Im Tangoschritt zum Auftakt einer neuen Reihe: Herr und Frau Bulle

Wie die deutsche Antwort auf Mr. and Mrs. Smith: Herr und Frau Bulle alias Alice Dwyer & Johann von Bülow. Foto: © Jürgen Schmid, Kriminetz

„Tango ist Sex auf der Tanzfläche“, flüstert Heiko seiner Yvonne ins Ohr. Doch die Party ist schnell zu Ende, denn im Klavier liegt eine Leiche. Als sich die beiden davonstehlen wollen, werden sie ertappt und gleich als Ermittlerpaar für diesen Fall eingesetzt. Herr und Frau Bulle sind schließlich Fallanalytiker und Polizistin. Ihr Büro erinnert ein wenig an das von Carl Mørck im Dezernat Q im Keller, zumindest habe ich es mir beim Lesen von Jussi Adler Olsens Thrillern so vorgestellt. Die - warum auch immer - im Raum abgestellten Wasserflaschen blubbern kommunizierend. Die Leiche offenbart in der Rechtsmedizin ihre wahre Identität und so ermitteln die beiden im transsexuellen Umfeld. Bald gibt es eine zweite Leiche, der eine Botschaft angeheftet ist, die der Vorgesetzte der beiden schnell verschwinden lässt und sie unter einem fadenscheinigen Vorwand mit einer neuen Aufgabe betraut. So dünn ist der Vorwand, dass sogar ihr Hund namens Fisch ihn durchschauen könnte. Doch da schicken sie andere hin, und arbeiten im Home-Office in ihrer edlen verglasten Villa mit zwei Mitarbeitern weiter.

Die Toten vom Bülowbogen ist eine humorvolle und actionreiche Krimikomödie, die Entmietungen durch Immobilienhaie, Prostitution, Drogen und Verteilungskämpfe im Milieu rund um den Potsdamer Platz thematisiert. Nicht alle Verbrecher sind optisch so eindeutig zuzuordnen wie der von Heinz Hoenig so herrlich dargestellte Club-Präsident, der auch noch mit einer elektronischen Fußfessel ausstaffiert ist. Manch einem Geschäftsmann sieht man es nicht an, womit er sein Geld wirklich macht. Egal ob im Anzug oder im Hipster-Look kann sich hinter einem smarten Typen ein Gauner großen Kalibers verbergen. Der Film ist der Auftakt einer neuen Reihe im ZDF auf dem Samstagabendsendeplatz.

Birge Schade agiert als Herrn Bulles rechte Hand herrlich souverän, man kann sich gut eine eigene Folge vorstellen, in der sie wie Miss Marple auf eigene Faust ermittelt. Auch ansonsten sind im Pilot-Film einige möglichen Handlungsstränge angerissen worden, die neugierig machen, etwa wie Yvonne zu diesem Patenonkel kommt. Und diese Villa am Flussufer, die mehr ein Statement als ein Haus ist, wirft natürlich auch Fragen auf. Haben Herr & Frau Bulle reich geerbt?

Die titelgebenden Rollen sind mit Alice Dwyer, die alleine schon mit ihrem Augenspiel brilliert, und mit Johann von Bülow, dessen Name im Titel des Pilotfilms der neuen Reihe auftaucht, passend besetzt. Beim Zusehen kommt Freude auf am Zusammenspiel der beiden. Alice Dwyer stammt aus Schöneberg, wo die Dreharbeiten stattfanden.

Regisseur Till Franzen war schon im Jahr 2005 beim allerersten Festival des deutschen Films auf der Parkinsel und bekam den Publikumspreis für Die blaue Grenze. Er ist der Regisseur von „Die Toten vom Bülowbogen“. Wie er im Filmgespräch erklärte, sei, da man immer weniger Zeit zum Drehen habe, die Besetzung eines Filmes immer wichtiger. Für diesen Film hatten sie 23 Tage zur Verfügung. Angesprochen auf die Kleider von Alice Dwyer im Film erwähnte er Emma Peel als Vorbild. Ebenfalls beim Filmgespräch dabei waren neben dem Regisseur die beiden Hauptdarsteller, sowie Drehbuchautor Axel Hildebrand, Redakteur Peter Jännert und Produzentin Michaela Nix, die bereits „Ein starkes Team“ und „Bella Block“ für das ZDF betreute. Das Film-Team auf der Bühne befand sich im Kuschelmodus und lobte sich gegenseitig. Es war deutlich zu spüren, wie viel Spaß die gemeinsam bei ihrer Arbeit hatten und dass „die Chemie stimmte“.

Der zweite Teil wird schon gedreht und es sollen noch mehr werden. Der Sendetermin wurde noch nicht verraten, außer, dass es ein Samstag sein wird.

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Polizistin Yvonne ermittelt in Berlin. Alice Dwyer ist "Frau Bulle". Foto: © Jürgen Schmid, Kriminetz
Johann von Bülow spielt den Fallanalytiker Heiko. Sein altes FBI-T-Shirt trägt "Herr Bulle" immer noch gerne unterm Hemd. Foto: © Jürgen Schmid, Kriminetz
Das Team des Pilotfilms zur neuen Reihe "Herr und Frau Bulle" auf dem roten Teppich in Ludwigshafen. Foto: © Jürgen Schmid, Kriminetz
Axel Hildebrand schrieb das Drehbuch zum Pilotfilm zur neuen Reihe "Herr und Frau Bulle". Foto: © Jürgen Schmid, Kriminetz
Till Franzen war auch schon beim allerersten Filmfestival 2005 in Ludwigshafen am Rhein zu Gast und gewann mit "Die blaue Grenze" (Buch + Regie) den Publikumspreis. Foto: © Jürgen Schmid, Kriminetz
Im Filmgespräch zu "Die Toten vom Bülowbogen": Von links, Moderator Josef Schnelle, Drehbuchautor Axel Hildebrand, Regisseur Till Franzen, Schauspieler Johann von Bülow, Schauspielerin Alice Dwyer, Redakteur Peter Jännert, Produzentin Michaela Nix und Moderator Rüdiger Suchsland. Foto: © Jürgen Schmid, Kriminetz