Stephan Harbort und die Killerfrauen

Stephan Harbort bei der Criminale des SYNDIKATS in Graz. Foto: © Jürgen Schmid, Kriminetz

Ein überwiegend weibliches Publikum wartete gespannt auf Stephan Harbort, der sich auf Serienmörder spezialisiert hat. Der Kriminalist und Profiler hat sich mit seinem dreiundzwanzigsten Buch wahren Fällen angenommen, die in Serie von weiblichen Tätern begangen wurden.

Nachdem Angela Eßer ihn anmoderiert hatte, erheiterte er zunächst das Publikum gut gelaunt mit einer Anekdote über seinen Versuch, in einem Fastfood-Restaurant das von ihm Gewollte zu erheischen. Wohl aufgrund feiner dialektaler Unterschiede im deutsch/österreichischen Sprachgebrauch erhilet er jedoch nicht das Gewünschte und musste sich mit einem unliebsamen Ersatz satt essen, bevor er ins Criminale-Hotel Weitzer in Graz eilte, denn sein Vortrag fand im Rahmen der dort stattfindenen Criminale des SYNDIKATS statt. Obwohl, genau genommen, verriet er uns nicht, ob er das Gebrachte wirklich verzehrte oder einen neuen Bestellversuch unternahm.

Der Autor plauderte noch ein wenig humorvoll, bis er mit seinem Vortrag begann. Die Gespräche, die seinen Büchern zurunde liegen, werden aufgezeichnet und in der Regel von ihm selbst transkripiert. Zu seinem Thema fand Stephan Harbort über den Fall eines jungen Mannes, der ihn gleich zu Beginn seiner beruflichen Laufbahn beschäftigte. Vorgeblich wollte der jemand als vermisst melden, im Laufe der Ermittlungen kam jedoch heraus, der hatte gemeinsam mit einem Freund seine gesamte Familie getötet, weil die beiden Männer das Erbe durchbringen wollten. Der junge Kriminalist war damals erstaunt über die Sachlichkeit, mit welcher der Mörder seine Taten vortrug. Damals stellte er fest, dass es in Deutschland keine Forschung zu dieser Art von Taten gab. Das war für ihn der Anfang, selbst in die Forschung einzusteigen.

Seine erste Studie entstand, nachdem er fünf Jahre lang Fälle recherchiert hatte. Als der "Spiegel" die erste Story über Stephan Harbort machte, brachte ihn ein Journalist auf die Idee, doch selbst ein Buch zu verfassen. Dieses erste Buch, "Das Hannibal-Syndrom", ist mittlerweile in 18. Auflage erschienen. Nun ging Stephan Harbort dazu über, aus seinem aktuellen Buch vorzulesen, es ist eine Passage aus dem Fall der "Parkhausmörderin". Während des Vorlesens redigierte er zur Belustigung des Publikums seinen eigenen Text, als ihm etwa eine Wortdoppelung innerhalb eines Satzes auffiel.

Stephan Harbort entwickelt seine volle Stärke, wenn er drauflos plaudert und gespickt mit Anekdoten frei erzählt. Den anwesenden Krimiautoren und -autorinnen gab er mit auf den Weg, doch in ihre Krimis einfließen zu lassen, dass die Kriminalbeamten, wenn sie an einem Fall dran sind, wochenlang unter Schlafmangel leiden und entsprechend müde seien. So ein Tag hätte dann schon mal seine 14 Stunden, nicht immer würde man zum Schlafen nach Hause fahren.

Zu Serienmördern führte er aus, dass denen in der Regel eine soziale Identität fehle. Sich wegen der begangenen Taten toll zu fühlen, funktioniere aber nur über eine positive Rückmeldung. Deshalb neigten sie dazu, einem anderen davon zu erzählen. Wenn einem also jemand von einem Mord erzählt, den er begangen hat, solle man das ernst nehmen! Auch archivierte Zeitungsartikel dienen der Erfolgsbestätigung. Dann fügt er noch hinzu, dass es manchmal Jahre brauche, bis ein Täter oder eine Täterin ihr Misstrauen gegen den Ermittler ablegt.

Während seiner unterhaltsamen Ausführungen geriet das Zeitmanagement ein wenig durcheinander, und Angela Eßer unterzog Stephan Harbort einem Verhör. Danach hatte das Publikum noch die Gelegenheit, dem Kriminalisten und erfolgreichen Autor Fragen zu stellen, was auch eifrig genutzt wurde.

Angela Eßer moderierte die Veranstaltung mit Stephan Harbort. © Jürgen Schmid, Kriminetz