TATORT Der Mann, der lügt

Richy Müller, eine Hälfte des Ermittlerduos im SWR-TATORT, kam als Überaschungsgast zur Vorführung von "Der Mann, der lügt" zum Festival des deutschen Films. Foto: © Jürgen Schmid, Kriminetz

Der TATORT mit den beiden Stuttgarter Ermittlern Lannert und Bootz beginnt nicht nur ungewöhnlich. Den Zuschauern wird in den ersten 60 Sekunden keine Leiche präsentiert. Außerdem stehen in dieser Folge weder das Opfer, dessen Geschichte in Rückblenden erzählt werden könnte, noch die Kommissare im Mittelpunkt. Dabei gab es schon ganze Folgen, in denen das Privatleben der beiden breiten Raum einnahm. Aber dieses Mal ist es der Verdächtige Jacob Gregorowicz, grandios gespielt von Manuel Rubey, der im Fokus steht. Er ist der Mann, der lügt. Wer einmal lügt, dem glaubt man nicht (mehr). Wann sagt er die Wahrheit?

Gleich zu Beginn sieht man auf dem Parkplatz, auf dem Jacob Gregorowicz sein Auto abstellt, den braunen Porsche stehen, mit dem Richy Müller immer zum Set fährt. Und genau der wartet gemeinsam mit Felix Klare im verglasten Bürogebäude der Gebert Maschinenbau auf den Mann. Seit nunmehr zehn Jahren ermitteln die beiden als Team Lannert und Bootz im Auftrag des SWR. Ausgedacht hat sie sich Grimme-Preisträger Holger Karsten Schmidt, der dann auch die ersten drei Folgen für die beiden schrieb.

Lange werden die Zuschauer im Unklaren darüber gelassen, weshalb dieser Jacob Gregorowicz lügt. Um darzustellen, dass er lügt, braucht es keine Worte. Seine Mimik, sein Blick, seine Körperhaltung erzählen davon. Im Kalender des Opfers stand als letzter Eintrag ein Termin mit ihm. Der Tote sei sein Tennispartner gewesen, sagt er. Nach und nach schält sich die Wahrheit heraus. Die Tochter spürt, dass etwas anders ist, „Mama ist irgendwie komisch und du auch.“ Seiner Frau Katharina (Britta Hammelstein) gesteht Jacob, 200.000 € in den Sand gesetzt zu haben. Vermittelt hat das Investment das Opfer.

Der Mann, der lügt wird konsequent aus der Sicht des Verdächtigen erzählt. Die Polizeiarbeit spielt keine Rolle, sie fließt nur insoweit ein, als sie Jacob mitbekommt. Sein Wissensstand bezüglich der Ermittlungen ist auch derjenige der Zuschauer. Nach und nach zerfällt sein Leben. Das Gebilde, das er aufgebaut hat, ist nicht mehr zu halten. Ein ganz besonderer TATORT, einer, der aus dem Rahmen fällt und sich wirklich anzuschauen lohnt.

Regie: Martin Eigler, Buch: Sönke Lars Neuwöhner/Martin Eigler, Kamera: Andreas Schäfauer, Schnitt: Claudia Lauter, Musik: Sea and Air, Szenenbild: Andreas C. Schmid, Produzent: Nils Reinhardt, Redaktion (Brigitte Dirhard (SWR), Produktion: SWR. In weiteren Rollen spielen Britta Hammelstein, Hans Löw, Carolina Vera und Mimi Fiedler.

Zur Vorstellung beim Festival des deutschen Films auf der Ludwigshafener Parkinsel waren der Drehbuchautor Sönke Lars Neuwöhner, Kameramann Andreas Schäfauer, Regisseur Martin Eigler, SWR-Redakteurin Brigitte Ditthart und Produzent Nils Reinhardt angereist. Als Überraschungsgast kam der sympathische und bestens gelaunte Schauspieler Richy Müller, der früher „iwwer der Brigg“, in Mannheim-Seckenheim, gelebt hat. Er war mit seiner Frau in der Gegend und hatte ihr, wie er erzählte, das Freibad seiner Kindheit zeigen wollen. Leider musste das beliebte Schwimmbad in Ilvesheim vor einiger Zeit schließen, was der Schauspieler sehr bedauerte.

Zu den Dreharbeiten meinte Richy Müller beim sich an den Vorführung anschließenden Filmgespräch, die wären entspannt gewesen. Drehbuchautor Sönke Lars Neuwöhner antwortete auf die Frage des Moderators Josef Schnelle, ob er selbst schon mal ein Verdächtiger gewesen wäre, er habe mal an einem Kiosk bezahlen wollen und es habe sich herausgestellt, jemand habe ihm eine „Blüte“ untergeschoben. Die Ursprungsidee für das Drehbuch sei gewesen, „was passiert, wenn alles, was du sagst, dir notorisch nicht geglaubt wird“. Andreas Schäfauer gab Einblicke in seine Arbeit als Kameramann und berichtete von Licht und Gegenlicht, mit dem die Schauspieler in Szene gesetzt wurden. Richy Müller ergänzte, dass Film in erster Linie Bild sei und nicht Sprache. Regisseur Martin Egler erzählte von einer Verhörszene, für die das Team einen gesamten Tag benötigte, bis sie so war, wie er sie haben wollte.

Der Film läuft beim Festival im Wettbewerb für den Rheingoldpublikumspreis. Er ist nochmals am 1. September, 13 Uhr sowie am Sonntag, 2. September, 22 Uhr zu sehen.

Voraussichtlicher Sendetermin ist der 4. November 2018, um 20.15 h in der ARD.

Das Festival des deutschen Films dauert noch bis zum 9. September 2018. Zum Programm hier klicken

Sie alle waren zur Vorführung von "Der Mann, der lügt" auf die Ludwigshafener Parkinsel gekommen: (links beginnend) Regisseur Martin Eigler, Drehbuchautor Sönke Lars Neuwöhner, Überraschungsgast und TATORT-Ermittler Richy Müller, in der Mitte Gastgeber Michael Kötz, SWR-Redakteurin Brigitte Dithard, Produzent Nils Reinhardt und Kameramann Andreas Schäfauer. Foto: © Jürgen Schmid, Kriminetz
Martin Eigler, der Regisseur von "Der Mann, der lügt". Foto: © Jürgen Schmid, Kriminetz
Drehbuchautor Sönke Lars Neuwöhner. Foto: © Jürgen Schmid, Kriminetz
Das Gespräch zum Film "Der Mann, der lügt" war hervorragend gut besucht. Foto: © Jürgen Schmid, Kriminetz