshafener Parkinsel. Foto: © Jürgen Schmid, Kriminetz
Die Film-Crew des Spreewaldkrimis »Tote trauern nicht« auf dem roten Teppich beim Festival des deutschen Films in Ludwigshafen am Rhein. Foto: © Jürgen Schmid, Kriminetz
Im Filmgespräch zum Spreewaldkrimi »Tote trauern nicht« (links beginnend): Moderator Josef Schnelle, Redakteur Pit Rampelt, Produzent Wolfgang Esser, Schauspielerin Sophie Lutz, Schauspieler Christian Redl, Regisseur Jan Fehse, Casting-Direktorin Karimah El-Giamal und Moderator Rüdiger Suchsland.Foto: © Jürgen Schmid, Kriminetz