Es ist eigentlich ihr TATORT, denn sie spielt die Hauptrolle in Avatar. Und das so bravourös, dass es einem total mitnimmt beim Zusehen. Bernadette Heerwagen ist vielen bekannt aus der Krimi-Reihe München Mord, in der sie die Kriminaloberkommissarin Angelika Flierl verkörpert. Es ist sicherlich eine Herausforderung, den Charakter von „Fräuln Flierl“, wie sie ihr Chef überspitzt altbacken nennt, so glaubwürdig zu spielen, wie es Bernadette Heerwagen gelingt. In der Folge „Avatar“ der Reihe TATORT Ludwigshafen des SWR jedoch zeigt sie eine ganz andere Seite ihres Könnens und überzeugt damit.
Premiere auf der Parkinsel
Zur Vorführung auf die Ludwigshafener Parkinsel im Rahmen de 19. Festivals des deutschen Films kam neben der Filmcrew auch der ARD-Rechtsexperte Frank Bräutigam und nahm im Zelt mit dem zahlreich erschienenen Publikum Platz. Er wurde mit den anderen Gästen von Festivalleiter Michael Kötz begrüßt. Ebenfalls anwesend waren Szenenbildner Andreas Schmid, die beiden Komponisten David Alexandre und Tom Bellis, Nils Reinhardt, und Manfred Hattendorf vom SWR, Drehbuachautor Harald Göckeritz, Regisseur Miguel Alexandre, der Schauspieler Peter Espeloer und seine Kolleginnen Annalena Schmidt, Bernadette Heerwagen, Lisa Bitter und Ulrike Folkerts.
Zum Inhalt
Bereits nach wenigen Minuten gibt es die obligatorische TATORT-Leiche auf dem Bildschirm. Ein Mann wird tot am Rheinufer in Ludwigshafen gefunden. Der gerufene Kriminaltechniker Peter Becker (Peter Espeloer) wird auf seinen baldigen Ruhestand angesprochen, worauf der im Film antwortet, „Mit 63 Jahren fängt das Leben an. Ich freue mich darauf.“ Es ist die letzte TATORT-Folge für den beim Publikum in dieser Rolle sehr beliebten gebürtigen Heidelberger. Das Film-Opfer war Bankangestellter, höheres Management. Bald schon gibt es ein zweites Opfer. Es scheint derzeit eine Affinität für kleine Nebenrollen in Verbindung mit Passau zu geben, denn auch in diesem TATORT kommt jemand aus der niederbayerischen Stadt. Das zweite Opfer ist ein Schreiner aus der Dreiflüssestadt.
Was hat es mit Julia da Borg (Bernadette Heerwegen) auf sich, die sich in unmittelbarer Nähe des Tatortes befand? Lena Odenthal (Ulrike Folkerts) und Johanna Stern (Lisa Bitter) behalten Julia da Borg im Visier, die auf Dating-Plattformen aktiv ist. Zwischendurch sieht man sie immer wieder in Videotelefonaten mit ihrer dreizehnjährigen Stieftochter. Dann ist da noch eine Familie im Elsass, in der es Konflikte zwischen dem Sohn der Frau und ihrem neuen Partner gibt.
Avatar ist ein spannender TATORT, der ziemlich unter die Haut geht. Man ahnt nicht sofort, worauf es hinaus läuft, aber am Ende ergibt alles einen Sinn und ist ziemlich logisch. Ein Film, über den man noch eine Weile nachdenkt – vor allem, wenn man selbst Kinder hat.
Regie führte Miguel Alexandre, das Drehbuch schrieb Harald Göckeritz. In weiteren Rollen spielen u. a. Renato Schuch, Leni Deschner, Caspar Hoffmann, Felix von Bredow, Sabine Timoteo, Luis Vorbach und Annalena Schmidt. Kamera Cornelia Janssen, Schnitt Barbara Brückner, Szenenbild Andreas C. Schmidt, Kostümbild Stephanie Kühne, Besetzung Anja Dihrberg, Produktionsleitung Marcus Boehnke.
Filmgespräch im Anschluss an die Premiere
Julia Teichmann moderierte das Gespräch zum Film und verriet, dass sie mit Bernadette Heerwagen auf derselben Schule in München war. Ebenfalls Platz nahmen für die Runde: Ulrike Folkerts, Lisa Bitter, Miguel Alexandre, Peter Espeloer, Annalena Schmidt, Nils Reinhardt und Harald Göckeritz. Miguel Alexandre war „völlig geflasht, was das für ein geiles Festival ist. Es geht hier wirklich ums Publikum“. Ulrike Folkerts fand es erneut toll, den Ludwigshafener Tatort auf der Parkinsel zu sehen.
Bernadette Heerwagen „hat es ziemlich umgehauen, den Film auf der großen Leinwand zu sehen. Ich hänge emotional noch im Kino fest.“ Der Regisseur hatte bereits seinen Abschlussfilm an der Filmhochschule München mit Bernadette Heerwegen gedreht und kannte sie daher schon. Für Peter Espeloer und Annalena Schmidt (Rolle der Sekretärin Edith Keller) geht eine Ära zu Ende. Sie haben, so hieß es, in einem Zeitraum von 25 Jahren in 66 Folgen des Ludwigshafener TATORTs mitgewirkt. Autor Harald Göckeritz hat schon für mehrere Folgen das Drehbuch verfasst, „für Odenthal zu schreiben ist immer ein bisschen, wie nach Hause zu kommen“. Ulrike Folkerts ist begeistert von der Filmmusik zu „Avatar“ und holt die beiden Musiker nach vorne, David Alexandre und Tom Bellis.
Geduldig nehmen sich die SchauspielerInnen sehr viel Zeit für Autogramme und für gemeinsame Fotos mit den begeisterten Gästen.
Ausgestrahlt wird „Tatort – Avatar“ voraussichtlich im Januar 2024.
Zum Gesamtprogramm des Festivals des deutschen Films in Ludwigshafen